Silberband 037 - Arsenal der Giganten
geschleppt und schließlich in die Öffnung eines Transmitterfeldes geschoben.
An dieser Stelle war er wieder zum Vorschein gekommen. Der Raum, in dem er sich befand, schien
aus natürlichem Felsen gehauen. Die Decke wölbte sich kuppelförmig und trug eine Reihe
unregelmäßig angeordneter Leuchtkörper, die ein sanftes, gelbes Licht verstrahlten. Der
Kuppelraum schien nirgendwo einen Ausgang zu haben – bis auf den, der durch das
Transmitterfeld führte. Aber selbst in seinem mörderischen Zorn war Aser Kin klug genug, um zu
verstehen, daß er sich dadurch nicht täuschen lassen durfte. Der glatte Fels mochte Dutzende von
Ein- und Ausgängen enthalten, ohne daß er sie sehen konnte.
Die Kuppel hatte einen Durchmesser von fünf Mannslängen. Sie war völlig leer bis auf den rot
leuchtenden Strich, der das Transmitterfeld kennzeichnete.
Soweit Aser Kin feststellen konnte, hatten ihm die beiden Zwerge, denen er zum Opfer gefallen
war, seine Ausrüstung belassen. Er wußte nur nicht, in welchem Ausmaß seine Geräte noch
funktionierten. Möglicherweise hatten sie unter dem Feuer der Gegner genauso gelitten wie seine
Kampfkombination. Er hatte geglaubt, auf die Aktivierung seines Schutzschirmes verzichten zu
können. Diese Entscheidung hatte sich als unklug erwiesen. Da sein im linken Handgelenk
befindliches Kommunikationsgerät nicht reagierte, konnte dies nur bedeuten, daß es entweder nicht
mehr funktionierte, oder daß er sich zu weit von seinem Dolan entfernt befand, so daß die
Funkwellen die Entfernung nicht überbrücken konnten.
Aser Kin registrierte lediglich, daß der Antigravprojektor noch einwandfrei arbeitete und ihn
mit einem Schwerkraftfeld jener Intensität umhüllte, die er von Natur aus gewöhnt war. Aser Kin
besaß nicht die Möglichkeit, die Eigengravitation des Himmelskörpers, auf dem er sich befand,
annähernd zu ermitteln und auf diese Weise festzustellen, wohin er verschlagen worden war.
Er hatte versucht, seine Fesseln zu sprengen. Er hatte seinen mächtigen Körper in feste,
stahlharte Materie verwandelt und sich mit aller Kraft gegen die teuflischen Bänder gestemmt.
Der Erfolg war gleich Null. Die Erkenntnis der eigenen Hilflosigkeit stachelte seine Wut von
neuem an und verhinderte, daß er sein Planhirn nutzbringend in Tätigkeit setzen konnte. Das
Ordinärgehirn mit seinen sprudelnden, sich überschlagenden Ausbrüchen unkontrollierten Zorns
beherrschte die Szene.
Und dennoch zeichnete sich weit im Hintergrund von Aser Kins Bewußtsein der Umriß einer Idee
ab, die ihm vielleicht helfen konnte.
Die vier Schwingungswächter berieten in einem Saal, der früher den Offizieren des
Triton-Stützpunktes als Messe gedient hatte. Tro Khon, der Gigant, der im Umgang mit Terranern
die längste Erfahrung besaß, führte den Vorsitz.
Er spürte die Unruhe, die von seinen drei Rassegenossen ausging, und wurde sich darüber klar,
daß es schwierig sein würde, die ursprüngliche Zuversicht wiederherzustellen. Er selbst empfand
ein unangenehmes Gefühl von Ungewißheit und Furcht. Das Strafunternehmen gegen Terra, das von
niemandem zunächst als über den Rahmen einer Routineoperation hinausgehend angesehen worden war,
hatte bereits zwei Opfer gefordert.
Einer der Schwingungswächter war im Feuerball von Tausenden terranischer Geschütze vergangen.
Ein zweiter war verschleppt worden. Die Zahl der Wächter war von sechs auf vier gesunken.
Die Tatsache, daß es den Exekutoren von Aser Kins Dolan nicht gelang, mit dem
Schwingungswächter Kontakt aufzunehmen, ließ mehrere Interpretationen zu. Die eine deutete darauf
hin, daß Aser Kins Kommunikationsgerät ausgefallen war, die andere, daß sich der
Schwingungswächter an einem Ort aufhielt, der zu weit entfernt war. An eine dritte, nämlich, daß
Aser Kin tot sein könnte, wollte vorerst noch niemand glauben. Die Lage der Schwingungswächter
war verfahren.
Grund genug, empfand Tro Khon, um sich unbehaglich zu fühlen.
»Trotz allem«, erklärte er und nahm die Diskussion, die die allgemeine Nachdenklichkeit eine
Zeitlang unterbrochen hatte mit Nachdruck wieder auf, »wird das Unternehmen fortgesetzt. Das
Zeitverbrechen, das von diesem Volk begangen wurde, muß geahndet werden. Es ist unsere Aufgabe,
dafür zu sorgen, daß dies geschieht.
Wir haben Rückschläge erlitten, mit denen keiner von uns rechnete. Dieses Volk hat sich als
zäher und beweglicher herausgestellt, als wir vermuteten. Wir dürfen uns
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