Silberband 036 - Die Zeitpolizei
Jumpy! Aber dann sagte ihm ein Gefühl, daß dem Ilt nichts
geschehen sein könne. Es wäre zu einfach gewesen. Zu schnell.
Dann wurde ihm klar, daß dieser Gedanke weder ein Trost noch eine Gewißheit sein konnte. Wenn
Jumpy sterben sollte, dann würde er genauso sterben wie jeder andere auch.
»Sie haben es überstanden«, flüsterte er und warf Ras Tschubai einen schnellen Blick zu. Der
Teleporter gab den Blick hastig und voller Einverständnis zurück. John Marshall, der die kurze
und stumme Unterhaltung beobachtet hatte, sagte:
»Keine Dummheiten, hört ihr? Es wird auf keinen Fall in den Golem teleportiert – ganz
davon abgesehen, daß ihr den Schutzschirm niemals durchdringen könnt. Nicht mal unseren
eigenen.«
Gucky stand neben Major Hohle. Der Golem, der die KC-11 vernichtet oder zumindest
lahmgeschossen hatte, war nun noch fünftausend Kilometer entfernt. Aber seine Flugbahn lag
tiefer. Er würde nicht mit der KC-1 zusammenstoßen können, wenn er seinen Kurs nicht änderte.
Gucky sah in eine andere Richtung und konzentrierte sich. Dabei schirmte er gleichzeitig seine
Gedanken durch einen Block ab, so daß John Marshall seine Absichten nicht erfuhr.
Der Schwingungswächter, der mit zwei anderen Zweitkonditionierten dem Ruf Tro Khons
folgte, hieß Aser Kin. Vor kurzer Zeit hatte ihn der Schwingungsalarm aus dem Tiefschlaf
gerissen – wie die anderen Zeitpolizisten auch. Aser Kin verbrachte die Zeit nach seinem
Erwachen damit, sich über die Situation in der Großen Magellanschen Wolke zu informieren.
Als ihn der Funkimpuls Tro Khons erreichte, brach er auf. Unterwegs traf er die beiden anderen
Schwingungswächter. Gemeinsam waren sie zum angegeben Ziel weitergeflogen.
Kurz vor dem Ziel waren sie aus dem Hyperraum in das normale Universum zurückgekehrt und
hatten die Flotte gesichtet. Es bereitete Aser Kin keine Schwierigkeiten, die Absicht der
Zeitverbrecher, wie er die Terraner einstufen mußte, zu durchschauen, als sie eine
Einflugschneise freigaben. Sie wollten eine Verständigung herbeiführen und so ihre friedlichen
Absichten kundtun.
Sie fürchteten sich.
Aser Kin saß hinter seinen Kontrollen. Exekutor Nr. 4 gab ihm alle benötigten Daten durch. Er
schloß:
»Auf dem Hauptschirm erscheinen in wenigen Zeiteinheiten zwei kleine Schiffe der
Zeitverbrecher. Sie nähern sich uns auf Kollisionskurs. Es kann sich nur um Sprengkörper oder
Parlamentäre handeln. Auch die Flugschneise deutete auf beide Möglichkeiten hin.«
Aser Kin traf seine Entscheidung schnell.
»An Exekutor Sechs: Kampfbereitschaft. Um die Natur der sich nähernden Objekte festzustellen,
wird das erste vernichtet. Handelt es sich um einen Sprengkörper oder eine andere gesteuerte
Waffe, ist der Angriff auch auf das zweite Objekt auszudehnen. Wenn nicht, übernehmen Exekutoren
Vier und Sieben die Kontaktaufnahme.«
Aser Kin lehnte seinen mächtigen Körper zurück. Rein äußerlich war er von seinem Kollegen Tro
Khon nicht zu unterscheiden, und auch sein Dolan besaß die gleichen Ausmaße. Der
Symboflex-Partner pulsierte an seinem Hals.
Die beiden fraglichen Objekte trennten sich. Das vordere blieb auf Kollisionskurs und
verringerte nur allmählich seine Geschwindigkeit. Im Hintergrund, zwischen den Sternen, standen
Tausende von Schiffen, aber sie blieben in ihrer Umlaufbahn, die sie und das Zielobjekt um einen
roten Riesenstern führte.
»Funkimpulse!« meldete Exekutor Nr. 4 zehn Minuten später. »Und Gedankenimpulse, die an uns
gerichtet sind. Was ordnen Sie an, Aser Kin?«
»Abschirmen! Exekutor Sechs, abschirmen! Kontakterlaubnis später.«
Der zweite Schirm hüllte den Dolan ein. Die anderen beiden Dolans entfernten sich mit ihren
Schwingungswächtern. Sie hatten nichts mit der Aktion zu tun. Ihre Aufgabe war es, Tro Khon und
seine Festung zu erreichen.
Das Symposium der sieben Exekutoren arbeitete exakt zusammen. Aser Kin brauchte sich darum
nicht zu kümmern. Er sah nur auf die Bildschirme und beobachtete. Ein bloßer Befehl
genügte – und der Befehl wurde ausgeführt.
Die Funk- und Gedankenimpulse hämmerten gegen den äußeren Schirm und wurden reflektiert. Nur
einige wenige ließ Exekutor Nr. 4 durch, fing sie auf, leitete sie an Exekutor Nr. 7 weiter, der
sie analysierte und speicherte. Es wurde klar, daß die Zeitverbrecher den Kontakt herstellen
wollten.
Aber Aser Kin änderte seinen Befehl nicht.
Vorerst nicht.
Exekutor Nr. 6 eröffnete in der angegebenen
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