Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
erwarteten die Fremden, daß man uns an Bord der CREST V aufnehmen würde. Bis jemand von der CREST-Besatzung merken würde, was gespielt wurde, mußte alles vorbei sein. Sobald Rhodan übernommen war, gab es keine Rettung mehr für die Flotte, denn der Fremde, der dann als Rhodan auftreten würde, hatte alle Möglichkeiten, durch geschickte Befehlsgebung im Interesse seines Volkes zu handeln.
Natürlich würden die Offiziere an Bord der CREST V früher oder später merken, daß etwas nicht in Ordnung war, denn der Fremde konnte weder Rhodans Wissen noch seine Persönlichkeit übernehmen. Auch würde ein falscher Rhodan nur schwer längere Zeit verheimlichen können, daß er über vierzig Zentner wog.
Diese Risiken hatten die Fremden jedoch einkalkuliert, und sie erschienen ihnen tragbar, weil sie trotz allem mit einem Erfolg rechneten. Wenn ein Fremder nur eine Stunde als Perry Rhodan auftreten konnte, würde der Schaden schon so groß sein, daß die Flotte verloren war. Nur wir Paraplanten konnten verhindern, daß es zu einer Katastrophe kam.
Dazu war es nötig, daß wir unsere Rolle bis zum letzten Augenblick spielten. Wir durften uns nicht verraten.
Hoffentlich dauerte es nicht zu lange, bis die Flotte im Anchorage-System eintraf, denn mit jeder Stunde, die wir hier warteten, wuchs die Gefahr, daß einer von uns einen Fehler beging. Die Nervenanspannung war einfach zu groß.
Ich gab mir Mühe, weitere Gespräche der fünf Fremden zu belauschen, doch von meinem Platz aus war das nicht möglich. Ich hoffte, daß Danton, der günstiger saß, sich alles einprägte, was die fünf Übernommenen sagten. Jeder Hinweis konnte wichtig für uns sein.
Ich fragte mich, wie es in den anderen Räumen der FD-6 zuging, wo Paraplanten zusammen mit Beeinflußten auf die Ankunft der Flotte warteten. Es war nicht sicher, ob alle Paraplanten davon wußten, denn es war uns bisher nicht gelungen, eine Nachricht aus der Zentrale zu schmuggeln. Die Benutzung des Interkoms hätte ein zu großes Risiko bedeutet.
Die Paraplanten, die nicht in der Zentrale arbeiteten, waren also noch stärker belastet als wir. Für sie gab es keine hoffnungsvollen Nachrichten.
Trotzdem ereignete sich der lange befürchtete Zwischenfall in der Zentrale der Korvette.
Und er wurde ausgerechnet vom erfahrensten Offizier der FRANCIS DRAKE ausgelöst: von Edelmann Rasto Hirns!
Etwa zwei Stunden nach der Landung auf Sherrano schienen die fünf Übernommenen unruhig zu werden. Ich merkte, daß sie sich nicht über ihr Vorgehen einig waren. Obwohl sie jetzt lauter sprachen, konnte ich nur Wortfetzen verstehen, aber ich fand heraus, daß es darum ging, wie sie sich verhalten sollten, wenn sie die führenden Männer an Bord der CREST V übernommen haben würden.
An die Möglichkeit, daß sie jemand an der Ausführung ihrer Pläne hindern könnte, schienen sie nicht zu denken.
Nachdem sie sich eine Weile gestritten hatten, gingen alle bis auf Ith hinaus. Ich nahm an, daß sie überprüfen wollten, ob an Bord der Korvette noch alles in Ordnung war.
Ith, oder vielmehr der Fremde, der Ith übernommen hatte, fühlte sich offenbar gelangweilt, denn er begann in der Zentrale auf und ab zu gehen. Seine Bewegungen verrieten sein extrem hohes Körpergewicht. Jetzt, da er nur mit Männern zusammen war, die er für beeinflußt hielt, brauchte er sich nicht zu bemühen, wie ein echter Mensch zu wirken.
Von den fünf Übernommenen war Ith der gefährlichste, denn er war von einem unüberwindlichen Mißtrauen erfüllt. Auch seine Haltung gegenüber seinen Artgenossen bewies, daß er mit keiner Vorsichtsmaßnahme zufrieden war.
Die Schritte verstummten, und ich merkte, wie Ith sich über meine Schultern beugte.
»Was machen Sie da?« fragte er argwöhnisch und deutete auf die Kontrollanlagen.
»Nichts«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich saß völlig untätig in meinem Sessel. Da es bequem war, hatte ich meine Hand auf einem Schalthebel liegen. Ich zog sie auch jetzt nicht zurück, denn damit hätte ich Iths Mißtrauen nur vergrößert.
»Was fummeln Sie da herum?« fragte er gereizt.
Jetzt zog ich meine Hand zurück. Ich antwortete nicht.
»Ihr Verhalten gefällt mir nicht«, sagte Ith. »Wir sollten Sie vorsichtshalber töten, denn ich bin nicht mehr sicher, ob Sie wirklich beeinflußt sind.«
Wieder antwortete ich nicht, denn er hatte keine direkte Frage gestellt. Ich hoffte, daß Ith nur bluffte. Ich besaß genügend Nervenkraft, um mich durch seine Tricks
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