Silberband 039 - Paladin
Außentarnung. Sie war perfekt.
»Willkommen, meine Herren«, sagte Reginald Bull laut. »Ich nehme an, Sie können mich mit Hilfe
Ihrer Außenaufnahmen hören. Wie hat der Paladin die Transmitterstrecke zwischen Quinto Center und
dem irdischen Mond überstanden? Noch immer keine Beschädigungen?«
Harl Dephin schaute aufmerksam auf seine Bildschirme.
»Nun, Brüder, Bully scheint keineswegs ängstlich zu sein. Peinlich! Näher konnte ich ihm nicht
mehr auf den Pelz rücken.«
Der Paladin erhob die Pranke des rechten Handlungsarmes zum Gruß.
»USO-Spezialist Major Harl Dephin, Kommandant des haluterähnlichen Riesenroboters Paladin I,
meldet sich mit einem Team von fünf Mann klar zum Einsatz, Sir«, dröhnte es aus den im Rachen
eingebauten Großlautsprechern.
Bully verzog keine Miene.
»Großartig, nur etwas laut«, beschwerte er sich. »Wollen Sie nun aus Ihrer Panzerfestung
herauskommen? Ich würde Ihnen vorschlagen, auf diesem Kartentisch zu landen. Meine Erfahrungen
mit Ihrem Chef, General Lemy Danger, sagen mir, daß es die beste Methode ist. Wie sieht es auf
Siga aus? Alles in Ordnung? Wie man bemerken kann, haben Sie ein Meisterwerk erschaffen.
Kompliment, Herr Major. Für unsere Menschheit gibt es eben keine unlösbaren Probleme, nicht
wahr?«
Harl Dephin verspürte freudige Erregung. Auf den Kontrollbildschirmen bemerkte er die
strahlenden Gesichter seiner Brüder.
Der Begriff ›unsere Menschheit‹ hatte alles über Bulls Einstellung zu den Männern von Siga
verraten. Sie wurden voll und ganz anerkannt, auch wenn sie etwas klein geraten waren.
Harl Dephin ließ den Paladin an den bezeichneten Tisch herantreten und schaltete
Antriebsaggregate und Stromversorgung aus. Das Donnern der Umformerbänke in Deck vier
erstarb.
»Aussteigen, Brüder! Empfang wie besprochen.«
Er zog das Mikrophon vor die Lippen, schaltete die Lautstärke herunter und erklärte:
»Wir bedanken uns für Ihre freundlichen Worte, Sir. Meine Männer befinden sich bereits in Deck
vier vor der Nabelschleuse.«
»Wovor?« staunte Bully. Jemand begann zu lachen. Damit war der Bann gebrochen. Die
verkrampften Gesichter der Terraner entspannten sich. Ihnen, den technisch versierten Männern,
kam jetzt erst zu Bewußtsein, daß sie vor nichts anderem standen als vor einem riesenhaften
Spezialroboter, der im Gegensatz zu anderen Konstruktionen kein positronisches Hirn besaß.
»Nabelschleuse, Sir«, erklärte Dephin geduldig. »Um jede Verwechslung auszuschalten, haben wir
verständliche Begriffe geprägt.«
Dephin sprang in den Lift und fuhr hinunter zum vierten Deck. Die Männer des Bedienungsteams
standen bereits in der offenen Schleuse. Nur die Außentore waren noch geschlossen.
»Dart, Ihr Waffengürtel sitzt schief. Ich wünsche eine korrekte Uniform.«
»Verzeihung, Sir. Ich bin so aufgeregt. Wir werden jede Würde verlieren, wenn wir erst einmal
auf dem Tisch stehen und auf die kraterähnlichen Pickel der terranischen Riesen blicken.«
»Lassen Sie das! Unsere Augen sind für mikroskopisches Sehen eingerichtet. Sie haben auch
Pickel, nur mit dem Unterschied, daß sie winzig sind.«
»Ich habe von Lemy Danger gehört, man müßte sich vor dem Lungenorkan eines lachenden und
heftig ausatmenden Terraners in acht nehmen«, gab der vorsichtige Mirus Tyn zu bedenken. »Haltet
euch fest, Brüder, oder wir werden vom Tisch gewirbelt.«
»Blödsinn!« fuhr Dephin scharf dazwischen. »Kein Terraner bläst einen achthundert Gramm
schweren Körper hinweg. General Danger hat wohl mehr an den Ertruser Melbar Kasom gedacht. Das
wäre etwas anderes. Öffnen sie die Schleuse, Mirus!«
Über Bullys Kopf klappte plötzlich der fugenlos scheinende Kampfanzug des angeblichen Haluters
auseinander. Das Material schob sich zur Seite.
»Ein Goldjunge, hätte man zu meiner Zeit gesagt«, sinnierte Bully laut. »Nein, der Vergleich
hinkt. Das Gold war im zwanzigsten Jahrhundert nicht entfernt so teuer wie heute das Atronital.
Das ist ein echter Materialwert.«
Die Tore der ›Nabelschleuse‹ fuhren zurück. Die Öffnung war zwanzig Zentimeter hoch und halb
so breit.
Dephin sprang leichtfüßig auf den Tisch, wartete die Ankunft seiner Brüder ab und machte dann
nochmals Meldung.
Die Zeremonie dauerte knapp zehn Minuten. Anschließend begann der Fragensturm, den Dephin
erwartet hatte.
»Wenn ich bitten dürfte, meine Herren!« brüllte der Kleine mit vollster Lungenkraft. »Hallo,
he! Können Sie mich
Weitere Kostenlose Bücher