Silberband 036 - Die Zeitpolizei
Datenträger. Der Gurrad warf keinen Blick darauf, sondern
schob alles in seine Gürteltasche. Poindexter war überzeugt, daß diese Interesselosigkeit nur
gespielt war. Sobald Roumbaki an Bord seines Schiffes zurückgekehrt war, würde sich dort eine
fieberhafte Tätigkeit entwickeln. Die Gurrads mußten noch mehr als die Terraner daran
interessiert sein, zu erfahren, ob es innerhalb der Großen Magellanschen Wolke eine Macht gab,
die den Perlians überlegen war. Traf diese Vermutung zu, dann waren diese Wesen zwangsläufig auch
den Gurrads überlegen. Und den Terranern.
Roscoe Poindexter war so in Gedanken versunken, daß er sich kaum um den Fortgang der
Verhandlungen kümmerte. Es war offensichtlich, daß Roumbaki unter dem Druck der Ereignisse ein
Rückzugsgefecht antrat. Er wiederholte seine ursprünglichen Forderungen nicht, sondern
beschränkte sich darauf, sich die alten Verpflichtungen neu bestätigen zu lassen.
Poindexter war froh, als die Versammlung durch den Lautsprecher des Interkoms gestört
wurde.
»Funkspruch für Roi Danton!« meldete der Cheffunker. »Kommen Sie bitte sofort in die
Funkzentrale, Mr. Danton. Der Funkspruch ist verschlüsselt.«
Danton machte einen gequälten Gesichtsausdruck. Jede Betätigung schien ihm zuviel zu sein.
Poindexter entging es nicht, daß Rhodans Gesicht sich verhärtete. Offenbar gefiel es ihm nicht,
daß der Freihändler an Bord des Solaren Flaggschiffs geheimnisvolle Funkanrufe empfing.
»Ich glaube, daß wir unsere Besprechung beenden können«, sagte Rhodan zu dem Gurrad.
Poindexter wurde den Eindruck nicht los, daß Rhodan es plötzlich sehr eilig hatte. Die Blicke
des Großadministrators richteten sich auf Danton. Der Freihändler verließ zusammen mit dem Funker
den Konferenzsaal. Die drei Gäste wurden von einem Adjutanten hinausgebracht.
»Ich glaube, wir haben Roumbaki beruhigt«, sagte Atlan zuversichtlich.
Rhodan nickte den anwesenden Offizieren zu. »Kommen Sie, meine Herren. Wir begeben uns in die
Zentrale.«
Als er aufstand, erhellte sich sein Gesicht.
»Was würde der saubere Mr. Danton wohl sagen, wenn er wüßte, daß wir seinen Kode längst
kennen?« fragte Rhodan.
Major Drave Hegmar versuchte sich in der Art Roi Dantons zu verbeugen.
»Ich bin untröstlich, Grandseigneur«, sagte er mit einer Stimme, die der des jungen
Freihändlers ähnlich war.
Poindexter erkannte daran, wie oft man sich an Bord der CREST IV mit den Gewohnheiten des
mysteriösen Raumfahrers beschäftigte.
Für Roscoe Poindexter war es immer wieder erstaunlich, wie schnell ein so großes
Schiff wie die CREST IV manövrieren konnte. Die Koordination der einzelnen Stationen war
beispielhaft. Wo menschliche Reaktionen nicht ausreichten, sorgten positronische Impulse für die
nötige Geschwindigkeit. So kam es, daß das Flaggschiff in der Beweglichkeit einem Beiboot kaum
nachstand. Poindexter empfand nicht wenig Stolz über die Tatsache, daß er einer der vielen Männer
war, die mithalfen, dieses gigantische Schiff einsatzbereit zu halten.
Als Poindexter die Zentrale betrat, kam Roi Danton gerade aus der Funkzentrale. Er war
offenbar in großer Eile und wollte ohne Kommentar den Kommandoraum verlassen.
Rhodans Stimme hielt ihn jedoch auf.
»Warum plötzlich so eilig, Monsieur?« rief Rhodan.
»Ich bedaure sehr, daß ich Ihre Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen kann,
Grandseigneur«, sagte Danton und machte eine vollendete Verbeugung. »An Bord meines Schiffes
werde ich jedoch dringend gebraucht.«
»Ist es so dringend, daß man Sie mit einem verschlüsselten Funkspruch zurückrufen muß?« fragte
Rhodan.
»Die Funker an Bord der FRANCIS DRAKE sind es nicht anders gewohnt«, sagte Danton ausweichend.
»Ihr Verhalten soll bestimmt kein Mißtrauen gegen die vortreffliche Besatzung dieses Schiffes
ausdrücken.«
»Gut gesagt«, meinte Rhodan nachdenklich. »Aber wir wissen immer noch nicht, warum Sie uns so
plötzlich verlassen wollen.«
Während er sich rückwärts auf den Ausgang zubewegte, verbeugte sich Danton noch einmal.
»Ich möchte Sie nicht mit meinen Sorgen belästigen, Grandseigneur«, sagte er mit verbindlichem
Lächeln. »Wie ich erfahren habe, müssen Sie sich mit genügend unangenehmen Dingen
beschäftigen.«
Noch während er sprach, hatte er den Ausgang erreicht. Mit einer unerwarteten Kehrtwendung
warf er sich herum und war im Gang verschwunden.
»Soll ich ihn aufhalten lassen?« fragte
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