Silberband 037 - Arsenal der Giganten
Schwingungswächter in die Transportzone des Transmitters.
Die Tür der Halle begann zu glühen.
Cronot sprang zum Schaltpult und hieb auf die Aktivierungsplatte. Erneut bauten die
Energieschenkel sich auf. Die Umrisse der monströsen Gestalt verwischten sich – dann war der
Zweitkonditionierte verschwunden.
Irgendwo würden seine Atome sich aus fünfdimensionaler Energie wieder verstofflichen, würden
sich nach dem mitgesandten Strukturmuster zu einem Wesen zusammensetzen, das identisch war mit
dem, das aus dem Transmitter auf Triton verschwunden war.
Aber noch wußte niemand, wo das sein würde …
Mit einem Sprühregen verflüssigten Metalls barst die Panzertür.
Cronot und Perish drückten sich eng an die Wand der Halle. Den Transmitter hatten sie
ausgeschaltet.
Vier Giganten stürmten durch die zerstörte Tür in die Halle. Sie sahen sich nicht um. Das gab
den Oxtornern Gelegenheit, ungesehen nach draußen zu entkommen.
»Vielleicht merken sie überhaupt nicht, daß der Transmitter benutzt wurde!« stieß Cronot
hervor, während sie durch die Straßen hetzten.
»Sie müssen unsere Hyperkomsendung angepeilt haben«, entgegnete Perish. »Den Rest dürften sie
sich mit ihren organischen Rechengehirnen schnell zusammenreimen.«
»Hoffentlich benutzen sie den Transmitter nicht.«
»Nein, solange sie keine Ahnung haben, wo die Gegenstation steht, Vater. Diese Ungeheuer
lieben ihr Leben.«
Er stieß seinen Vater mit der Schulter beiseite, als eine glühende Schmelzspur vor ihnen quer
über die Straße wanderte.
Die Oxtorner stürzten, rafften sich wieder auf und liefen in das nächste Haus. Durch den
Hintereingang verließen sie es wieder. Im selben Augenblick konzentrierten sich vier
Strahlenbündel auf das Gebäude. Donnernd und krachend brach es zusammen. Ein scharfkantiges
Trümmerstück prallte gegen Perishs künstliche Schädeldecke.
Er biß die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz aufstöhnen zu müssen. Die Bioplasmaverbindung
zwischen Prothese und natürlichem Schädelknochen begann zu bluten.
Sein Vater riß ihn am Arm mit und führte ihn eine stillstehende Gleitrampe hinab.
Es war dunkel hier unten, aber die Einschläge der Thermowaffen konnten ihnen wenigstens
vorläufig nichts mehr anhaben.
»Das scheint ein Bahnhof für eine Röhrenbahn zu sein«, flüsterte Cronot. »Komm, wir laufen
nach rechts! Der Tunnel führt in den Hintergrund der Stadt.«
Perish wischte sich das Blut vom Gesicht. Er nickte mechanisch. Es war das erstemal, daß er
die Nachteile einer nichtorganischen Prothese zu spüren bekam. Die Verbundstellen waren am
anfälligsten gegenüber mechanischen Einwirkungen.
Doch er riß sich zusammen und hielt das Tempo, das sein Vater einschlug. Bald spürte er nur
noch ein dumpfes Gefühl der Benommenheit und ab und zu ein schmerzhaftes Stechen. Seine gewohnte
Energie kehrte zurück.
»Hoffentlich haben die anderen ein gutes Versteck gefunden!« rief er seinem Vater zu.
Über ihnen dröhnten jählings die krachenden Entladungen von Strahlwaffen.
Abrupt blieb Cronot Mokart stehen.
»Auf wen schießen die denn? Wollen sie ein Loch in die Schachtdecke brennen?«
»Dort vorn fällt Licht herein!« rief Perish und rannte weiter. »Wir müssen sehen, was da oben
los ist!«
Auch Cronot wurde plötzlich von einer unerklärlichen Unruhe gepackt. Er sagte sich, daß die
Soldaten längst in Sicherheit sein müßten, aber er wußte, daß die Schwingungswächter nicht aufs
Geratewohl draußen herumschießen würden.
Als die Oxtorner den nächsten Bahnhof erreichten, war es wieder still geworden. Sie stürmten
das Gleitband hinauf und warfen sich oben sofort flach auf den Boden.
In etwa hundert Metern Entfernung brach einer der Zweitkonditionierten durch eine Hauswand.
Das Brüllen der anderen klang aus größerer Entfernung herüber.
Geduckt rannten die beiden Männer zu der Stelle, an der vor weniger als einer Minute die
Schüsse gefallen sein mußten.
Dann standen sie reglos vor den sterblichen Überresten von acht Menschen.
Cronot wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
»Captain Geraldi und seine Mannschaft sind wie Helden gefallen«, sagte er mit tränenerstickter
Stimme.
Perish räusperte sich. Er hatte ähnliche Anblicke während seiner Einsatzzeit bei der USO schon
sehr oft erlebt. Dennoch wirkte sein Gesicht wie versteinert, als er flüsterte:
»Sie müssen sich in unmittelbarer Nähe der Transmitterhalle versteckt haben, um
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