Silberband 042 - Das Zeitkommando
Bully und John Marshall waren aufgesprungen und kamen näher. Mercant kehrte ebenfalls auf seinen Platz zurück, der neben Rhodan gewesen war.
»Von einem Ara-Mediziner namens Faro Den«, las Rhodan ungläubig. »Er sammelt terranische Alt-Melodien und wohnt auf Aralon. Er hat den Text gefunden und stellt ihn zur Verfügung, damit OLD MAN den zivilisierten Völkern der Galaxis erhalten bleibt.« Rhodan sah auf und begegnete den Blicken seiner Männer. »Wir haben Freunde, das beruhigt mich.« Er las weiter. »Faro Den bittet, einen Wunsch äußern zu dürfen, wenn alles vorbei ist. Wir sollen ihm für seine Musiksammlung eine Rarität besorgen, und die Auswahl überläßt er uns.«
»Wie heißt das Lied?« fragte Bully aufgeregt.
»Der Text jedenfalls lautet: I'm forever blowing bubbles .«
Mercant starrte Rhodan fassungslos an.
»Bubbles?« dehnte er.
Rhodan nickte.
»Ganz richtig – bubbles. So, und nun wollen wir keine Sekunde mehr verlieren. Wenn der Text stimmt, haben wir es geschafft. Gucky, bring mich zur Pyramide!«
Der Mausbiber gab keinen Kommentar. Längst hatte er das Aufnahmegerät eingeschaltet, ohne sich bei Marshall durch seine Gedanken zu verraten. Er nahm die Hand aus der Tasche und reichte sie Rhodan, die andere Bully.
Eine Sekunde danach standen sie vor der Pyramide.
Die Melodie war noch immer nicht verstummt. Wie vor fünfunddreißig Stunden erfüllte sie die nähere Umgebung der Pyramide mit ihrem harmonischen Klang, aufreizend und beruhigend zugleich. Während Bully und Gucky sich einige Meter zurückzogen, trat Rhodan vor das rotschimmernde Bauwerk und wartete, bis die Musik leiser wurde.
Das war das Zeichen, daß die Individualabtaster ihn erkannten.
Er hielt den Zettel hoch und sang, genau wie Text und Rhythmus es vorschrieben:
»I'm forever blowing bu-bubbles,
pretty bubbles in the air.
They fly so high,
they nearly reach the sky …«
Hier endete der Text. Es war anscheinend dem Ara Faro Den nicht gelungen, in der Eile mehr zu senden. Aber vielleicht genügten die ersten vier Zeilen.
Rhodan, Bully und Gucky stockte fast der Atem, als die Musik aus der Pyramide plötzlich wieder lauter wurde. Die Frauenstimmen summten nicht mehr nur, sondern sie sangen. Und sie sangen genau den Text, den Rhodan ihnen vorgesungen hatte. Der Energieschirm erlosch, das blanke, rote Metall lag frei. Das Flimmern verstärkte sich, aber noch blieb die Pyramide geschlossen.
Schnell warf Rhodan einen Blick auf seine Uhr.
Noch fünfzehn Minuten bis zur Vernichtung von OLD MAN.
Da erklang die Stimme des Roboters. Sie erklärte in wenigen Sätzen, daß der Test zur Zufriedenheit ausgefallen sei und bat Rhodan, näher an die Pyramide heranzutreten.
Gucky und Bully blieben stehen, wo sie gerade waren.
In der Pyramide öffnete sich in zwei Metern Höhe ein Luk. Ein runder Bildschirm mit knapp fünfzig Zentimetern Durchmesser wurde sichtbar, schob sich vor und hielt dicht vor Rhodan an. Dann begann der Schirm zu leben. Er flimmerte und wurde stabil. Sekunden später war auf ihm ein Gesicht zu erkennen.
Captain Rog Fanther, dessen Botschaft fünfzigtausend Jahre überdauert hatte. Der wahre Kommandant von OLD MAN, verankert in der Automatik des gigantischen Roboters.
Der längst Tote begann zu sprechen:
»Ich darf Sie, Großadministrator, im Namen der Terraner begrüßen, die das Trägerraumschiff erdachten und erbauten. Sie wissen inzwischen, daß es für Sie und das Solare Imperium bestimmt ist. Die Sonderbedarfsschaltung hat inzwischen angesprochen und wurde durch Ihre Gehirnschwingungen ausgelöst. Diese Schwingungen konnten nur dann ansprechen, wenn Sie vor Sorge um den Weiterbestand der Menschheit nahezu vergingen. Das ist geschehen, und ich kann nur hoffen, daß unser Eingreifen erfolgreich war. Die Feinde der Menschheit wurden ihres Schutzes beraubt und konnten vertrieben werden. Ich gebe zu, daß der Test nicht einfach war, aber die Tatsache, daß Sie, Sir, nun meine Stimme hören und mein Gesicht sehen, beweist Ihnen, daß Sie ihn erfolgreich bestanden. Und nun hören Sie, was ich Ihnen mitzuteilen habe …«
Es entstand eine kurze Pause, die sicherlich von der Automatik eingeplant war. Sie diente wahrscheinlich dazu, Rhodan Gelegenheit zu geben, ein Aufzeichnungsgerät einzuschalten. Gucky überzeugte sich unauffällig davon, daß sein Gerät noch lief. Er wollte nicht, daß ihm die wertvollste musikalische Rarität zum guten Schluß noch weggenommen wurde.
Die Stimme Rog Fanthers
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