Silberband 036 - Die Zeitpolizei
Abstand von sechzig Minuten zwischen je zwei Kolonnen war bisher
eingehalten worden. Die Stadt wimmelte von Robotern und Truppen, die aus der IMPERATOR III
entladen worden waren. Zweitausendzweihundert Roboter und die erforderliche Begleitmannschaft an
regulären Truppen standen bereit, um die Feldöffnung zu durchschreiten.
Wissenschaftler der USO beobachteten das Verhalten der Feldöffnung. Atlan wurde ständig auf
dem laufenden gehalten.
Die terranischen Wissenschaftler hatten erst vor kurzem von Icho Tolot Informationen über
Paratron-Felder erhalten. Aber diese Informationen waren von allgemeiner Natur gewesen und
reichten gerade, um sich einen oberflächlichen Überblick zu verschaffen.
Mehr aus angeborener Vorsicht, als weil sie wirklich etwas befürchteten, machten sie den
Arkoniden darauf aufmerksam, daß zwar die rasche Erweiterung des Feldmundes während des
Durchmarschs der Truppen verständlich sei, das langsamere weitere Anwachsen während der
Warteperioden jedoch nicht. Außerdem schien der langsamere, sekundäre Wachstumsprozeß anderen
Gesetzmäßigkeiten zu unterliegen. Die Schlußfolgerung war, daß unabhängig von der Einschleusung
von Truppen jenseits der Feldöffnung Kräfte am Werk waren, die auf eine Instabilität des Feldes
hinzielten.
Atlans Frage nach der Bedeutung dieses Vorgangs blieb unbeantwortet. Die Fachleute wußten
nichts darüber.
Der Arkonide verkürzte daraufhin das Intervall zwischen den Übertritten zweier
aufeinanderfolgender Kolonnen auf zehn Minuten.
Die Haluter wußten wenig Rat. Charlie, der sich die Riesengeschöpfe als eine Art
Überwesen vorgestellt hatte, die jede Lage zu meistern vermochten, war ein wenig enttäuscht.
Icho Tolot gab zu, daß er sich trotz seiner Kenntnisse über Paratronfelder das augenblickliche
Dilemma noch nicht erklären konnte. Teik ging es ebenso.
Inka, der sich bisher zurückgehalten hatte, schlug vor, die Haluter sollten ihre Erlebnisse in
allen Einzelheiten schildern. Sein Motiv lag auf der Hand: Er wollte den Stasup mit Tolots und
Teiks Angaben füttern.
Icho Tolot übernahm die Berichterstattung. Unterstützt von dem koordinierten Einfluß seines
Planhirns, entledigte er sich des Berichts innerhalb weniger Minuten. Seine Aussagen waren
prägnant, objektiv und chronologisch geordnet. Inka hatte alle Hände voll zu tun, um mit dem
Haluter Schritt zu halten. Aber zum erstenmal seit langer Zeit sah Charlie ihn vor sich hin
schmunzeln.
Er war immer noch mit seiner logischen Maschine beschäftigt, als die Nacht hereinbrach. Es
war, wie wenn in einem großen Raum alle Lampen auf einmal ausgedreht wurden. Von einer Sekunde
zur andern fiel Dunkelheit über das Land. Inka schaltete die Notbeleuchtung ein, mit der er den
Stasup ausgestattet hatte.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Maschine die ersten Lochstreifen auszuwerfen begann.
Inka las sie im Schein der Notbeleuchtung, und Charlie bemerkte, daß seine Erregung wuchs, je
mehr Streifen er las. Er sprang schließlich aus seinem Sitz und kam mit den Streifen in der Hand
auf die Stelle zu, an der Charlie und Opa mit den beiden Halutern standen.
»Das Bild ist ziemlich klar«, sagte er so ruhig wie gewohnt, obwohl es ihn offensichtlich Mühe
kostete, die Ruhe zu bewahren. »Und auf klassischer Logik aufgebaut. Keine gewundenen,
schwerverständlichen Denkvorgänge, sondern ganz einfache, geradlinige Zweckmäßigkeit. Ein bißchen
inkonsistent und primitiv, aber dennoch …«
»Wenn du uns jetzt noch erklärst, wovon du da faselst, sind wir alle glücklich«, bemerkte Opa
bissig.
»Etwas ist im Gang«, erwiderte Inka ungerührt. »Die Gurrads sind mit einem wichtigen Projekt
beschäftigt, und sie wollen nicht, daß jemand ihnen dazwischenfunkt.«
24.
»Wenn man sich's genau überlegt, braucht man keinen Stasup dazu«, fuhr Inka fort.
»Es gibt Gurrads auf dieser Welt, das wissen wir aus Icho Tolots Bericht. Wie sie hierherkamen,
spielt keine Rolle. Sie müssen auf jeden Fall eine Ahnung davon haben, in welcher Lage sie sich
befinden, und sollten im Grunde genommen jedem Fremden dankbar sein, der sich in die
Paratron-Feldblase verirrt – denn nur durch Hilfe von draußen kann es den eingesperrten
Gurrads jemals gelingen, in den normalen Kosmos zurückzukehren.
Was tun sie statt dessen? Sie empfangen die beiden Haluter mit einem Hagel von nuklearen
Geschossen. Warum? Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder sie haben etwas zu verbergen, oder sie
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