Silberband 037 - Arsenal der Giganten
die Tür
unserer Kammer öffnete.«
Perish Mokart nickte.
Es war schon eine komplizierte Angelegenheit, sich als Unsichtbarer zu bewegen. Man geriet
immer wieder in Versuchung, auch alles, was man berührte, für unsichtbar zu halten. Dabei konnten
hunderterlei Kleinigkeiten alles verraten.
Ein gewisses Risiko blieb dennoch, denn die Männer wußten nicht, ob nicht gerade in dem
Augenblick, in dem sie die Tür öffneten, irgendein anderer Roboter im Schacht vorbeischweben
würde. Sie konnten nur hoffen, daß zur Zeit keine Wartungsarbeiten fällig waren; glücklicherweise
würden Roboter niemals ohne triftigen Grund den Lift passieren.
Als die Minute verstrichen war, öffnete Perish mit klopfendem Herzen die Tür einen Spalt
weit.
Er streckte den Kopf hinaus und spähte um sich.
»Die Luft ist rein!« rief er grinsend.
Kurz nacheinander huschten sie hinaus. Ihre Feldtriebwerke brauchten sie vorläufig nicht zu
benutzen. Das schaltete ein zusätzliches Sicherheitsrisiko von vornherein aus.
Wie sie erhofft hatten, stand die Schleuse im Fuß der Zentralstütze offen. Sie blickten in
einen gigantischen Hangar, ein Deck von unübersehbarer Länge und der Höhe eines terranischen
Hochgebirges. Ultraschlachtschiff reihte sich an Ultraschlachtschiff. Nach innen gekrümmte
Robotplattformen schwebten hier und dort an den Bordwänden entlang, hefteten sich ab und zu daran
und glitten nach kurzer Zeit weiter. Es mußte sich um voll ausgebaute Prüfstände oder
Reparatureinheiten handeln. Sie führten ihre Arbeiten nahezu lautlos durch; nur ein schwaches
Summen hing in der Luft, die hier aus einer halben Erdatmosphäre bestand. Stickstoff war für alle
Robotmaschinen und Positroniken das ideale Medium; sowohl Vakua als auch Mischatmosphäre
begünstigten die natürliche Degeneration von Metallen und Plastikteilen.
»Wir müssen jetzt die Triebwerke benutzen!« flüsterte Malume. »Sonst brauchen wir Tage bis zum
Kuppelzentrum.«
»In Ordnung«, erwiderte Perish. »Hier draußen fiele es wahrscheinlich nicht auf, wenn wirklich
einmal eine geringe Streustrahlung entstünde; sie ginge in den Streustrahlungen der
Wartungsroboter unter.«
Sie schalteten ihre Feldtriebwerke ein und schwebten lautlos und für alle Ortungsmechanismen
unsichtbar zur oberen Polkuppel des Schiffes, das sie nach OLD MAN gebracht hatte. Wie erwartet,
stand ihr Schiff in der obersten Hangaretage, so daß sie die Fugen der Hangarschleuse auf Anhieb
fanden. Nun mußten sie nur noch herausfinden, ob die Achse des Hangardecks parallel zur Außenwand
verlief. Innerhalb der künstlichen Schwerkraftfelder von OLD MAN war das eine schwer zu lösende
Aufgabe.
Nachdem sie eine halbe Stunde lang vergeblich nach Anhaltspunkten gesucht hatten, half ihnen
der Zufall – oder, genauer gesagt, ein Vorgang, der zu erwarten gewesen war.
Die Spezialroboter kehrten von der Berichterstattung zurück.
Endlich vermochten die Männer sich zu orientieren. Das Mannschott, durch das die Roboter
gekommen waren, mußte logischerweise in der Richtung zum Zentrum der Trägerkuppel liegen.
Sie warteten, bis die Roboter im Ultraschlachtschiff verschwunden waren, dann betätigte Perish
Mokart den Öffnungsmechanismus des Schotts.
Mit zusammengekniffenen Lippen wartete er auf das Heulen einer Alarmsirene. Wenn eine
Ortungseinrichtung das Schott beobachtete, mußte die entsprechende Positronik es als verdächtig
einstufen, daß ein Schott sich ohne ersichtlichen Grund öffnete und schloß.
Doch alles blieb ruhig. Anscheinend waren die Ortungsstationen der Raumschiffe desaktiviert;
innerhalb des Trägerkörpers bestand ja auch keine Notwendigkeit für ihre Funktion.
»Bis jetzt hatten wir Glück«, flüsterte Perish, nachdem sie das Schott passiert hatten. »Aber
wir dürfen uns nicht darauf verlassen, daß es so weitergeht. Haltet also die Augen und Ohren
offen, damit wir nicht durch einen dummen Zufall einen Großalarm auslösen. Selbst wenn man uns
danach nicht fände, würde man doch gewiß den Verschlußzustand herbeiführen – und wir
steckten rettungslos fest.«
»Wie wäre es mit dem Belüftungssystem?« fragte der Geschwaderkommodore. »Können wir es nicht
genauso machen wie in Tritona?«
Perish schüttelte den Kopf.
»Zu riskant. Ich kann mir vorstellen, daß jeder Fremdkörpertaster uns finden würde, sobald er
aus zwei gegenüberliegenden Komponenten bestünde, und OLD MANs exponierte Lage hat bestimmt die
Installierung
Weitere Kostenlose Bücher