Silberband 042 - Das Zeitkommando
Uns haben die Zeitpolizisten nie etwas getan, aber wenn ich ehrlich sein soll, so bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie nicht eines Tages doch mal ihre Meinung ändern. Dann sind wir verloren, und nur die Terraner könnten uns helfen. Es ist also nur zu logisch, wenn ich für sie plädiere. Hilf ihnen, wenn du kannst.«
»Danke, Perla. Mehr wollte ich nicht wissen. Du weißt, daß ich ein Freund der Terraner bin, und ich bin froh, daß du mich verstehst. Ja, ich kenne die Melodie. Sie befindet sich in meiner Sammlung, zusammen mit allen Liedern dieser Clark Sisters. An den Text erinnere ich mich nicht, aber wozu besitze ich die akustische Kartei? Allerdings muß ich dazu nach Hause. Mein Gleiter ist nicht der modernste …«
»Ich bringe dich in meinem, Faro. Dann schaffen wir es in einer halben Stunde. Komm, wir müssen uns beeilen, wenn die Hilfe noch rechtzeitig eintreffen soll.«
Sie verloren weder Zeit noch Worte. Dreißig Minuten später landeten sie auf dem Waldgrundstück nahe der Stadt, auf dem Dens Wohnhaus stand. Sie eilten ins Innere des palastähnlichen Gebäudes, auf dessen Dach eine Kugelantenne die moderne Funkanlage verriet.
Faro Den schaltete das Videogerät ein. Die Sendung von der Erde lief noch immer, und abermals erklang die Melodie. Sie wurde von der akustischen Kartei aufgenommen, sortiert und ausgewertet. Keine zehn Minuten später spie das Gerät eine Karte aus.
Faro Den nahm sie in die Hand, las die ersten Zeilen und hielt sie dann hoch.
»Das ist es, Perla Ken. Des Rätsels Lösung. Weißt du, was ich hier in meiner Hand halte?«
»Den Text des Liedes, nehme ich an.«
»Ja, natürlich. Und damit das Schicksal der Erde. Von mir wird es abhängen, ob der nächste Angriff der Dolans auf Terra zum Scheitern verurteilt ist oder nicht. Ob Rhodan sich erkenntlich zeigen wird?«
Perla Ken zuckte die hageren Schultern.
»Das kann er nur, wenn er lebt. Verliere keine wertvolle Zeit, Faro. Dort steht der Sender …«
14.
Bis auf Rhodan und seinen engsten Stab hatten alle Terraner die Robotfestung OLD MAN verlassen. Es bestand kaum noch Hoffnung, daß der Text des Liedes gefunden werden konnte. Die Erbauer des Riesenroboters hatten ihre Vorsicht zu weit getrieben. Mit einer schier unlösbaren Aufgabe sorgten sie nun dafür, daß die Menschen ihre größte Hilfe im Kampf gegen einen tödlichen Gegner verloren.
Mercant war ebenfalls in der Kommandozentrale anwesend.
»Es ist nichts mehr zu tun, und wir haben noch genau neunzig Minuten Zeit. Wenn innerhalb dieser Frist der Text nicht gefunden wird, können wir OLD MAN aufgeben. Und ich fürchte, uns auch.«
»Sie haben alles getan, was zu tun war, Mercant. Mehr konnte niemand von uns tun. Aber wir haben noch Zeit.«
Gucky saß neben Bully in einem breiten Sessel. Eine Hand behielt er ständig in der Tasche, als sei sie dort festgewachsen. So hoffnungslos die Lage auch war, er schien den Mut noch immer nicht verloren zu haben. In der Tasche befand sich ein winziges Tonbandgerät. Auf keinen Fall wollte er versäumen, Rhodan bei seiner unfreiwilligen Gesangsübung aufzunehmen.
Atlan war zu seiner Flotte zurückgekehrt. In dem Augenblick, in dem OLD MAN explodierte, würde er die tausend wartenden Dolans angreifen und, wie er hoffte, zum größten Teil vernichten können. Er sah keine andere Möglichkeit, die Erde vor einem zweiten Angriff zu schützen.
Die Minuten rannen dahin.
Tifflor sprang auf.
»Ich halte das nicht mehr aus, so untätig hier herumzusitzen. Wir müssen etwas unternehmen, ganz egal, was.«
»Du kannst ja auch mal singen«, schlug Bully ruhig vor.
Tifflor warf ihm einen giftigen Blick zu, schwieg aber.
Rhodan sah zum zehntenmal auf die Uhr.
»In genau einer Stunde starten wir mit der CREST. Sie wartet noch immer auf Plattform III. Und nun behaltet die Nerven. Sechzig Minuten sind eine lange Zeitspanne, in der viel passieren kann.«
Kein Gespräch wollte mehr aufkommen. Die letzte Hoffnung, daß jemand das Lied kannte, hatte sich bis zur Stunde nicht erfüllt. Und die letzte Stunde war bereits angebrochen.
Gerade als Mercant über die direkte Leitung mit seinen Leuten in Terrania sprechen wollte, wurde die Tür zur Funkzentrale aufgerissen. Einer der dort noch stationierten Offiziere stürzte in den Kommandoraum, in der Hand einen Zettel schwenkend.
»Sir …!« keuchte er und lief zu Rhodan. »Sir – das kam eben über den Haupttransmitter. Ich glaube, es ist das Lied.«
Rhodan nahm ihm den Zettel ab.
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