Silberband 042 - Das Zeitkommando
Interkosmo oder Terranisch. Wir sind Lemurer. Ich kann es nicht oft genug wiederholen.«
»Und ich bin ein Beutelaffe!« knurrte Gucky wütend in sich hinein.
Wenige Meter vor der Panzerplastscheibe blieben sie stehen. Rhodan gab durch Zeichen zu verstehen, daß er mit Nayn Ichtrac zu sprechen wünschte. Der Wissenschaftler zögerte einige Augenblicke, dann aber hatte er seinen Entschluß gefaßt. Ihm blieb auch keine andere Wahl, wenn er mehr erfahren wollte. Seinen Ärger über das verpaßte Experiment hatte er längst vergessen.
Die transparente Schutzscheibe versank in der Brüstung.
Rhodan und seine Begleiter stiegen die Stufen empor und standen dann vor dem Mann, der die Geschichte verändert hatte, ohne es jemals zu wollen.
Langsam sagte Rhodan und deutete dabei auf seine Gefährten:
»Dies ist Okliton, der Philosoph vom Orden der Porylester, dem wir alle angehören. Und das dort ist Masithar, der Denker. Ich bin Pasarat. Wir kommen aus der fernen Zukunft, um mit Ihnen zu reden, Nayn Ichtrac.«
»Sie kennen meinen Namen? Er wurde nicht vergessen?« Der Wissenschaftler schien über diese Tatsache so erfreut, daß er fast eine andere wichtige Frage vergessen hätte. Seiner Meinung nach war die Vorstellung der Besucher noch nicht beendet. »Und wer ist das?« erkundigte er sich und deutete skeptisch auf Gucky.
Rhodan klärte ihn auf:
»Ein genetisch veränderter Pimpira, Meister. Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte werden sie gute Freunde der Lemurer. Sie sind intelligent, äußerst gelehrig und nur manchmal ein wenig bockig.«
Gucky hätte sich fast verschluckt, aber er nahm sich zusammen. Er grinste Ichtrac freundlich an und zeigte seinen blitzweißen Nagezahn.
»Sehr interessant«, murmelte Ichtrac sichtlich beeindruckt. Aber dann entsann er sich, daß es noch viel interessantere Dinge gab. Er zeigte mit der rechten Hand auf seinen Assistenten: »Mein Mitarbeiter Asi Movogt – aber sicherlich ist auch sein Name, so wie meiner, unsterblich geworden.« Als Rhodan ihm den Gefallen tat und nickte, fuhr er fort: »Wir sind ein Team, und ich glaube, wir haben einiges geleistet. Darf ich Sie bitten, mir in den Wohnraum zu folgen. Die Türen sind verschlossen. Es kann uns niemand stören.«
Es war Rhodan schon jetzt klar, daß die Vermutung des späteren Mörders des Wissenschaftlers stimmte, er habe die Maahks durch seine Zeitexperimente angelockt. Es konnte auch durchaus möglich sein, daß nun seine eigene Reise in die Vergangenheit von den Zweitkonditionierten angemessen und verfolgt wurde, aber das gehörte zu den vielen Risiken, die er eingehen mußte.
An der Wand hing ein Zeitmesser. Mit einem Blick überzeugte sich Rhodan davon, daß Natrin Koczon exakt gearbeitet hatte.
Es war ein Uhr nachts scimorischer Zeitrechnung.
Sie hatten sich nur um eine halbe Stunde verspätet.
Kaum hatten sie Platz genommen, da zog Rhodan den Brief Koczons aus der Tasche und reichte ihn Nayn Ichtrac.
»Lesen Sie das, ehe ich lange Erklärungen abgeben muß. Er enthält alles, was Sie wissen müssen, um uns zu verstehen – uns und unsere Bitte, von der die Weiterexistenz unseres Volkes abhängt. Und fragen Sie erst dann, wenn Sie den Brief gelesen haben. Natrin Koczon ist Ihr Nachfolger und unser größter Wissenschaftler. Er hat den Transmitter wieder repariert.«
Asi Movogt stand auf und stellte sich so hinter seinen Meister, daß er mitlesen konnte.
Bis auf das Geräusch der Maschinen wurde es ganz still in dem Raum. Man hörte nur noch das Atmen der Männer und das erregte Schnaufen Guckys, dem alles viel zu langsam ging.
Als Ichtrac wieder aufsah, war er totenblaß geworden. Er starrte Rhodan und seine Freunde an, als seien sie Geister – was sie im übertragenen Sinne genauso waren wie Ichtrac selbst. Sein Gesicht drückte fassungsloses Entsetzen aus. Und Ratlosigkeit.
Endlich begann er zu sprechen:
»Als ich den Zeittransmitter konstruierte, war ich mir der Gefahr durchaus bewußt, die ich heraufbeschwor. Aber damals schwor ich mir, niemals ein Zeitparadoxon zu verursachen oder auch nur zuzusehen, wie ein anderer es versuchen würde. Was Sie von mir verlangen, ist ungeheuerlich und verstößt gegen meine Grundsätze. Ruhig, bleiben Sie sitzen, ich bin noch nicht fertig mit meinen Argumenten. Dieser Koczon schreibt, daß eine kleine Korrektur der Vergangenheit, und gerade der kommenden Stunden, über das Schicksal der Lemurer entscheidet. Das mag richtig sein, aber ich kann es einfach nicht
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