Silberband 037 - Arsenal der Giganten
Perish Mokart derjenige, der sich die wenigsten Sorgen machte. Er
hatte gelernt, die Reaktionen einer hochwertigen und völlig autarken Positronik
vorauszuberechnen. Deshalb wußte er, wie und in welcher zeitlichen Folge OLD MAN reagieren
würde – es sei denn, solche Reaktionen wären von dem Zweitkonditionierten vor seinem Abflug
blockiert worden. Doch dann hätte dieses Wesen hellseherische Begabung besitzen müssen, und das
war mit Sicherheit nicht der Fall.
An der Oberfläche Tritons angekommen, legten sie die restliche Entfernung zum Umformerwerk mit
Hilfe ihrer Feldtriebwerke zurück. Perish installierte in dem Sektionscomputer der Endfertigung
eine Desintegrationsbombe mit Funkfernzünder. Sobald sie ausgelöst wurde, würde das Innere der
Steuerpositronik größtenteils vergast werden, das Rechengehirn mußte seine Tätigkeit einstellen,
wodurch der Endfertigungsausstoß blockiert und damit zwangsläufig die gesamte Produktion
stillgelegt werden würde.
Anschließend flogen sie etwas langsamer zum Raumhafen nahe der Stadt Tritona.
Nachdem sie hinter einer der äußeren Stadtkuppeln in Deckung gegangen waren, sah Perish auf
seinen Chronographen.
»Zwanzigster März 2436, dreizehn Uhr vierundfünfzig Standardzeit. Herrschaften, merkt euch
diesen historischen Augenblick!«
Ilja Malume lachte unsicher, verstummte aber sofort, als neben der ungeheuren rötlich
leuchtenden Sichel Neptuns ein grellweißer Lichtfleck auftauchte. Der Lichtfleck wurde rasch
größer, und nach kurzer Zeit schalteten sich die Helmfilter automatisch ein, um die Augen der
Männer zu schützen.
Geisterhaft lautlos senkte sich ein glutspeiendes, gigantisches Kugelraumschiff auf die matt
reflektierende Terkonitplastikfläche des Raumhafens Tritona. Trotz der fehlenden Atmosphäre wäre
jeder Mensch, der die Sicherheitszone überschritten hätte, von der Hitzestrahlung zu Asche
verbrannt worden.
»Ein Ultraschlachtschiff!« hauchte Ilja Malume fassungslos.
»Was wollen Sie?« erwiderte Perish Mokart kalt. »Es ist die kleinste Einheit, die OLD MAN
aufzubieten hat.«
Trotz seiner zur Schau getragenen Kaltschnäuzigkeit blickte er bewundernd auf die gigantische
Kugel, die selbst die größte Stadtkuppel Tritonas um das Dreißigfache überragte.
Er hielt unwillkürlich den Atem an, als an der Oberfläche des Kugelgiganten scharf abgegrenzte
helle Flecke erschienen. Aus der Helligkeit schwebten in ununterbrochener Folge schwere und
leichte Transportgleiter hervor. Ihre starken Scheinwerfer standen gleich unzähligen Glühwürmchen
in der Finsternis.
Perish räusperte sich.
»Es ist soweit. Möchte jemand zurücktreten? Ich würde es ihm wirklich nicht verübeln.
Vater?«
»Du vielleicht?« fragte Cronot Mokart spöttisch zurück.
»Ilja?«
»Nein! Ich komme mit!« erwiderte Ilja Malume mit vor Erregung heiserer Stimme.
»Fein!«
Perish aktivierte sein Feldtriebwerk.
»Denkt bitte daran, daß man uns nicht orten kann! In diesem Schiff besteht noch keine Gefahr
für uns. Los!«
Hintereinander schwebten sie auf eine der offenen Schleusen zu.
»Hierhin!« rief Perish Mokart leise. »Wir verstecken uns am besten in einer
Wartungszelle der Zentralstütze. Dort müssen die wissenschaftlichen Roboter hindurch, wenn sie in
OLD MAN zur Berichterstattung aussteigen.«
»Das ist anzunehmen«, bestätigte Oberstleutnant Malume. »Es ist der direkte Weg von der
Kommandozentrale nach draußen.«
»Einen Moment noch!« bat Perish, als sein Vater und Malume sich in den Hauptachslift stürzen
wollten.
Er blickte sich suchend um. Ein zynisches Lächeln glitt über sein Gesicht. Dann drückte er den
Auslöseknopf der Fernzündung. Im selben Augenblick würde die Desintegrationsbombe ihre
strukturauflösenden Strahlen aussenden.
»Schade, daß die Roboter keine Gesichter haben. Sonst würden sie Grimassen schneiden, weil die
Produktion plötzlich wieder stillsteht.«
»Du bist unausstehlich!« stöhnte Cronot. »Bei nächster Gelegenheit werde ich dir deinen
verlängerten Rücken versohlen, mein Junge!«
»Wenn wir OLD MAN übernommen haben, kannst du meinetwegen mit mir machen, was du willst!« rief
Perish.
Er ließ sich kopfüber in den großkalibrigen Liftschacht fallen und auf dem gepolten Feld nach
unten ziehen. Dabei suchte er aufmerksam die Wandung ab.
Bald hatte er die kleine ovale Tür gefunden, durch die man in eine der Wartungszellen gelangen
konnte. Sie öffnete sich, als er den Notknopf
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