Silberband 039 - Paladin
hätte in die Milchstraße zurückkehren und die Erde gegen
den Angriff der Zweitkonditionierten verteidigen können. Aber er hatte nein gesagt. Narr, der er
war! Verdiente er überhaupt, Großadministrator des Solaren Imperiums zu sein? Hätte er nicht das
Interesse der gesamten Menschheit über das Leben zweier Haluter stellen müssen?
Nein! dachte er entschieden. Stellvertretend für die Menschheit hatte er sich für die
Freundschaft und gegen den Verrat ausgesprochen.
An der Tür blieb Agen Thrumb noch einmal stehen.
»Sie haben keine Zeit mehr, Ihre Entscheidung zurückzunehmen«, sagte er gedehnt. »In wenigen
Augenblicken wird Luro Movan den ersten von Ihnen holen. Damit Sie wissen, was Ihnen bevorsteht,
sage ich Ihnen jetzt schon, daß der Vorsucher das Gedächtnis eines jeden von Ihnen auslöschen
wird. Sie werden auch Ihren gesamten Erfahrungsschatz verlieren. Das heißt, daß Sie wie Kinder
sein werden, wie Neugeborene, die sich nicht zu helfen wissen.«
Beriots Aufschrei und das Geräusch der zuschlagenden Tür vermischten sich.
Perry Rhodan drehte sich zu seinen Mitgefangenen um und versuchte zu lächeln.
»Ich glaube, Agen Thrumb hat nur gedroht, um uns gefügig zu machen. Er wird seine Pläne nicht
verwirklichen.«
Doch wenige Augenblicke später erschienen vier Dumfries und holten Dr. Jean Beriot. Der kleine
Mann wehrte sich verzweifelt. Die zurückbleibenden Männer hörten ihn schreien, bis die Tür
zufiel.
Eine knappe Stunde später brachten sie ihn zurück. Zwei Dumfries stießen ihn durch
den Eingang. Er machte ein paar unkontrollierte Schritte, dann stürzte er zu Boden.
Rhodan und John Marshall eilten auf ihn zu.
Perry Rhodan hob den Wissenschaftler hoch und schüttelte ihn sanft. Beriots Haare waren
ausgefallen. Noch schlimmer war jedoch, daß er lächelte. Er strahlte ein engelhaftes Lächeln
aus.
»Doc!« rief Rhodan. »Doc, kommen Sie zu sich!«
Dr. Jean Beriot begann zu lallen. Speichel lief über sein Kinn. Er gab einige unverständliche
Geräusche von sich.
Perry Rhodan legte den mißgestalteten Mann sanft auf den Boden zurück und erhob sich.
»Wenn sie den nächsten holen«, sagte er, »greifen wir an.«
Natürlich hatten sie sich keinen besonderen Plan ausgedacht. Das wäre sinnlos
gewesen. Sie wußten nicht, wen die Dumfries als nächsten holen würden, und sie wußten auch nicht,
wie viele Wächter kommen würden. Sie brauchten aber nur auf Dr. Jean Beriot zu blicken, um
entschlossen zu sein, lieber zu kämpfen, als sich wehrlos einer Behandlung mit solchen Folgen zu
unterziehen.
Perry Rhodan war sich darüber im klaren, daß sie keine Fluchtchancen besaßen, aber sie konnten
Agen Thrumb und Luro Movan beweisen, daß sie sich nicht aufgegeben hatten.
Nachdem sich die Terraner fünf Tage ruhig verhalten hatten, würden die Aphaneus nicht mehr mit
einem Ausbruchsversuch rechnen. Wahrscheinlich glaubten die Sucher, die sechs Männer bereits so
zermürbt zu haben, daß es nur noch auf die abschließende Behandlung ankam, um sie endgültig zu
willenlosen Geschöpfen zu machen.
Nachdem eine halbe Stunde seit Dr. Beriots Rückkehr verstrichen war und noch immer niemand
kam, um den nächsten Gefangenen zur Behandlung zu holen, begann in Rhodan die Hoffnung
aufzusteigen, daß der Vorsucher und der Stützpunktingenieur ihre Pläne geändert hatten. Rhodans
Hoffnung verstärkte sich, als Agen Thrumb zusammen mit zwei Dumfries auftauchte. Diesmal blieb
der Stützpunktingenieur im Eingang stehen.
»Haben Sie Ihren Freund gesehen?« fragte Agen Thrumb und deutete auf die Nische, in der der
Chefphysiker der CREST IV lag.
»Wir haben ihn gesehen«, antwortete Rhodan. »Jetzt sehen wir den Verbrecher, der dafür
verantwortlich ist. Sie haben diesem Mann die Persönlichkeit genommen, Agen Thrumb.«
Die Stimme des Stützpunktingenieurs klang verzweifelt, als er antwortete: »Ich habe Sie
gewarnt. Warum nehmen Sie keine Vernunft an? Entgegen Luro Movans Ratschlag bin ich jetzt
wiedergekommen, um Sie umzustimmen. Movan wollte bereits den nächsten Gefangenen holen lassen,
doch ich bin ihm zuvorgekommen.«
»Was wollen Sie überhaupt?« fragte Rhodan.
»Sie wissen es genau, Perry Rhodan, Sie sind der Anführer dieser Gruppe. Ein Wort von Ihnen
genügt, um diese Männer zu retten und ihnen den Weg in ihre Heimatgalaxis zu ebnen.«
»Ein Wort von mir genügt, um zwei unserer Freunde zu töten«, entgegnete Rhodan ablehnend.
»Sie sind unbelehrbar!«
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