Silberband 035 - Magellan
bemerkt. Keine Sekunde zögern, verstanden?
Jumpy, du bist doch vernünftig, nicht wahr? Wenn Papa sich zu weit vorwagt, springst du einfach
mit ihm hierher zurück. Versprichst du mir das?«
»Ja, Onkel John.«
»Gut. Dann wünsche ich euch viel Glück.«
Gucky nahm Jumpys Hand.
»Auf keinen Fall loslassen, was immer auch passiert. Wenn wir zusammenbleiben, haben wir
doppelte Sprungkraft. Und beim Weg zurück nur auf Goratschin und Onkel John konzentrieren, dann
gibt es keinen Fehlsprung. Fertig, Söhnchen?«
»Fertig, Papa.«
Die beiden Mausbiber entmaterialisierten.
Zurück blieben John Marshall und Goratschin. Mit ehrlicher Angst in ihren Herzen starrten sie
auf die paradiesische Landschaft und den wunderbaren Kristalltunnel …
… und warteten.
Gucky war es nicht schwergefallen, die Quelle der hypnosuggestiven Strahlung genau
anzupeilen, nachdem Goratschin ihm die Richtung mit Hilfe der Meßinstrumente angegeben hatte. Er
hatte sich exakt auf diesen Punkt konzentriert, der etwa fünfzig Kilometer von der roten Sperre
entfernt war.
Als er mit Jumpy materialisierte, stand er am Rand einer riesigen Halle. Sie hatte einen
Durchmesser von mehr als fünfhundert Metern. Die Decke war gewölbt und gute zweihundert Meter
hoch. Alles erinnerte an eine gigantische Kuppel, deren Wände aus nacktem Fels bestanden, der von
blaugrünen Kristalladern durchzogen war.
Und in der Mitte der Halle ruhte eine Kristallkugel von tiefblauer Farbe, rund fünfzig Meter
durchmessend.
Sie strahlte und pulsierte – und sie lebte.
Gucky hielt sich zum Rückzug bereit, aber noch zögerte er, den seltsamen Ort so schnell wieder
zu verlassen. Er ahnte, daß er kurz vor der Lösung stand, die Rhodan so fieberhaft suchte. So
schnell wollte er nicht aufgeben, und im Augenblick bestand auch keine unmittelbare Gefahr für
ihn und Jumpy.
Beide Mausbiber beobachteten den Kristall.
Seine Form deutete darauf hin, daß er nicht auf natürliche Weise entstanden war. Aus
irgendeinem Grund hatten die Perlians diesen modulierten Kristall hier installiert. Gleichzeitig
schufen sie auch Sperren, die verhinderten, daß sich die hypnosuggestive Strahlung des Kristalls
ungehemmt über den gesamten Planeten ausbreiten konnte.
Der Kristall war nicht einfach nur rund. Auf seiner Oberfläche saßen Tausende stachelartiger
Auswüchse, die an der Grundfläche einen Meter dick sein mochten. Sie waren bis zu zehn Meter lang
und liefen an ihren Enden spitz zu. In der Halle selbst schwirrten unzählige kleine
Kristallkugeln herum, die den Riesenkristall umliefen und immer wieder die zehn Meter langen
Stacheln berührten.
Der Anblick war so phantastisch, daß Gucky sich nicht zu rühren wagte. Er versuchte nur
herauszufinden, was das alles zu bedeuten hatte. Auch die Tatsache, daß die Kleinkristalle keine
eigentlichen Satellitenbahnen hatten, brachte ihn nicht weiter. Im Gegenteil, ihn verwirrte die
Tatsache, daß sie ein richtiges Eigenleben zu besitzen schienen. Immer wieder kehrten sie zu den
Wänden der Halle zurück und strichen an den Kristalladern vorbei, als wollten sie sich bei ihnen
neue Energien holen.
»Papa, die Kopfschmerzen werden stärker …«
Jumpy flüsterte die Worte nur, aber Gucky verstand sie auch so. Er verspürte ebenfalls den
steigenden Druck auf sein Gehirn. Jemand versuchte, sein Bewußtsein zu übernehmen, und er wußte,
daß es der große Kristall war – das Herz von Danger I, vielleicht sogar das Herz aller
vorhandenen Danger-Planeten.
»John«, dachte er und hoffte, daß der Telepath seine Gedankenimpulse empfangen
konnte, »wir haben es gefunden. Gib mir Antwort, wenn du mich verstehst. Schnell!«
Er rechnete eigentlich kaum damit, daß die Impulse bis zu Marshall drangen, daher waren sein
Erstaunen und seine Erleichterung um so größer, als die Antwort schon Sekunden später
eintraf:
»Kommt zurück, wenn Gefahr droht. Wo steckt ihr?«
»In einer Halle, fünfzig Kilometer von euch. Ein Riesenkristall. Er beginnt
schon mit der Hypnobehandlung. Wir werden es nicht lange aushalten, aber noch geht es.«
Marshall fragte:
»Könnt ihr den Kristall vernichten?«
»John, er hat einen Durchmesser von fünfzig Metern. Vielleicht könnte Goratschin
es schaffen, wenn der Kristall Kalzium oder Kohlenstoff enthält.«
Die Kopfschmerzen verstärkten sich. Es dauerte anscheinend eine gewisse Zeit, bis der Kristall
reagierte. Oder er hatte niemals damit gerechnet, daß jemand so weit
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