Silberband 035 - Magellan
an.
»Ich …«, begann er, um sofort von Danton unterbrochen zu werden.
»Still, mon capitaine! Drüben tut sich etwas.«
Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgten die Terraner, wie sich im Nebenraum eine Tür öffnete
und zwei der quadratisch gebauten Generäle erschienen. Hinter ihnen tauchte einer der zierlichen
Shanganten auf, dessen Gesicht von Narben übersät war. Die lange, silberfarbene Mähne besaß einen
stumpfen Glanz und war bereits stark gelichtet.
Gerhard Beir stieß einen leisen Pfiff aus, sagte jedoch nichts. Ein grüblerischer Zug lag um
seine Lippen.
Mit Entsetzen bemerkte Danton, wie der Shangant die flache Tasche öffnete, die er bei sich
trug, und den beiden Generälen Injektionsspritzen überreichte. Die fünf Terraner bewegten sich
unruhig.
Auf den Wink eines Generals brachte der Shangant ein kleines, kastenförmiges Gerät aus der
Tasche zum Vorschein. Er hielt es in Richtung der Gefangenen, die urplötzlich in ihren Bewegungen
erstarrten.
»Vermutlich eine Art von Fesselfeld«, murmelte John Harvey neben Roi Danton, der schweratmend
zusah, wie das Verhängnis seinen Lauf nahm.
Schnell und mit kontrollierten Bewegungen, die auf lange Übung schließen ließen, injizierten
die Generäle den fünf Männern etwas in den Blutkreislauf. Dann traten sie bis fast zum Ausgang
zurück und beobachteten mit stoischem Gleichmut, wie der Shangant das Fesselfeld von den
Terranern löste und das Gerät wieder verstaute. Gleich darauf verschwanden sie nach draußen.
»Sollte das die von Roumbaki angeordnete Hinrichtungsart sein?« ließ Ark Huron sich ungläubig
vernehmen.
»So wie er sich dabei aufgeführt hat – ja!« erwiderte Danton.
»Sie soll besonders grausam sein«, erinnerte sich der Markos-V-Kolonist kopfschüttelnd. »Aber
alles, was ich sehen kann, ist, daß es den fünf Männern gutgeht!«
An dieser Feststellung war etwas Wahres, mußte Roi Danton zugeben.
Während er von Sorge erfüllt durch die transparente Energiebarriere in den kleinen Raum
blickte, sah er, wie Leutnant Rony Steward die Hand hob und herüberwinkte, als wollte er sagen:
alles in Ordnung!
Roi wandte sich an Fred Blain und fragte:
»Was ist – Ihrer Meinung nach – drüben geschehen?«
Der Mediziner hob ratlos die Schultern. Dann antwortete er zögernd:
»Man scheint sie mit irgend etwas infiziert zu haben. Wir müssen abwarten, wie die Männer
darauf reagieren.«
Fred Blain schwieg kurze Zeit überlegend. Dann fuhr er nachdenklich fort:
»Offenbar handelt es sich dabei um eine Krankheit, die ungeheuer schnell den gurradschen
Organismus zerstört und ein äußerst qualvolles Ende herbeiführt. Aber um es noch einmal zu
betonen: Es handelt sich nur um eine Vermutung. Sie kann durchaus falsch sein, denn unsere Leute
scheinen überhaupt nicht zu reagieren. Oder sind Sie anderer Ansicht, Herr Kollege?«
Fragend sah der rundliche Arzt auf Gerhard Beir.
»Ich habe zwar eine Vermutung«, sagte dieser, »möchte sie jedoch für mich behalten, bis ich
sicher bin, daß sie zutrifft.«
Mühsam schleppte sich die Zeit dahin.
Über den Kristallwäldern Boultats erwachte der neue Tag – doch davon merkten die
gefangenen Terraner nichts. Das grelle, fast schmerzende Licht des Raumes, in dem sie sich
befanden, schuf eine Atmosphäre, in der die Zeit nicht mehr meßbar schien. Obwohl erst Stunden
vergangen waren, kamen sie den Terranern wie Tage vor.
Mehrmals tauchten Gurrads im Nebenraum auf, um sich vom Stand der Dinge zu überzeugen.
Jedesmal wurden sie fassungsloser. Was immer sie auch zu erwarten schienen – es war nicht
eingetroffen.
Langsam begann Roi Danton aufzuatmen. Allem Anschein nach reagierten die fünf Terraner
tatsächlich nicht auf die Injektionen.
Und als er schon glaubte, alles sei überstanden, konnte er verfolgen, wie den Männern
plötzlich übel wurde. Sie bewegten sich taumelnd durch den kleinen Nebenraum und fielen dann wie
vom Blitz gefällt zu Boden. Auf den sichtbaren Stellen ihres Körpers bildeten sich schwärzliche
Blasen.
»Ganz wie ich dachte«, murmelte Gerhard Beir und blickte mit zusammengekniffenen Augen durch
den Energieschirm.
»Was dachten Sie sich, Monsieur?« verlangte Roi Danton zu wissen. Das schmale, markante
Gesicht des Freihändlers trug einen Ausdruck tiefster Sorge. »So reden Sie doch schon, um Himmels
willen!«
Gerhard Beir blickte auf seine Uhr. Seine Lippen murmelten unverständliche Worte, und er
nickte mehrmals, als
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