Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
unheimlichen Wesen das Labor verlassen sah, ahnte ich, daß sie andere Gefangene bringen würden.
»Bybyme hatte recht«, sagte ich zu Danton. »Dieser eigenartige Behälter wurde unseretwegen an Bord gebracht.«
»Ich möchte wissen, was sich darin befindet«, murmelte Danton. »Ich habe zwar einen bestimmten Verdacht, hoffe aber, daß er sich als falsch erweist.«
Wir beobachteten, daß die Gurrads Vorbereitungen trafen. Die Geräte, die sie benutzten, waren jedoch zu fremdartig, als daß ich hätte erkennen können, was unsere Gegner vorhatten. Ich bedauerte, daß der Behälter so weit von uns entfernt war, daß wir nicht genau erkennen konnten, was darin aufbewahrt wurde. Ich vermutete, daß die Gurrads bestimmte Gifte auf diese Weise transportierten.
Der Pseudo-Gurrad, den ich für einen Arzt hielt, trat an den Behälter und blickte hinein. Er gab seinen Assistenten ein Zeichen, worauf diese einige Schläuche an der Außenwand anschlossen. Die Flüssigkeit, die ich durch das Sichtglas undeutlich erkennen konnte, schien aufzuschäumen. Nun erst war der Gurrad zufrieden. Der Behälter wurde neben den Untersuchungstisch gerollt, auf dem ich gelegen hatte.
Meine Aufmerksamkeit wurde von einer Gruppe Gurrads abgelenkt, die mit vier Männern von der FRANCIS DRAKE hereinkamen. Alle vier blickten erstaunt zu uns herüber. Sie schienen erleichtert zu sein. Offenbar hatten sie befürchtet, uns in schlimmer Verfassung wiederzusehen. Vielleicht hatten sie auch mit unserem Tod gerechnet.
Die vier Männer mußten mit dem Gesicht zur Wand ein paar Meter von uns entfernt Aufstellung nehmen. Dann packte einer der falschen Gurrads den größten von ihnen am Arm. Ich kannte ihn. Es war Wanzoka Gleegler, einer der Kanoniere der FRANCIS DRAKE. Gleegler war für seine sprichwörtliche Ruhe bekannt, aber jetzt war davon wenig zu merken. Er sträubte sich gegen die Griffe der Gurrads, obwohl er keine Chance hatte, sich loszureißen. Wie fast alle Männer, die in der Feuerleitzentrale der FRANCIS DRAKE gearbeitet hatten, trug auch Gleegler einen enganliegenden Kunststoffanzug von dunkelblauer Farbe. Sein Kopf war kahlgeschoren, was sein kantiges Gesicht hart wirken ließ.
Gleegler blickte zu uns herüber, als erwartete er Hilfe von uns. Ich wandte mich ab. Was sollten wir für ihn tun?
Der Gurrad-Arzt kam zu uns herüber.
»Sehen Sie gut zu!« empfahl er uns. »Das Schicksal dieses Mannes werden alle Gefangenen teilen.«
Mertryk warf den Kopf zurück.
»Warum sagen wir ihnen nicht, was sie von uns wissen wollen?« fragte er mit unsicherer Stimme. »Dadurch können wir uns viel ersparen.«
Ohne den jungen Freihändler anzusehen, antwortete Roi Danton: »Sie können sicher sein, daß diese Wesen ihre Absichten auf jeden Fall ausführen. Unser Schicksal hängt nicht davon ab, ob wir sprechen oder schweigen.«
Ich befürchtete, daß Mertryk in Panik verfallen würde.
»Wir müssen versuchen, uns zu retten«, beharrte Mertryk. »Sollen wir uns umbringen lassen, um etwas zu beweisen, was uns keinen Vorteil einbringt?«
»Still!« befahl Danton scharf.
Mertryk biß sich auf die Unterlippe. Er warf mir einen hilfesuchenden Blick zu. Ich zuckte mit den Schultern. Es gab nichts mehr zu sagen. Wir mußten abwarten, was mit Wanzoka Gleegler geschah. Vielleicht versuchten unsere Feinde nur einen Bluff.
Gleegler, ein Erdgeborener, wurde gewaltsam auf den Untersuchungstisch gelegt. Die Halteklammern schnappten über seinem Körper zusammen. Noch immer versuchte er loszukommen.
Die Pseudo-Gurrads beobachteten ihn. Sie waren ihrer Sache sicher. Gleegler konnte ihnen nicht entkommen. Allmählich erlahmten die Bewegungen des Kanoniers. Er schien zu erkennen, daß seine Anstrengungen vergebens waren. Sein Kopf sank zurück.
Der Gurrad-Arzt trat an den großen Behälter heran und öffnete ihn an der uns abgewandten Seite. Wir konnten nicht sehen, was er tat. Als er sich aufrichtete, hielt er eine flache Schale in den Händen. In der Schale glaubte ich etwas Lebendiges zu sehen, doch ich konnte mich auch täuschen.
Eine düstere Vorahnung überkam mich.
Der Arzt ging zu dem Tisch hinüber, auf dem Gleegler gefesselt lag. Zwei andere Pseudo-Gurrads beugten sich zu Gleegler hinab und drehten seinen Kopf zur Seite. Der Arzt griff nach einem großen Instrument, das wie eine Zange geformt war. Er tauchte die Zange in die Schale und griff nach dem zappelnden Ding, das darin lag.
Gleegler stieß einen gellenden Schrei aus.
Der Gurrad-Arzt
Weitere Kostenlose Bücher