Silberband 039 - Paladin
den Vibrator hervor. Der Dumfrie sprang mit einem erstickten Schrei zur Seite.
Der lange, schlanke Lauf der Waffe schwenkte in die Horizontale. Agen Thrumb drückte ab. Ein
blasser, grünlicher Strahl brach aus dem Vibrator hervor und fuhr singend und zischend gegen die
obere Kante des Schaltblocks.
Ein neues Geräusch schwang plötzlich in der Luft, ein seufzender, keuchender Laut, der aus dem
Nichts zu kommen schien. Agen Thrumb triumphierte. Er hatte den Fremden getroffen. Er hatte ihn
verletzt. Der Schild, der ihn unsichtbar machte, schützte ihn nicht gegen die Strahlen des
Vibrators.
Er durfte keinen Augenblick verlieren. Er hatte den Gegner in der Zange. Die Waffe sang ein
zweites, ein drittes Mal: Unerbittlich leckte die blaßgrüne Flammenzunge gegen den Schaltkasten
und das Volumen Luft, in dem sich der Fremde befinden mußte.
Der mörderische Schlag von der Seite kam völlig unerwartet. Er war mit solcher Wucht geführt,
daß er Agen Thrumb von den Füßen riß und zu Boden schleuderte. Das Gehirn reagierte nicht schnell
genug. Er hatte den Finger noch auf dem Auslöser der Waffe, als er stürzte und die Hand mit dem
Vibrator unter sich begrub. Brennender Schmerz zuckte durch den Körper. Er verlor das
Bewußtsein.
Er konnte nicht lange ohnmächtig gewesen sein. Als er wieder zu sich kam, kauerte der
Dumfrie-Posten neben ihm, und jeder Zentimeter seiner Haltung brachte die Panik zum Ausdruck, die
er empfand. Agen Thrumb richtete sich auf, so sehr ihn auch die Muskeln selbst bei der geringsten
Bewegung schmerzten. Auf seiner Brust flackerte der Stein des körperlichen Defektes.
»Was ist geschehen?« herrschte er den Posten an.
»Nichts, Druis …«, stieß der Dumfrie hervor. »Sie fingen an zu schießen … dann
stürzten Sie. Es ist nichts geschehen!«
»Wie lange war ich bewußtlos?«
»Eine Zehnteleinheit«, versicherte der Posten hastig. »Nicht mehr, Druis.«
Agen Thrumb musterte den Schaltautomaten. Er versuchte, jenen merkwürdigen Sinn zu aktivieren,
der ihm vorhin die Anwesenheit des unsichtbaren Fremden angezeigt hatte. Aber er spürte nichts.
Entweder versagte seine Fähigkeit, oder der Fremde war nicht mehr da.
Die Nische in der Wand war groß genug, um ihn das Gehäuse des Schalters ringsum abschreiten zu
lassen. Er fand ohne Mühe, wonach er suchte. Der Unsichtbare hatte keine Zeit gehabt, seinen
Anschlag mit der geplanten Sorgfalt auszuführen.
Er rief den Posten. Der Dumfrie trug eine Handlampe, deren Lichtkegel er gegen die Rückwand
des Schaltkastens richtete. Die Wand war glatt und bot keinerlei Versteckmöglichkeiten. Das
Gerät, das der Unsichtbare hinterlassen hatte, saß eine Handbreit über dem Boden, durch eine
Saugunterlage fest mit der Metallwand verbunden.
Agen Thrumb wußte, daß er sein Ziel erreicht hatte. Das Rätsel war gelöst. Drei Mann der
feindlichen Sabotagetruppe lenkten die Aufmerksamkeit der Dumfries durch Scheinangriffe ab,
während der vierte sich unbehindert in der Festung umherbewegte und an kritischen Stellen kleine
Geräte hinterließ. Agen Thrumb vermochte nicht mit Gewißheit zu sagen, was für Geräte es waren.
Aber es war billig zu vermuten, daß es sich um Bomben handelte.
Er wandte sich an den Posten.
»Halten Sie sich diesem Kasten fern und rufen Sie ein Kommando der Schadenskontrolle!«
26.
Ras Tschubai kehrte in den kleinen Lagerraum zurück, in dem sie ihr Quartier
aufgeschlagen hatten, nachdem ihnen die Spürtätigkeit der Dumfries zu unsicher geworden war. Er
war der erste, der von dem Einsatz zurückkehrte. Melbar Kasom, Gucky und die beiden Goratschins
waren noch unterwegs.
Er streifte den Helm von Kopf und holte tief Luft. Der Teufel sollte den Kerl mit den zwanzig
blauen Steinen holen. Er hätte ihm um ein Haar einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da die
Gefahr bestand, daß die Dumfries inzwischen Meßinstrumente bei sich trugen, die die
Streustrahlung eines hochenergetischen Feldschirms registrieren konnten, arbeitete Melbar Kasoms
Gruppe nur mit dem Deflektorschirm, der äußerst geringfügig streute und zudem unerläßlich war.
Agen Thrumbs Vibratorwaffe hatte Ras Tschubai an der Hüfte gestreift, und ein oder zwei Sekunden
lang war der Teleporter nahezu sicher gewesen, daß er das Ende seiner Laufbahn erreicht hatte.
Nur mit letzter Kraft war es ihm gelungen, sich auf den Beinen zu halten und schließlich selbst
zur Offensive überzugehen. Es war ihm unklar, wie der Vierarmige
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