Silberband 037 - Arsenal der Giganten
sind wir viel zu
ängstlich. Sicher, OLD MAN wird von außen und von innen ständig überwacht, aber die
Öffnungsmechanismen der einzelnen Schotte sind höchstwahrscheinlich völlig autark und ohne
Verbindung mit den Überwachungssystemen. Andernfalls lebten wir längst nicht mehr.«
Er musterte den toten Bildschirm des Interkoms, der zwischen anderen Kontroll- und
Kommunikationsgeräten in die Wand eingelassen war.
»Sei vorsichtig, Junge!« keuchte Cronot. »Du denkst doch nicht etwa daran, wirklich die
Nebenstelle anzurufen?«
Perish lächelte dünn.
»Ich bin vielleicht ein bißchen dumm, aber so dumm, wie du denkst, nun auch wieder nicht.
Nein, ich frage mich nur, ob wir den R-Schacht auch ohne vorherige Anmeldung benutzen
sollen …« Er deutete an die hochgewölbte Decke der Sektion 9.
Etwa dreißig Meter über dem Boden befand sich die kreisrunde, matt erhellte Öffnung eines
Antigravschachts. Daneben war ein großes R in weißen Grund eingelassen.
»Nicht schlecht gemacht«, sagte Ilja Malume anerkennend. »Da die terranische Technik und die
Technik der heute in der Galaxis dominierenden Völker keinen Mikrofeldantrieb kennen, kann sich
nach Ansicht der Erbauer OLD MANs niemand unbemerkt in den R-Schacht begeben. Jedes andere
Antriebsaggregat würde an seiner Emission geortet werden. Folglich – so dachte man –
kann nur derjenige den R-Schacht benutzen, der vorher identifiziert wurde und die
Zutrittsgenehmigung erhielt.«
»Wie gut, daß die alten Lemurer uns vor rund 52.000 Jahren unwissentlich die Hilfsmittel
bereitstellten, die uns heute eine Überlistung dieses Robotgiganten erlauben«, bemerkte Cronot
Mokart ernst.
Immer wieder plärrten Robotstimmen aus verborgenen Lautsprechern und wiesen auf die
Notwendigkeit der Meldung bei Kontrollstelle RZ-Null hin.
Die drei Männer kümmerten sich nicht mehr darum. Sie hatten sich daran gewöhnt, daß in OLD MAN
ein geisterhaftes Leben herrschte und daß ausgerechnet für diejenigen, die OLD MAN als Gegner
ansah, beständig Orientierungshinweise gegeben wurden.
Offensichtlich arbeitete das Orientierungssystem unabhängig vom Zentralgehirn, sonst wäre die
unsinnige Aktivität längst gestoppt worden.
Dennoch hielt Perish Mokart seinen Strahler schußbereit in der Faust, als er durch die
Bodenöffnung in eine weitere domartige Halle schwebte. Das Kraftfeld des Lifts setzte ihn neben
der Öffnung ab.
Er wartete, bis sein Vater und der Kommodore ihm gefolgt waren, dann deutete er auf einen
Panoramabildschirm, der eine rötlich fluoreszierende gigantische Halbkugel zeigte. Es handelte
sich um die sichtbare Hälfte einer etwa zweihundert Meter durchmessenden Kugel aus besonders
präpariertem Terkonitstahl. Das Gebilde war an blinkenden Streben und zusätzlich an starken,
flimmernden Kraftfeldern verankert. Drei Schotte waren auf der sichtbaren Hälfte zu erkennen.
Davor schwebten unzählige ovale Transportplattformen – und jede Plattform war mit fünf
überschweren Kampfrobotern besetzt.
»Bis hierher und nicht weiter«, murmelte Ilja enttäuscht. »An den Robotern kämen wir noch
vorbei, aber wie wollen wir die Schotte öffnen, ohne daß sie es merken?«
»Bis jetzt sind wir noch nicht einmal dort«, entgegnete Perish in verhaltenem Zorn.
»Vielleicht finden wir einen Weg, wenn wir das Ding aus nächster Nähe untersuchen!«
»Sicher, mein Sohn«, sagte Cronot Mokart sarkastisch, »einen Weg ins Jenseits. Ich fürchte,
Ilja hat recht.«
»Mir ist furchtbar heiß«, sagte Ilja. »Geht es euch auch so?«
Perish runzelte besorgt die Stirn und wandte sich um. Er musterte das, was die
Antiortungskompensation ihn von Malume erkennen ließ.
»Wie steht es mit dem Luftvorrat?«
»In Ordnung«, antwortete der Geschwaderkommodore nach einer Weile. »Ausreichend für
vierhundertdreißig Stunden. Die Kühlung arbeitet auf Hochtouren.«
Cronot kicherte nervös.
»Du hast vor Angst geschwitzt, Ilja.«
»Ich schwitze noch immer«, entgegnete Ilja. »Aber nicht aus Angst.«
»Erhöhe die Zufuhr von reinem Sauerstoff für dreißig Sekunden«, riet Perish Mokart. Ohne daß
es ihnen recht bewußt geworden wäre, duzten sich die Oxtorner plötzlich mit dem Oberstleutnant
der Heimatflotte. Kein Wunder, ihre Schicksale waren so stark miteinander verknüpft, wie es
Menschenschicksale nur selten sind.
»Ich fühle mich etwas besser«, erklärte Ilja, nachdem die dreißig Sekunden herum waren. »Die
Instrumentenanzeigen
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