Silberband 036 - Die Zeitpolizei
der Zeit, über einige Dinge Klarheit zu schaffen«, erklärte der Arkonide, immer
noch nach Atem ringend. »Gucky, ich kenne deine Befürchtungen: aber Worte haben in einer Lage wie
dieser weniger Gewicht als Taten.«
Perry Rhodan stand starr. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht. Mit unbeteiligter Miene
nahm er an den Geschehnissen teil, während Bull und Tifflor mit matten, hilflosen Gesten und
großen, staunenden Augen zu verstehen gaben, daß ihr Verständnis längst hinter der Entwicklung
der Dinge zurückgeblieben war.
Atlan wandte sich an Roi Danton.
»Ich habe Sie vor kurzem um einen Gefallen gebeten, mein Freund«, begann er. »Sie wissen,
welchen ich meine. Er verschaffte mir die Klarheit, die diese Herrschaften hier nun ebenfalls
dringend benötigen. Erweisen Sie ihnen denselben Gefallen.« Er streckte den Arm aus und wies auf
eine Tür im Hintergrund der Kabine. »Meine Gemächer stehen Ihnen zur Verfügung. Ich bitte um
Eile, denn ich fürchte, ich werde den Fragen unserer Gäste nicht länger standhalten können.«
Danton nickte wortlos und verschwand durch die Tür, die der Arkonide ihm gewiesen hatte.
Niemand erhob Einspruch. Bull und Tifflor erschienen völlig verwirrt, und Perry Rhodan machte den
Eindruck, als nehme er an den Geschehnissen überhaupt nicht teil.
Atlan wandte sich ihm zu. Er hatte einen Wirbelsturm von Fragen erwartet, aber Rhodan
enttäuschte ihn. Er stand weiterhin reglos, mit starrem Gesicht, den Blick durch den Arkoniden
hindurch in die Ferne gerichtet. Gucky gab einen pfeifenden Laut der Unzufriedenheit von sich und
machte es sich in einem Sessel bequem.
Drei oder vier Minuten vergingen. Dann, als sei ausgerechnet für ihn die Spannung zu groß
geworden, begann Atlan zu sprechen.
»Der Gefallen, von dem ich sprach, besteht aus folgendem: Der Mann, den wir als Roi Danton
kennen, wird von seinem Äußeren einige Dinge entfernen, die er bislang benutzte, um uns sein
wahres Aussehen zu verheimlichen. Er hatte bisher, so behauptete er, einen triftigen Grund, uns
allen anders zu erscheinen, als er wirklich ist. Ich kam ihm auf die Schliche – erst vor
wenigen Tagen. Ich zwang ihn dazu, alles abzulegen, was das wahre Bild …«
Die Tür öffnete sich. Ein Mann in der hastig übergeworfenen Montur der United Stars
Organisation erschien und betrat zögernd die Kabine. Sein Blick flog von einem zum anderen.
Zweifellos war es Roi Danton – und dennoch war etwas an ihm, das ihn auf sensationelle
Weise anders als bisher erscheinen ließ.
Es war totenstill in der Kabine. Tifflor und Bull richteten ihre Blicke unwillkürlich auf
Rhodan, der nach wie vor, wie zu einer Statue erstarrt, in der Mitte des Raumes stand und den
Mann musterte, der soeben durch die Tür getreten war.
Irritiert wanderte Bulls Blick zurück zu dem Mann, der bisher vorgegeben hatte, Roi Danton zu
sein. Bulls Gedanken stellten eine Assoziation zwischen der jetzigen Erscheinung Dantons und
jener Rhodans her.
Eine Ähnlichkeit war vorhanden, daran bestand kein Zweifel. Aber es war nicht die Art von
Ähnlichkeit, die man ›aus dem Gesicht geschnitten‹ nannte. Dennoch! Die Ähnlichkeit mit Perry
Rhodan war nicht zu leugnen.
Und plötzlich fiel es Bull wie Schuppen von den Augen.
Er wußte mit einem Male, wer dieser Mann tatsächlich war. Genau wie Atlan und Tifflor kannte
Bull ihn seit seinen frühen Kindertagen, und die Art, wie der vermeintliche Danton sich nun in
Szene setzte, sowie Atlans Verhalten öffneten Bull nun die Augen.
Und nicht nur ihm …
19.
Niemand wußte später zu sagen, wieviel Zeit an diesem fünften Januar des Jahres
2436 verging, bis Perry Rhodan sich zu rühren begann. Minutenlang hatte er den jungen Mann vor
sich angestarrt, ohne ein Zeichen zu geben, daß er überhaupt wahrnahm, was er sah.
Jetzt holte er tief Luft, als hätte er unter dem Aufprall der Überraschung die ganze Zeit über
den Atem angehalten. Er setzte den linken Fuß ein Stück zur Seite und stand mit gespreizten
Beinen. Gucky, tief in den Sessel gekauert, gab ein ängstliches Geräusch von sich. Reginald Bull
spannte die Muskeln und rüstete sich seelisch gegen das Unwetter, das nun kommen mußte.
Er wurde getäuscht. Langsam, unendlich langsam wich der starre Ausdruck von Rhodans Gesicht.
Fältchen bildeten sich um die Augen. Falten entstanden auf der Stirn.
Und da stand Perry Rhodan, der Mann, von dem jeder erwartet hatte, daß ihn die plötzliche
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