Silberband 037 - Arsenal der Giganten
den schweren Impulsstrahler.
Alles, was von oben oder unten kam, wurde von den sonnenheißen Energiestrahlen zerschmolzen.
Dennoch fauchten immer wieder Strahlschüsse heiß und schmerzhaft in unmittelbarer Nähe vorbei.
Es waren zu viele Kampfroboter, und obwohl sie die Oxtorner nicht orten konnten und Perish seine
Stellung ständig wechselte, würden sie früher oder später die entscheidenden Treffer
anbringen.
Der USO-Reservist blickte nicht nach hinten. Dort arbeitete sein Vater unter seinem Schutz und
versuchte, eines der Panzerschotte aufzubrechen.
Zum fünften- oder sechstenmal innerhalb weniger Minuten dröhnte die Explosion einer
Mikro-Atomladung. Ohne die hochwirksamen Schutzschirme der lemurischen Kombinationen wären die
Oxtorner längst durch die Hitzeentwicklung verdampft. Aber es kam noch mehr als genug Hitze durch
die überlasteten Schirme durch.
Perish schrie unwillkürlich auf, als sein Schutzschirm für Sekundenbruchteile zusammenbrach
und ein glühendes Trümmerstück gegen seinen linken Oberschenkel krachte. Die Verbindung zwischen
Prothese und Körper gab mit häßlichem Knirschen nach. Der Schmerz nahm ihm die Besinnung.
Als er wieder zu sich kam, erblickte er durch die Glut und den Rauch hindurch das
schweißüberströmte Gesicht seines Vaters.
Cronot Mokart hustete krächzend.
»Steh auf, du Faulpelz!« sagte er. »Wie lange soll ich dich noch schleppen?«
Eiskalter Schreck durchfuhr den USO-Reservisten.
Er hatte versagt, als es darauf ankam. Hastig sprang er auf die Füße und knickte gleich darauf
in den Knien ein. Die linke Oberschenkelprothese hing nur noch lose am Fleisch, und offenbar war
die Amputationsnarbe aufgeplatzt. Sein Bein wurde eigentlich nur noch von der enganliegenden
Kombination zusammengehalten.
Erst jetzt kam ihm zum Bewußtsein, daß der Kampflärm verstummt war. Mit Unterstützung seines
Vaters richtete er sich auf. Er biß die Zähne zusammen und zog das linke Bein etwas an.
»Die letzte atomare Sprengkasel hat das Schott zerfetzt«, berichtete Cronot mit rauher Stimme.
»Ich habe eine Doppelladung genommen. Leider … hast du … ein Trümmerstück abgekriegt.
Verzeih mir bitte, Perish!«
»Unsinn, Vater!« stöhnte Perish. »Nicht der Rede wert. Weiter! Mir kommt es vor, als wären wir
im Außenbezirk der Zentralkugel.«
Sein Vater lachte triumphierend.
»Erraten! Und die Roboter folgen uns nicht. Das bedeutet, daß wir in Sicherheit sind. Wir
brauchen nur noch das Zentralgehirn zu finden und den roten Hebel umzulegen.«
Perish klappte den Druckhelm ganz zurück und rieb sich die tränenden Augen. Dann schüttelte er
den Kopf und deutete auf die nächste Panzerpforte.
»Du hast dich zu früh gefreut, Vater. Wir stehen vor dem inneren Verteidigungsring.«
22.
Jahrzehntausendelang hatte das Gehirn in der blutwarmen Nährlösung gelegen,
durch haarfeine Terkoniumdrähte mit einem komplizierten System von Rezeptoren und Sensoren
verbunden.
Doch im Augenblick der Entscheidung – in einem Moment, der von dem ihm
innewohnenden Bewußtsein eine halbe Ewigkeit lang sehnsüchtig erwartet worden war – versagte
Rog Fanthers Geist unter dem Ansturm widersprüchlicher und unheilverkündender Meldungen.
In einer Kurzschlußreaktion hatte er das Geschenk der Zeitreisenden gegen
diejenigen eingesetzt, für die es eigentlich gedacht war.
Und bevor der Fehler korrigiert werden konnte, drang ein unheimlicher, absolut
gefühlloser und gnadenloser Gegner in die zwölf Sektorplattformen ein und überwältigte die dort
regierenden Steuergehirne – die Überbleibsel jener Männer, die mit Captain Fanther den
Riesenroboter konstruiert und seinen Bau überwacht hatten.
Gegen Rog Fanthers Willen wurde das der Menschheit zugedachte Werkzeug ein
Danaergeschenk.
Der Geist des ehemaligen Flottenoffiziers war unaufhaltsam dem Irrsinn
zugetrieben worden. Ihm erschien die Vergewaltigung seiner zwölf Helfer nur wie ein Alptraum.
Auch dann, als gigantische Lebewesen, die das Aussehen von Halutern besaßen, in die Zentralkugel
der Trägerkuppel eindrangen und OLD MAN für sich in Besitz nahmen, wurde dem Geist Rog Fanthers
dieser Vorgang nur traumhaft verzerrt bewußt. Durch die Abschaltung der Automatsteuerung wurde er
sogar vom direkten Geschehen ausgeschlossen. Immer tiefer sank er durch die Dämmerung der
Bewußtlosigkeit dem endlosen Abgrund ewiger Nacht entgegen, der Nacht des Todes, aus der es kein
Erwachen mehr gibt. Die
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