Silberband 035 - Magellan
Hölle.
Irgendwo krachten Schotte. Eine Alarmpfeife wimmerte. Kraftwerksreaktoren liefen donnernd
an.
Dumpfe Explosionen erschütterten den Laderaum, in dem Rhodan, Kasom und etwa tausend Gurrads
Zuflucht gefunden hatten. Der Boden neigte sich, und die Männer schrien und stöhnten.
Gleich einer Traumerscheinung tauchte vor Rhodans Augen das verschwitzte Gesicht Roi Dantons
auf, dann raubten ihm durchkommende Beschleunigungskräfte das Bewußtsein.
Lordadmiral Atlan vernahm mit maskenhaft starrem Gesicht die Botschaft des
Freundes.
Über Hyperkom teilte Perry Rhodan mit, daß er sich zusammen mit seinen Männern – oder
zumindest einem großen Teil des Kommandotrupps – und etwa tausend Gurrads in dem großen
Laderaum eines Birnenraumschiffes befand und daß ein Befreiungsversuch augenblicklich sinnlos
sei.
Die Ortungszentrale der CREST IV versuchte seit dem Beginn der Hyperkomübertragung, ein
einzelnes Birnenraumschiff auszumachen, das soeben aus der Atmosphäre von Modula II entkommen
war. Jedenfalls hatte Perry Rhodan gesagt, er sei nach dem Verlassen der Atmosphäre aus einer
kurzen Bewußtlosigkeit erwacht und hätte sofort die CREST IV angerufen.
Doch es gab kein einzelnes Raumschiff über Modula II mehr. Die birnenförmigen Raumer, die die
Kämpfe überstanden hatten, formierten sich über dem Planeten zu einem lockeren Pulk und nahmen
dabei Fahrt auf.
Der Melder des Hyperkoms schnarrte.
Geistesabwesend drückte der Arkonide die Schaltleiste nieder. Auf dem Bildschirm erschien das
Gesicht von Rasto Hirns, dem Kommandanten der FRANCIS DRAKE.
»Was wollen wir tun, Lordadmiral?« fragte Hirns. »Ich habe den Hyperkomspruch Rhodans auch
empfangen. Demnach befindet sich Roi Danton ebenfalls in dem bewußten Birnenschiff.«
»Warten Sie noch, Edelmann Hirns«, erwiderte Atlan ruhig. »Wenn Sie mitgehört haben, kennen
Sie auch den Befehl des Großadministrators, vorläufig keinen Befreiungsversuch zu
unternehmen.«
Damit schaltete er ab.
Zehn Minuten später kam ein neuer Hyperkomspruch durch.
»Befehl an General Kastori!« schallte Perry Rhodans Stimme unter krachenden Störgeräuschen aus
dem Hyperfunkempfänger. »Blockieren Sie das gesamte System und vor allem Modula II. Kein einziger
Kristallagent darf die Atmosphäre dieses Planeten verlassen!«
Er legte eine Pause ein, in der der Arkonide deutlich das keuchende Atmen der Gurrads vernahm,
die mit dem Freund zusammen im Lagerraum eines Birnenschiffes eingepfercht waren.
»An Atlan und Edelmann Hirns!« kam Rhodans Stimme wieder, diesmal bedeutend leiser. »Roi
Danton und ich werden versuchen, uns mit den Gurrads zu verständigen und eventuell ein Bündnis
mit ihnen zu schließen. Ich habe keine Ahnung, in welchem Schiff wir uns befinden. Verfolgen Sie
alle Guerillaschiffe, die das Modula-System verlassen. Ende!«
»Darauf kannst du dich verlassen!« sagte Atlan voller Ingrimm.
7.
Das hell erleuchtete Hangarschott nahm sich auf dem Frontschirm der Korvette wie
der von glutflüssigem Magma erfüllte Schlund eines Vulkans aus.
Auf Major Tschai Kulus schweißglänzendem schwarzem Gesicht spiegelten sich die zuckenden
Lichter von zahlreichen Kontrollinstrumenten. Gespenstisch stach das Weiß der weit aufgerissenen
Augen davon ab.
Major Tschai Kulus Geist befand sich auf der verwaschenen Grenze zwischen hypnosuggestivem
Trancezustand und klarer Urteilskraft.
Die schlanken Finger des Majors zuckten unruhig auf den Sessellehnen. Der Blick wanderte
nervös zwischen den Manuellkontrollen und dem Frontschirm hin und her. Das rechte Augenlid zuckte
krampfhaft.
Ein unterdrücktes Stöhnen kam rauh aus seiner Kehle.
Er begriff noch nicht, was er sah.
Irgendwann war er mit der KC-31, dem Flaggschiff seiner Dritten Beibootflottille,
gestartet.
Aber warum?
Tschai Kulu versuchte fieberhaft, die von geistigem Zwang, von Angst und Panik versperrten
Kammern seines Gedächtnisses zu öffnen.
Warum war er gestartet?
Und was hatte er eigentlich auf dem Planeten Modula II zu suchen gehabt?
Irgend etwas war dort gewesen, weswegen er hingeflogen war. Und irgend etwas hatte ihn
bewogen, in panischer Hast zu starten.
Alle diese Gedanken fuhren innerhalb eines Sekundenbruchteils durch Kulus gemartertes
Gehirn.
Er starrte voller Entsetzen auf die ständig anwachsende Öffnung, in der anscheinend
glutflüssiges Magma brodelte.
Eine Warnpfeife begann zu schrillen.
Im Unterbewußtsein horchte Tschai Kulu auf das dumpfe
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