Silberband 042 - Das Zeitkommando
verfehlt. Das Tier brüllte. Aus seinem geöffneten Rachen drang Schaum hervor. Er war verstört und gereizt.
Rhodan stürmte an Regon vorbei, der ihn überhaupt nicht wahrzunehmen schien. Das Tier fuhr herum und wandte sich dem neuen Gegner zu. Rhodan holte tief Luft und warf sich dann mit vor dem Gesicht verschränkten Armen auf die Bestie. Er spürte, wie ihm der Atem des Wesens entgegenschlug. Ein Tatzenhieb streifte seine Schulter. Er griff blindlings zu. Der gepanzerte Hals, den er zu fassen bekam, erschien ihm hart wie Metall. Es war völlig aussichtslos, mit den Händen gegen dieses Tier etwas ausrichten zu wollen.
Aber da war noch Gucky – und der Mausbiber tat das einzig Richtige.
Er drängte Rhodans Widersacher in Richtung des Käfigs zurück und hinderte ihn daran, seine Zähne gegen Rhodan einzusetzen. Trotzdem mußte Rhodan immer wieder blindlings geführten Schlägen der beiden Vorderbeine ausweichen.
Gucky mußte auch auf Regon achten, der völlig die Nerven verloren hatte und immer noch schoß. Es schien ihm gleichgültig zu sein, ob er dabei Rhodan traf.
»Hören Sie auf zu schießen!« schrie Chuzijew dem Walker zu. »Sehen Sie nicht, daß wir Ihnen helfen wollen?«
In Regons Augen ging eine Veränderung vor. Das seltsame Leuchten erlosch. Regon sank nach vorn. Er schien unschlüssig zu sein, was jetzt zu tun war.
Die Plattform setzte ihre Fahrt fort. Es schien kein Alarmsystem zu geben, das bei solchen Zwischenfällen ein sofortiges Anhalten veranlaßte.
Gucky gelang es, das Tier in den Käfig zu manövrieren. Rhodan drängte nach und warf die Tür zu. Er überzeugte sich, daß das Schloß in Ordnung war. Er hatte zwei heftige Schläge erhalten und blutete aus Wunden am Hals und an der Brust. Doch darum kümmerte er sich nicht, denn er wußte, daß der Zellaktivator auch in diesem Fall helfen würde.
»Gut gemacht, Kleiner!« rief er Gucky zu.
Inzwischen hatte Regon seine Fassung zurückgewonnen.
»Gehen Sie an Ihren Platz zurück!« befahl er und winkte mit der Waffe. »Wenn Sie ihn noch einmal verlassen, erschieße ich Sie.«
»Das haben Sie sowieso beinahe fertiggebracht«, sagte Rhodan. »Haben Sie denn nicht gemerkt, daß ich Ihnen helfen wollte?«
»Unsinn«, antwortete Regon. »Sie haben gekämpft, weil Sie und Ihre Gefährten ebenfalls in Lebensgefahr schwebten, nachdem das Tier ausgebrochen war.«
Rhodan und Chuzijew wechselten einen Blick.
»Wie ist es möglich, daß ein intelligentes Wesen solche Denkfehler begeht?« fragte Rhodan enttäuscht.
»Ich habe befürchtet, daß das Experiment so oder ähnlich ausgehen würde«, gestand Chuzijew. »Die Walkers können einfach nicht über ihren Schatten springen. Wir sollten ihnen das nicht zum Vorwurf machen, denn auch der Mensch braucht sehr lange, um mit allen Tabus zu brechen.«
Rhodan ließ sich auf einem Vorratssack nieder und untersuchte seine Wunden.
Gucky kam auf ihn zu.
»Neue Befehle?« fragte der Mausbiber.
Rhodan wußte, worauf Gucky hinauswollte. Der Ilt hielt den Zeitpunkt für gekommen, aus dem Trichter zu verschwinden.
Perry wich den Blicken Guckys aus und schüttelte den Kopf.
»Da haben wir den Beweis, wie stur ein Mensch sein kann«, sagte Gucky zu Chuzijew. »Er ist noch verrückter als die Walkers. Er hat sich vorgenommen, mit diesen Riesenraupen Frieden zu schließen, und er wird nicht davon abgehen, auch wenn er dabei sterben sollte.«
Rhodan antwortete nicht. Es gab nichts, was er darauf hätte erwidern können.
24.
Als der Käfig von der Plattform gehoben wurde, war Regon merklich erleichtert. Er unterhielt sich mit den Walkers, die das gefangene Tier abholten.
Zu Rhodans Überraschung wurde auch Regon abgelöst. An seiner Stelle übernahmen drei andere Walkers die Bewachung der Gefangenen. Dabei sprachen sie kurz von einem gewissen Snogletto, der die Gefangenen sehen wollte, bevor sie getötet würden.
Rhodan wurde sofort hellhörig, doch auf seine Fragen erhielt er keine Antwort.
Das Verhalten der neu auf die Plattform gekommenen Walkers unterschied sich nicht von dem der anderen Raupenwesen, die sie bisher kennengelernt hatten.
Ein Blick auf die Uhr zeigte Rhodan, daß sie jetzt vierzehn Stunden unterwegs waren. Chuzijew schlief ab und zu ein paar Minuten, und auch Gucky war einmal kurz eingeschlafen. Rhodan fühlte sich müde, aber er gab diesem Gefühl nicht nach, weil er jede Phase dieser Fahrt in die oberen Etagen des Trichters miterleben wollte. Außerdem wollte er auf jeden Fall
Weitere Kostenlose Bücher