Silberband 039 - Paladin
starrte nachdenklich vor sich hin.
»Das geht mir zu glatt«, murmelte er. »Ich traue den Weißhäutigen nicht.«
»Es besteht kein Grund zur Besorgnis«, widersprach Atlan. »Alles geht genau nach Plan.«
Rhodan sah auf.
»Wer sagt das?« fragte er knapp.
»Atlan, der Meister des Mißtrauens und der Intrige«, antwortete der Arkonide lächelnd. »Es
gibt niemanden, der das Geschäft besser versteht als ich.«
Perry Rhodans Blick wanderte über den grasigen Hang, der zum Rand des großen Schwimmbeckens
hinabführte, und über die Reihen der Männer, die sich apathisch auf dem Boden ausgestreckt
hatten.
»Ich weiß, daß du noch nie an unzureichendem Selbstvertrauen gelitten hast«, ging er auf
Atlans Feststellung ein. »Aber ich frage mich, ob dein Optimismus in diesem Fall nicht zu weit
geht.«
Atlan wurde ernst.
»Baiwoff ist mißtrauisch, daran besteht kein Zweifel«, versicherte er. »Genauso mißtrauisch
wie du übrigens. Aber sein Mißtrauen ist eingeplant. Es ist ihm einfach unmöglich, einen
Vorschlag von uns anzunehmen, ohne im Hintergrund einen Trick zu wittern.«
»Du bist trotzdem sicher, daß er den Braten nicht riecht?«
»Oh, er riecht eine ganze Menge.«
»Und?«
»Er kann mir keine schlechte Absicht nachweisen. Er verläßt sich auf seine Positronik. Alles,
was über uns bekannt ist, ist in der Maschine gespeichert. Verhaltensmuster, Denkweise, Sprache,
Aussehen – ein ganzes Lexikon der Milchstraßen-Intelligenzen. Baiwoff nimmt also den
Speicherkristall, in dem er unsere Unterhaltung aufgezeichnet hat, und füttert die Positronik.
Und die Argumente, die ich Baiwoff vorlegte, sind reinsten Wassers. Ich warf ihm sogar noch einen
Extrabrocken hin und machte ihm klar, daß du selbst nicht erschienen wärest, weil ein
terranisches Staatsoberhaupt sich nicht öffentlich durch halbschräge Vorschläge wie diesen
kompromittiert. Das muß ihm auf jeden Fall verdächtig vorgekommen sein, aber wenn er seine
Positronik befragt, dann kann ihm die nichts anderes sagen, als daß es bei uns wirklich so
zugeht.«
Rhodan sah auf die Uhr, die er neben einer Reihe anderer Instrumente am linken Unterarm
trug.
»Die Sendung ist auf fünfzehn Uhr Bordzeit angesetzt, sagtest du?«
»Ungefähr. Baiwoff und Thrumb werden zugegen sein. Sie holen uns hier ab. Der Sender wird
rechtzeitig mit Leistung versorgt. Ich habe eine Zehnteleinheit Zeit zum Reden. Ziemlich
unverschämt, was sie einem da zumuten. Das sind weniger als fünfzig Sekunden. Wir müssen den Text
sorgfältig abfassen, bevor wir das Mikrophon in die Hand nehmen.«
Perry Rhodans Blick flog ein zweites Mal über die reglose Menge.
»Nicht nur das«, antwortete er schließlich. »Hier im Stadion sind ein paar Änderungen nötig,
bevor die Stützpunktingenieure auftauchen.«
24.
Gucky schlief, als John Marshalls telepathische Stimme ihm ins Bewußtsein drang.
Marshall spürte den Widerstand und wiederholte den Rufcode mehrmals. Gucky kam zu sich und
antwortete. Marshall begann prompt zu senden. Er schilderte in knappen Begriffen die Ereignisse
der vergangenen zwei Stunden. Die zweite Phase des Plans war angelaufen.
Gucky öffnete die Augen erst, nachdem Marshall abgeschaltet hatte. Unmittelbar neben ihm lag
Melbar Kasom auf dem harten Boden ausgestreckt, den Kopf in die rechte Armbeuge gebettet. Links
neben Gucky saß Goratschin. Iwanowitsch, der Jüngere, schien zu schlafen. Iwan war jedoch
hellwach und musterte Gucky neugierig.
»Was gibt's, Kleiner?«
Die Inanspruchnahme des gemeinsamen Stimmechanismus weckte auch Iwanowitsch. Die Lider
öffneten sich mit einem Ruck. Iwanowitsch war von einer Zehntelsekunde zur anderen hellwach.
»Nicht mal ausruhen kann man sich hier«, brummte er ärgerlich.
»Das ist der Nachteil, wenn man Kinder mit sich herumschleppen muß«, konterte Iwan. »Ständig
müde, immer wollen sie schlafen!«
»Kinder!« protestierte Iwanowitsch. »Ich bin genauso alt wie du!«
»Das behauptest du seit dreihundertfünfzig Jahren. Bis auf den heutigen Tag hast du noch immer
niemanden gefunden, der dir das geglaubt hätte.«
Der Lärm weckte Melbar Kasom und Ras Tschubai.
»Ihr haltet den Mund!« dröhnte Kasoms mächtige Stimme. »Wir haben Wichtigeres zu tun, als uns
euer Gestreite anzuhören.«
Kasom wußte, welche Taktik er zu benutzen hatte. Unter der an beide zugleich gerichteten Rüge
fanden sie ihren Sinn für Zusammengehörigkeit wieder.
»Sie haben kein Recht, sich in unsere
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