Silberband 037 - Arsenal der Giganten
Sein Vater tat es ihm nach.
»Ich …« Perish stockte. »Ich danke dir für alles, was du mir gegeben hast, Vater.«
Er schämte sich nicht darüber, daß ihm die Tränen über die Wangen strömten.
»Und ich …«, begann Cronot Mokart.
Was immer er noch hatte sagen wollen, es blieb unausgesprochen, denn die Druckwelle einer
furchtbaren Explosion riß ihm die Worte von den Lippen.
Geblendet schlossen die Oxtorner die Augen, glühendheiße Luftmassen orgelten durch die Lücken
der äußeren Panzerwand, ein Schauer von Metallsplittern prasselte herab.
Dann wurde es still …
Nach einer Weile hob Perish Mokart den Kopf. Fassungslos starrte er durch die Explosionsrisse
der äußeren Wand auf den glühenden, knisternden Haufen Metallschutt, der draußen über den Stegen
und Zugängen und unten auf dem Boden der riesigen Halle lag, die sich um das zweifach
abgesicherte Zentralgehirn spannte.
»Eh!« ächzte Cronot neben ihm. »Ist das alles, was die Roboter übriggelassen haben?«
»Scheint so«, gab Perish zurück. »Ganz schön warm hier, was?«
Das war eine Untertreibung. Jeder Erdgeborene wäre an ihrer Stelle zu einem Klumpen Schlacke
verbrannt. Er fuhr sich über die Schädeldecke – und plötzlich grinste er.
»Was gibt es da zu grinsen?« fragte sein Vater verblüfft. »Mir juckt die Haut, als hätte man
mich mit flüssigem Blei begossen.«
Sein Sohn hielt ihm die offene Hand hin. Sie war von schwärzlich-grauer Asche überzogen.
»Kein Wunder! Haare auf dem Kopf gehören eben nicht zu einem richtigen Oxtorner. Jetzt bin ich
den Schandfleck endlich los.«
In Cronots Kehle gluckste es mehrmals, dann brach der alte Kosmohistoriker in krampfhaftes
Lachen aus.
»Dieser Teufelsbraten!« stieß er hervor. »Bei allen Geistern der Barrier! Nie hätte ich mir
träumen lassen, daß ich so einen abgebrühten Halunken gezeugt habe!«
Er lachte freier und hieb mit der Rechten auf Perishs Schulter.
»Aber freue dich nicht zu früh! Deine Haare werden nachwachsen, Junge!«
»Na ja«, gab Perish trocken zurück. »Vielleicht soll es so sein.«
Übergangslos verfinsterte sich sein Gesicht wieder.
»Schön, irgend etwas hat bei den Robotern eine Selbstzerstörungsschaltung ausgelöst. Deshalb
kommen wir aber immer noch nicht in die Zentralkugel.«
»Ich würde das nicht behaupten, mein Junge«, erwiderte Cronot mit eigenartig flacher
Stimme.
Alarmiert fuhr Perish herum. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er auf die schweren
Panzerschotte der Innenwandung, die sich gespenstisch langsam und lautlos öffneten. Eine
beleuchtete Schleusenkammer bot sich den Blicken der Männer dar.
»Wir sollten unseren Ortungsschutz wieder einschalten«, sagte Cronot.
Perish schüttelte den Kopf.
»Nein! Hätten wir ihn vorhin nicht abgeschaltet, wären wir vermutlich nie als Terraner
identifiziert worden. Der Schwingungswächter muß sich verkalkuliert haben. Ich wette,
daß …«
Er fühlte sich von einem energetischen Feld aufgehoben und eingeschlossen. Langsam schwebte er
auf die offene Schleuse zu. Aber das störte ihn keineswegs. Er lachte seinem Vater zu, der neben
ihm auf die Schleuse zuschwebte.
Hinter ihnen schlossen sich die Panzerschotte wieder. Die Fesselfelder hielten sie noch immer
umklammert. Ungeduldig warteten sie darauf, daß die Innenschotte sich öffneten.
Statt dessen wurden sie plötzlich freigegeben und fielen unsanft auf den Boden. Summende,
tickende Geräusche drangen an ihre Ohren.
»Was ist das?« fragte Cronot Mokart ahnungsvoll.
»Gehirnwellenaufnahme, individuelle Körperstrukturtastung«, erwiderte Perish tonlos. »Wir
haben uns zu früh gefreut.«
»Wieso? Dann identifiziert man uns eben jetzt!«
»Sicher. Aber bestimmt nicht als Terraner«, gab Perish leise zurück. »Wir sind anders als
normale Menschen.«
»Testautomatik an FVS-Schaltung! Vermeintliche Terraner getestet. Es handelt
sich nach Körperstruktur und Artschwingung um nichtmenschliche, lediglich humanoid erscheinende
Intelligenzwesen. Ende!«
»FVS-Schaltung an Testautomatik! Testergebnis zur Kenntnis genommen. Atomare
Sprengung des Gesamtkomplexes wird eingeleitet. Vernichtung in fünf terranischen Minuten.
Nichtmenschliche Gefangene festhalten. Ende!«
»Testautomatik an FVS-Schaltung. Verstanden. Ende!«
Das Bewußtsein Rog Fanthers erkannte, welchen verhängnisvollen Fehler er und
seine Kameraden vor rund 52.000 Jahren begangen hatten. Damals existierten in der Realzeit
bereits
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