Silberband 042 - Das Zeitkommando
der in seiner telepathischen Wachsamkeit nicht nachließ, erhielt keinerlei Informationen, dem Lemurer zu mißtrauen.
Rhodan, Noir, Kakuta und Gucky verließen den Rundgang und begaben sich in die Mitte der Arena. Ein fünf Meter durchmessender Kreis aus fugenlosem Metall kennzeichnete das Zentrum der Rundfläche und damit den Einflußbereich des Zeittransmitters. Alles, was außerhalb des Kreises lag, wurde nicht von dem Nullfeld erfaßt oder beeinflußt.
Koczon hantierte an den Kontrollen, und bereits Sekunden später spürten die vier Mitglieder des Zeitkommandos, wie sie schwerelos wurden. Mehr noch, es kam ein leichter Auftrieb hinzu, so daß sie den Boden unter den Füßen verloren und langsam der achtzig Meter hohen Kuppeldecke entgegenschwebten.
Das Absolute Nullfeld schien kugelförmig zu sein, aber so genau ließ sich das nicht bestimmen. Schon gar nicht von den terranischen Wissenschaftlern, die den ganzen Vorgang von außen her beobachteten. Sie sahen nur, wie Rhodan, die beiden Männer und Gucky emporgetragen wurden und etwa zehn Meter unter der Kuppeldecke plötzlich anhielten.
Und dann, von einer Sekunde zur anderen, waren sie verschwunden.
Es waren nur Farben, die Rhodan erkennen konnte. Alle nur vorstellbaren Farben, die auf ihn zurasten, als wollten sie ihn in sich aufnehmen. Aber sie rasten nur an ihm vorbei, als stürze er in sie hinein.
Das Unvorstellbare und Unerklärliche war, daß diese Farben aus allen Richtungen auf ihn zukamen. Aber es waren nicht nur Farben. Es waren abstrakte Muster, farbig und plastisch, und einmal glaubte Rhodan sogar eine Melodie hören zu können. Sie klang verweht und sehr leise, kaum wahrnehmbar. Doch auch wie die Farben und Muster schien sie aus weiter Ferne näher zu kommen, vorbeizugleiten und dann irgendwo im Nichts zu versinken.
Rhodan war allein. Noir, Kakuta und Gucky waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Rhodan wußte, daß diese drei den gleichen Eindruck hatten. Jeder war für sich allein auf dieser Reise durch die Zeit zurück in die ferne Vergangenheit.
Aber Rhodan konnte denken, richtig und logisch denken. Er war nicht entmaterialisiert im eigentlichen Sinne, wenn er auch in der Jetztzeit nicht mehr existierte.
Er existierte nur noch im Rückstrom der Zeit.
Und er stürzte …
Aber er sah dabei noch immer die Wände des Kessels, leicht verschwommen und im Hintergrund der wirbelnden Farben. Alle Farben und Muster schienen aus diesem Kessel zu kommen, der das absolute Nichts verkörperte.
Immer schneller wurden die Bewegungen, immer rasender und wahnsinniger. Alles das hatte Rhodan schon einmal erlebt, als er in die Zeitfalle der Meister der Insel geriet und mehr als fünfzigtausend Jahre in die Vergangenheit geschleudert wurde, aber damals befand er sich in der vertrauten Umgebung seines Schiffes, nicht im Transmitter selbst.
Es gab Unterschiede.
Er vermochte nicht, die Zeitdauer des Sturzes abzuschätzen, er bemerkte nur, daß die Bewegungen plötzlich wieder langsamer wurden.
Er näherte sich dem von Natrin Koczon berechneten Zeitpunkt, und damit begann die ferne Vergangenheit eine Realität zu werden.
Als erster schälte sich Andre Noir aus dem Farbenwirbel, nahm Gestalt an und schwebte dann neben Rhodan. Sekunden später erschien auch Tako Kakuta, und schließlich Gucky.
Langsam sanken sie nach unten, dem Metallkreis entgegen. Und als ihre Füße festen Boden berührten, standen sie allein in der Zeittransmitterhalle.
Natrin Koczon und die terranischen Wissenschaftler waren verschwunden. Letztere wurden erst in vielen tausend Jahren geboren.
Es war jetzt 7682 vor Christi Geburt nach irdischer Zeitrechnung.
28.
Oberst Iza Hosessos, der militärische Kommandant der Rettungszentrale, war ungehalten. Er hatte durchaus nichts gegen die Zeitexperimente Nayn Ichtracs, denn schließlich war er ein gebildeter Lemurer, aber es paßte ihm nicht, daß der Zeitexperte sich ständig gegen seine Anordnungen auflehnte.
Hosessos saß in seinem Büro und sprach über Bildfunk mit seinem Vorgesetzten auf Scimor.
»Ich weiß, General Tarason, daß es bei Ihnen gerade Mitternacht vorbei ist und ich Sie geweckt habe, aber ich muß mich nach meiner eigenen Diensteinteilung richten. Und wenn Sie nicht bald dafür Sorge tragen, daß dieser Nayn Ichtrac etwas höflicher und gehorsamer wird, dann können Sie sich einen anderen Kommandanten für die Rettungszentrale suchen. Ich komme mir hier höchst überflüssig vor.«
Die Antwort wurde
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