Silberband 040 - Dolan-Alarm
Fellmer Lloyd, Cuen Cornyn und ich – erschienen dagegen zerbrechlich
und verloren.
So etwa fühlten wir uns auch – mit Ausnahme vielleicht von Cuen Cornyn, für den es ein
Kommandounternehmen wie andere zuvor war, weil er nur oberflächlich mit der
technisch-wissenschaftlichen Seite der Angelegenheit vertraut war.
Ich nickte ihm durch die Sichtscheibe des schweren Druckhelms zu, und er erwiderte mein Nicken
lächelnd. Sein Gesicht wies verblüffende Ähnlichkeit mit dem seines Vaters auf, den ich im Hangar
gesprochen hatte. Nur die Falten fehlten.
Mich beschlich ein ungutes Gefühl, wenn ich dieses jungenhafte Gesicht betrachtete. Insgeheim
machte ich mir Vorwürfe, weil ich Bulls Einteilung nicht widersprochen hatte. Als USO-Spezialist
konnte ich schließlich auch recht gut mit allen Arten von Sprengmitteln umgehen. Es war zu spät
für eine Änderung der Mannschaft.
Nur Reginald Bull und Tako Kakuta hatten uns auf die Hangarplattform begleitet.
Pinar Alto trat aus der Schleuse der Plattform.
»Fertig!« klang seine Stimme aus dem Helmlautsprecher. »In fünf Minuten Ihrer Zeit schaltet
sich das Dimensionskatapult ein.«
Der Staatsmarschall kam auf mich zu. Er schüttelte mir die Hand. Es war infolge unserer
Panzerhandschuhe eine kalte, distanzierte Berührung, so, als wären wir Kilometer voneinander
entfernt.
»Hals- und Beinbruch!« knurrte er mit rauher Stimme. Er verabschiedete sich auch von den
anderen. Vor Lloyd blieb er etwas länger stehen. Keiner der beiden Unsterblichen sagte einen Ton.
Sie blickten sich nur in die Augen.
Dann schritten Bully und Kakuta davon. In etwa hundert Metern Entfernung blieben sie stehen
und verfolgten mit den Augen, wie wir das Katapult bestiegen. Unter dem Gitterkegel stellten wir
uns auf. Über uns schimmerte die silbrige Hülle der Verschlußkugel.
»Ich habe einen Fremdkörper im Hyperraum angepeilt«, sagte Pinar Alto leise. »Aber natürlich
kann ich nicht dafür garantieren, daß es sich dabei um eine Basis der Zweitkonditionierten
handelt.«
»Natürlich nicht«, murmelte Lloyd. »Wenn wir nicht beim ersten Versuch Glück haben, versuchen
wir es eben noch einmal.«
»Wie weit ist der angepeilte Fremdkörper von hier entfernt?« fragte Cuen Cornyn.
Pinar Alto lachte dröhnend.
»Einen Meter – oder eine Million Lichtjahre. Suchen Sie es sich aus. Oder überlegen Sie
lieber, wie weit der Hyperraum von uns entfernt ist!«
»Eine Ewigkeit!« sprach Fellmer Lloyd ruhig.
»Ewigkeit …?« dehnte Cornyn seine Frage. »Die Ewigkeit ist überall, auch in
uns …«
»Eben!« erwiderte Lloyd lakonisch.
Ich erschauerte.
Philosophische Gespräche dieser Art mochten erbaulich sein, wenn man sie innerhalb der eigenen
vier Wände in einer Freundesrunde führte – aber hier, dicht vor etwas, das außerhalb
menschlicher Vorstellungskraft lag, weil wir alle Bestandteile unseres vierdimensionalen
Kontinuums waren …?
»Jetzt!« rief Upper Kisca.
Ich erstarrte. Das Gitternetz, das uns umschloß, machte auf einmal einer rotblauen Feuerwand
Platz. Geblendet schloß ich die Augen, als die silbrige Antennenkugel aufflammte. Ich hatte das
Gefühl, als würde jede einzelne Körperzelle explodieren.
Jemand schrie.
Dann schlug ich hart auf festem Boden auf.
Innerhalb eines winzigen Sekundenbruchteils nahm ich die neue Umgebung in mich auf:
das blasse Rund einer gigantischen, zerfurchten Plattform – und überall dort, wo die
Plattform nicht den Blick versperrte, das dunkelrote Glühen und Wabern fremdartiger
Energieentladungen.
Ich reagierte rein automatenhaft, weil der spezifische Vorsatz bereits da war.
»Volle Deckung und sichern!« schrie ich ins Mikrophon des Helmkoms.
Es wäre nicht einmal nötig gewesen, denn diese Handlungsweise gehörte zu unserem Plan. Wir
spritzten fächerförmig auseinander, warfen uns hinter der nächstbesten Bodenwelle nieder und
sicherten mit unseren Energiewaffen gegen einen Gegner, von dem nichts zu sehen war.
Ich wandte den Kopf innerhalb des Helms ein wenig nach rechts, um die Skalen der
Außenarmaturen abzulesen. Als erstes stellte ich fest, daß über der Plattform ein Vakuum
herrschte. Danach registrierte ich, was zu erwarten gewesen war: Die Plattform wurde von einem
sphärischen Paratronfeld eingehüllt.
Wir waren also wirklich innerhalb des Hyperraums materialisiert!
Nein! sagte ich mir. Das stimmt nicht. Wir befinden uns in einem Stück unseres gewohnten
vierdimensionalen
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