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Silberband 035 - Magellan

Titel: Silberband 035 - Magellan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sondern gegeneinander. Iwanowitsch riß den Strahler herum und richtete ihn auf Jumpy,
der neben ihm stand – aber er schoß nicht. Seine Finger verkrampften sich, denn der Verstand
Iwanowitschs wurde von zwei einander widersprechenden Befehlen gemartert. Jumpy war sein
Freund – das wußte er. Aber er war auch sein Feind, den er töten mußte.
    Was stimmte?
    »Nicht ablenken lassen!« dröhnte Iwan, der rechte Kopf. »Auf den Kristall feuern, und an
nichts anderes denken, Bruder!«
    Das schien Iwanowitsch in die Wirklichkeit zurückzubringen. Langsam wanderte der Lauf seiner
Waffe zu dem ursprünglichen Objekt zurück und begann, Energiebündel zu speien.
    Fast die Hälfte des Mutterkristalls war nun schon verdampft. In der Halle war die Temperatur
auf nahezu zweitausend Grad angestiegen, und die Kühlanlagen der Kampfkombinationen arbeiteten
auf Hochtouren. Von der gewölbten Decke tropfte es herab und bildete immer größere Glutlachen. In
kleinen Bächen rann das flüssige Gestein zum Rand der Halle und sammelte sich dort in
Vertiefungen. Die Sicht war schlecht geworden. Nebelschwaden wogten in dem riesigen Hohlraum auf
und nieder.
    »Die Impulse des Kristalls werden schwächer«, keuchte Gucky. »Wir schaffen es … Himmel,
wir schaffen es!«
    Abermals veränderte sich die Farbe des Kristalls.
    Er wurde dunkel, und dann wurde er blaßrot und fast durchsichtig.
    Er sah aus wie ein riesiger Edelstein.
    Gucky konnte nicht wissen, daß die zuerst erfolgte Verdunkelung eine eigentümliche
hyperphysikalische Erscheinung war, die eine totale Strukturumwandlung des Kristalls bewirkte.
Mit den Atomgruppen wandelten sich auch die entsprechenden Bindungsenergien.
    Aus dem Mutterkristall war etwas anderes geworden, aber noch ahnten die drei Mutanten nicht,
was.
    Sie standen da und starrten ungläubig auf das Wunder. Längst hatten sie das unnötig gewordene
Feuer eingestellt, denn die Haßempfindungen waren erloschen. Alles war erloschen, und auch die
Kopfschmerzen waren so plötzlich verschwunden, daß Gucky es erst jetzt bemerkte.
    »Kein Druck mehr«, flüsterte er erleichtert. »Wo sind die Kopfschmerzen geblieben? Die
Impulse …? Nicht mehr da.«
    »Der Kristall ist gestorben«, meinte Iwan Goratschin.
    »Er sieht aus wie ein Rubin oder so«, meinte Jumpy.
    Gucky betrachtete seinen Sohn erstaunt.
    »Was verstehst du denn von Edelsteinen?« erkundigte er sich mißtrauisch. »Ich kann einen nicht
vom anderen unterscheiden.«
    »Das gehört zur Bildung eines Gentlemans«, klärte Jumpy ihn schnippisch auf.
    Gucky knurrte, blieb aber friedlich.
    Er versuchte, telepathischen Kontakt mit Marshall aufzunehmen, und zu seinem Erstaunen gelang
das sofort. Die Impulse kamen stark und deutlich.
    »Wir haben es geschafft«, sagte er laut. »Der Kristall hat sich verändert, er ist um die
Hälfte kleiner geworden, und die Hypnoimpulse sind erloschen. Wie ist es bei euch?«
    »Keine Impulse mehr. Die Kristalladern in den Wänden haben sich rosa
verfärbt …«
    »Dort auch? Rosa, sagst du? Merkwürdig!«
    »Kehrt zu uns zurück, Gucky. Vielleicht ist etwas im Gange, von dem wir noch
nichts ahnen. Beeilt euch!«
    »In Ordnung.«
    Sie warfen einen letzten Blick auf den Mutterkristall. Er hatte sich seit der Verwandlung
nicht mehr verändert. Die Hitze in der Halle ließ allmählich nach, und das Gestein wurde wieder
fest.
    Und es gab keine hyperenergetischen Impulse mehr.
    Gucky und Jumpy nahmen Goratschin bei den Händen und teleportierten mit ihm zu Marshall
zurück.
    Die Barriere, die nach einem ähnlichen Prinzip arbeitete wie das bereits auf Modula II
verwendete Anti-Modulationsfeld, war verschwunden. Dies konnte nur bedeuten, daß sich die
Energiestation, die dieses Feld erzeugt hatte, in dem Moment abgeschaltet hatte, als die
Befehlsimpulse des Kristalls verstummten. Dadurch wurde es den Terranern unmöglich gemacht, das
betreffende Energieaggregat zu finden, denn ein desaktiviertes Aggregat hinterließ keine Spuren,
denen man hätte folgen können.
    »Doktor Weißmann«, sagte Rhodan gerade, »Sie können sich inzwischen schon nach einer
plausiblen Erklärung umsehen. Vielleicht finden Sie eine.«
    »Es gibt mehrere«, erwiderte der Wissenschaftler zu seiner Überraschung ruhig. »Eine davon
wird schon richtig sein.«
    Während Goratschin berichtete, gingen sie bis zu der Stelle vor, an der einstmals die
paradiesischen Landschaften und der mörderische Kristalltunnel gewesen waren. Das

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