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Silberband 042 - Das Zeitkommando

Titel: Silberband 042 - Das Zeitkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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zu werden.
    Aber Barnard war daraus kein Vorwurf zu machen. Sein eigenes Geschick bot ihm keinen Anlaß, über die Schicksale anderer mit Mitgefühl zu sprechen.
    Perry Rhodan ließ seine Begleiter bei der Positronik zurück. Sie waren dafür verantwortlich, den Tank und Barnards Gehirn im Auge zu behalten und jede Veränderung unverzüglich an Rhodan zu melden. Rhodan durchquerte die Halle und drang durch das genannte Portal in den Saal der Erhaltung ein.
    Der Anblick, den der Saal bot, entsprach Gus Barnards Beschreibung. Der Raum, wesentlich kleiner als die Computerhalle, besaß eine Höhe von knapp zwanzig Metern. Er war leer bis auf die Konsole unmittelbar neben dem Eingang und einhundert säulenähnlichen Gebilden, die aus purem Licht zu bestehen schienen und vom Boden bis zur Decke hinaufragten. Die einzelne Säule hatte einen Durchmesser von etwa zweieinhalb Metern und war völlig durchsichtig. Ihr Inneres schien leer.
    Rhodan war sich im klaren darüber, daß das, was er sah, nur der Effekt der Wechselwirkung zwischen der Randzone des Hyperfeldes und der umgebenden Luft war – ein fortwährender Ionisations- und Rekombinationsprozeß, der die Luftmoleküle zum Aussenden sichtbarer Strahlung anregte. Das Hyperfeld selbst und sein Energiegehalt waren unsichtbar.
    Aber seine Fähigkeit, die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge zu durchschauen, half ihm nicht über die Beklommenheit hinweg, die er empfand, wenn er daran dachte, daß jede dieser Säulen ein Leben enthielt. Suspendiertes Leben zwar, dessen Wiedererweckung davon abhing, ob der Rematerialisierungsprozeß funktionierte oder nicht – aber doch Leben.
    Er wandte sich der Konsole zu und bediente einen der einhundert Schalter. Er drehte sich um und versuchte zu erkennen, welche Säule aktiviert worden war; aber es verging eine Minute, bevor sich der erste Effekt zeigte.
    Eines der Felder an der linken Seitenwand des Saales begann zu flackern. Die Intensität des Leuchtens wurde unregelmäßig und nahm dabei allmählich ab. Im Innern des Feldes entstanden Materieballungen, die zunächst gasförmigen Charakters zu sein schienen, sich jedoch rasch verdichteten. Die Helligkeitsschwankungen des erlöschenden Feldes wurden jetzt kräftiger. Licht und Dunkel folgten in verwirrender Schnelle aufeinander und verboten den Einblick ins Feldinnere.
    Dann – ein letzter Blitz, und das Feld war endgültig erloschen.
    Der Anblick, der sich Perry dann bot, war grausig und erschütternd zugleich.
    Auf dem glatten Boden des Saales lag eine Hand – eine fünfgliedrige Hand, deren Ansatz sich rasch verjüngte und zu einer dünnen, nabelstrangähnlichen Schnur aus Fleisch und fahler Haut verlief. Die Schnur war etwa einen Meter lang und endete in einem knorpeligen Knoten.
    Das war alles.
    Vor Tausenden von Jahren hatte ein Mensch sich der leuchtenden Säule anvertraut, ein vollständiger Mensch mit Kopf, Rumpf, Armen und Beinen. Er hatte sich auflösen lassen in der Zuversicht, daß eines Tages der Augenblick kommen werde, in dem er wieder zusammengesetzt werden würde.
    Seine Hoffnung war betrogen worden.
    Die zweite Säule produzierte die Hälfte eines menschlichen Rumpfes, die dritte formlose Fleischklumpen, die vierte ein Bein ohne Fuß mit einem Hüftgelenk von der Größe eines Kinderkopfes.
    Die Zeit im Saal schien stillzustehen, während der Name des Saales blutiger Ironie zum Opfer fiel und ein unausgereiftes Erhaltungsprinzip eine Fehlleistung nach der anderen produzierte. Gus Barnard wurde von Rhodan über die Vorgänge im Saal auf dem laufenden gehalten; aber es gab nichts, was seine fünfzigtausend Jahre alte Ruhe zu erschüttern vermochte.
    »Geben Sie die Hoffnung nicht auf«, war alles, was er zu sagen hatte. Rhodan fühlte dennoch Verzweiflung in sich aufsteigen, während Säule um Säule erlosch und aus einer nach der anderen ein grotesk verformtes Bruchstück eines Menschen entstand. Er zwang sich zum Weitermachen. Es war grauenvoll.
    Und dann kam die hundertste und letzte Säule an die Reihe.
    Die Stille war erschreckend. Jedermann hatte im selben Augenblick die Luft angehalten.
    Die letzte, die hundertste Säule erlosch in wildem Flackern.
    Da, wo sie eben noch geflackert hatte, stand ein Mann – ein vollkommener Mann!
    Aus großen Augen blickte er verwirrt und benommen vor sich hin. Er tat einen Schritt, aber die Muskelsubstanz, vor so kurzem erst wieder aus Elementarbestandteilen zusammengefügt, versagte ihm den Dienst.
    Er taumelte und

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