Silberband 042 - Das Zeitkommando
und Mercants Hauptquartier in Terrania war eine direkte Leitung eingerichtet worden. So erfuhr Rhodan laufend, was auf der Erde geschah und welche Ergebnisse die fieberhafte Suche nach dem Text des Liedes ergab.
Es blieben schließlich noch acht Stunden. Vorsichtshalber hatte General Janos Ferenczy den Befehl erhalten, alles zur Räumung der Robotstation vorzubereiten. Rhodan wollte kein Risiko eingehen.
Mercant hatte inzwischen dafür gesorgt, daß die lebenswichtige Umfrage nicht nur innerhalb des Solsystems verbreitet wurde. Über entsprechende Relaisstationen der Hyperfunksender ging die Melodie über Hunderte und Tausende von Lichtjahren hinweg zu den Kolonialwelten und den verbündeten Systemen.
So kam sie nach Aralon, der Zentralwelt der Galaktischen Mediziner.
Faro Den hatte im Verlauf seines langen Lebens manche wertvolle Entdeckung gemacht und gehörte zur Elite der Aras. Inzwischen lebte er im wohlverdienten Ruhestand. Mehrmals schon war er auf der Erde gewesen, und mit den Terranern verband ihn gegenseitige Hochachtung und sogar so etwas wie Freundschaft.
Das lag in erster Linie daran, daß Faro Den das gleiche Hobby hatte wie viele Terraner: er liebte und sammelte alte Musik.
Nun war es für ihn unmöglich, sich alle Titel und Melodiefolgen zu merken. Um aber ein ganz bestimmtes Stück herausfinden zu können, hatte er sich eine akustische Kartei angefertigt, die nichts zu wünschen übrig ließ. Oft genügten wenige aufeinanderfolgende Töne, Lied, Komponist, Text und Erscheinungsjahr zu identifizieren.
An diesem Tag – auf Aralon war Spätsommer – hatte Faro Den einen guten alten Freund besucht, den Chefmediziner einer Forschungsgruppe. Die beiden Männer kannten sich schon lange, wenngleich Dens Freund für Musik nichts übrig hatte. Er war auch noch nicht pensioniert worden.
Sie saßen auf der Veranda des außerhalb der Stadt gelegenen Landhauses und genossen die laue Abendluft. Im Hintergrund flimmerte der Bildschirm des Videogerätes, aber niemand achtete auf das Programm.
»Und ich sage dir, Perla, es wird niemals gelingen, sämtliche schlummernden Sektionen eines intelligenten Gehirns zu wecken. Wir haben das schon versucht, als ich noch jung war. Sicher, es gab Teilerfolge, die zur Weiterarbeit ermutigten, aber das war auch alles.«
»Wir sind heute ein gutes Stück weiter, Faro. Wir haben experimentiert, auch im Auftrag der Terraner, die uns ihre Mittel dazu zur Verfügung stellten. Ihre Erkenntnisse halfen uns weiter, und wir kombinierten sie mit den Ergebnissen unserer eigenen Forschung. Ich kann dir verraten, daß es uns bereits gelungen ist, durch einen einfachen operativen Eingriff einen parapsychisch veranlagten Mutanten zu schaffen. Kein Mutant im eigentlichen Sinne, aber eben einen Ara, der plötzlich geistige Fähigkeiten besitzt, die er nie zuvor bewußt besessen hat.«
»Erstaunlich, sehr erstaunlich«, gab Faro Den zu. »Das ist mehr, als ich erwarten konnte. Aber diese Fähigkeiten waren schon von Geburt an vorhanden?«
»Selbstverständlich. Wir weckten sie nur, das ist alles.«
»Grandiose Aussichten«, murmelte Faro Den, dann verstummte er plötzlich und hielt den Kopf schief, als lausche er auf etwas. Im ersten Augenblick wußte er nicht, woher die altvertraute Melodie kam, die da so unverhofft an seine Ohren drang, aber dann fiel sein Blick auf das Videogerät. Das Schauspiel, das über den Schirm gelaufen war, schien beendet zu sein. Dafür war das Hypersendezeichen einer terranischen Videogesellschaft zu erkennen. Es kam nur selten vor, daß man auf Aralon Sendungen der Terraner direkt übernahm, aber heute war das zweifellos der Fall.
Die Melodie verstummte, und dann erschien das Gesicht eines terranischen Offiziers mit hohen Rangabzeichen. In knappen Worten schilderte er, was geschehen war. Der Überfall der Zweitkonditionierten mit ihren Dolans auf die Erde, das Eingreifen OLD MANs und schließlich der Test. Als die Melodie wieder erklang, zusammen mit der Bitte um Identifizierung, lehnte sich Faro Den in seinen Sessel zurück und schloß die Augen.
»Die Terraner …! Sie haben noch vier Stunden Zeit – und ich kenne das Lied. Es liegt in meiner Hand, ob sie die Robotfestung verlieren oder nicht.« Er sah seinen Freund an. »Sage mir offen, Perla, wer ist dir lieber: die Zeitpolizisten oder die Terraner?«
Perla Ken, der Chefmediziner, gab den Blick forschend zurück.
»Ich weiß, welche Entscheidung du von mir verlangst, und du sollst sie haben.
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