Silberband 035 - Magellan
ebenfalls schon erwacht waren, lehnten genauso wie er gegen
die Wände und wurden von langhaarigen Gurrads betreut, die die Terraner fütterten.
In der Nähe des Schleusentores stand auf einem kleinen Elektrokarren ein mächtiger Kessel; in
ihm war die Suppe.
Jemand neben Roi begann erst zu stöhnen, dann mit immer kräftiger werdender Stimme zu
schimpfen.
Roi sah zur Seite; es war John Harvey, der sich gegen die fest zupackenden Hände eines jungen
Gurrads wehrte, der ihm die Suppe einflößen wollte.
»Verdammt«, knurrte der Wissenschaftler. »Bin ich denn ein kleines Kind? Verschwinde! Ich kann
mir sehr gut allein helfen.«
Der Gurrad ließ sich nicht beirren. Mit der Rechten umspannte er Harveys Kiefer, der sich
infolge der Schmerzen, die dieser Griff erzeugte, weit öffnete; die linke Hand führte den
gefüllten Löffel an Harveys Mund.
Wenn er nicht ersticken wollte, mußte der Wissenschaftler schlucken. Was er dann auch
ausgiebig tat. Ein befriedigtes Grinsen erschien auf dem Gesicht des Guerillas.
Dann gab er dem Terraner einen kleinen Klaps auf den Kopf, so wie man einen unartigen Jungen
ermahnt, jetzt brav zu sein und die Suppe zu essen, und drückte ihm den Napf mitsamt dem Löffel
in die Hand.
»Na endlich!« murmelte John Harvey und machte sich über den Inhalt des Napfes her.
»Schmeckt es Ihnen, Monsieur?« erkundigte sich Roi.
John Harvey blickte Roi an.
»Es schmeckt ausgezeichnet«, antwortete er, während er zwischendurch weiter aß.
»Man hört es, Monsieur«, murmelte Roi und zauberte ein blasiertes Lächeln auf seine
Lippen.
»Das ist völlig egal«, hielt ihm der Wissenschaftler entgegen. »Wichtig ist nur eines: Es wird
uns wieder zu Kräften bringen.«
»Hoffen wir es«, nickte Roi Danton und bemerkte mit Bedauern, daß sein Napf leer war.
Augenblicke lang hielt er ihn unschlüssig in der Hand – doch dann entschied er sich doch
dafür, keinen Nachschlag mehr zu verlangen.
Er blickte auf – und sah Kapitän Trikort vor sich stehen. Hinter ihm zwei andere
Gurrads.
Der Kapitän begann sofort mit kehligen Lauten auf Roi einzureden.
Roi zuckte die Achseln und verwünschte den Umstand, nicht der Sprache der Guerillas mächtig zu
sein. Wenn man nur die Translatoren auf die Sprache der Gurrads programmieren könnte, durchzuckte es ihn, dann läge einer Verständigung nichts mehr im Wege!
Aber Roi wußte auch, daß diese Translatoren zusammen mit den abgelieferten Waffen und
technischen Geräten irgendwo im Schiff lagerten, unerreichbar für ihn.
Zwar wußte er inzwischen aufgrund einer kurzen Mitteilung von Oro Masut, daß es den beiden
Ertrusern gelungen war, ein Gerät mit der gurradschen Sprache zu ›füttern‹, aber dieses Wissen
half ihm in der jetzigen Situation nicht weiter, da ihm dieses Gerät ebenfalls nicht zur
Verfügung stand.
»Sehen Sie doch!« meldete sich John Harvey von seinem Platz aus. »Die beiden Gurrads in seiner
Begleitung tragen einen Translator bei sich. Offenbar beabsichtigen sie, endlich eine
Verständigung herbeizuführen.«
Roi, der die beiden Gurrads nur zur Hälfte sehen konnte, da Trikort sein Blickfeld begrenzte,
atmete scharf ein. Sollte wirklich sein Wunsch in Erfüllung gehen? Sollte es jetzt endlich zu
einer echten Verständigung zwischen den beiden Lebensformen aus zwei verschiedenen Galaxien
kommen?
Roi wußte nicht, wie viele Stunden vergangen waren, als endlich der erste
verständliche Laut aus dem Tongitter des Translators kam.
Sie saßen einander gegenüber.
Auf der einen Seite Roi Danton, John Harvey und noch einige Wissenschaftler, auf der anderen
Kapitän Trikort und drei seiner Offiziere.
Dazwischen stand der würfelförmige Translator.
»Können Sie mich verstehen, Kapitän?« sprach Roi Danton gegen das Mikrophongitter.
Der Translator stieß einige gutturale Laute aus; freudige Überraschung zeigte sich auf den
Löwengesichtern der Gurrads.
Trikort antwortete mit einer schnellen Folge von Worten.
Der Translator sagte vernehmlich: »Ich kann Sie verstehen, König.«
»Ausgezeichnet!« rief einer der Wissenschaftler neben Roi Danton aus. »Der Translator arbeitet
nahezu perfekt. Haben Sie schon bemerkt, meine Herren, daß er sogar Monsieur Dantons Vornamen in
seiner wirklichen Form – nämlich König – übersetzt? Bemerkenswert – wirklich
bemerkenswert!«
Roi Danton wandte sich wieder an den Guerillakapitän und sagte:
»Wie Sie schon festgestellt haben dürften, mon
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