Silberband 044 - Alarm für die Galaxis
beachtliches Gewicht. Die Schale glänzte nicht nur metallisch, sie fühlte sich auch so fest an wie Metall, war jedoch nicht kalt, sondern etwa handwarm.
Der Freihändler zögerte einige Sekunden, dann rief er den Ilt herbei.
»Bring das zu Bysiphere und Beriot«, sagte er und hielt dem Mausbiber das Ei hin.
Mit glänzenden Augen musterte Gucky das Gebilde, in dem ein intelligentes Lebewesen heranreifte. Die Ehrfurcht vor allem Leben ließ auch den Ilt zögern.
»Nimm schon!« drängte Roi. »Schließlich weißt du von den Baykalobos, daß man ein Ei in diesem Reifestadium unbesorgt für achtundvierzig Stunden aus dem Sand entfernen kann. Sein Wachstum steht während dieser Zeitspanne still, aber dem heranreifenden Wesen darin wird kein Schaden zugefügt. Es schlüpft lediglich um die gleiche Zeit später, die es außerhalb des Brutplatzes verbracht hat.«
»Wir bringen es also nach spätestens achtundvierzig Stunden wieder zurück?« fragte Gucky.
»Selbstverständlich.«
Der Mausbiber öffnete den wattierten Plastikbeutel, den er sich umgehängt hatte. Roi Danton ließ das Ei vorsichtig hineingleiten. Gucky verschloß den Beutel, nickte dem Freihändler zu und verschwand.
Roi schaufelte den abgetragenen Sand auf den Hügel zurück und richtete alles so her, daß niemand erkennen konnte, was hier geschehen war. Dann sah er sich nach dem nächsten Sandhügel um.
Er befand sich bereits auf dem Weg, als er stutzte.
Stirnrunzelnd sah er sich um.
Zum erstenmal fiel ihm auf, daß die einzelnen Hügel voneinander etwa zwischen zehn und dreißig Meter entfernt waren.
Er rekonstruierte gedanklich den Legevorgang der Baramos, den er aus dem Diskusschiff beobachtet hatte. Soweit er sich erinnerte, hatten die Insektenabkömmlinge ihre Eier im Abstand von höchstens anderthalb Metern vergraben – und zwar in sehr regelmäßigen Abständen.
Warum waren dann die Abstände hier bedeutend größer und noch dazu unregelmäßig …?
Roi Danton beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen. Er stellte sich so an den nächsten Sandhügel, daß seine Stiefelabsätze den unteren Rand berührten, dann machte er anderthalb lange Schritte von dem Hügel weg. Anschließend umschritt er den Hügel etwa kreisförmig und sorgte dafür, daß seine Stiefel deutlich Abdrücke in dem feuchten Sand hinterließen. Auf dieser Linie begann er dann zu graben.
Er war so in seine Arbeit vertieft, daß er erschrocken zusammenzuckte, als Guckys Stimme hinter ihm sagte:
»Ein schöner Entwässerungsgraben – aber wozu …?«
Roi schüttelte den Kopf und sagte ernst:
»Das soll kein Entwässerungsgraben werden.«
Er erklärte das Problem.
Danach machte er sich wieder an die Arbeit.
Nach zwei weiteren Schaufeln Sand kam ein runzliges, graubraunes Etwas zum Vorschein. Es war von zylindrischer Form, mit abgerundeten Enden.
Der Freihändler sagte nichts dazu, sondern grub weiter. Bald hatte er das zweite runzlige Gebilde gefunden.
Er ließ seine Schaufel liegen und stieg aus dem Graben.
»Nun, was sagst du dazu, Kleiner?«
Der Ilt zuckte die Schultern.
»Es sind Baramo-Eier, die aus irgendeinem Grund abgestorben sind.«
Roi nickte.
»Und zwar kurz nach der Ablage. Sie sind keinen Zentimeter gewachsen.«
»Schade um die schönen Eier.«
»Durchaus nicht«, entgegnete Danton. »Ich hatte mich bereits gewundert, warum die Baramos nicht vor dem Erscheinen der Pseudo-Gurrads die gesamte KMW überschwemmten, wenn jedes Wesen jedesmal fünfhundert Eier ablegt.
Die Natur selbst verhindert eine Bevölkerungsexplosion und läßt immer nur einen Teil der Eier zur Reife kommen. Ein sehr sinnvoller Mechanismus, der in abgewandelter Form auch bei anderen Lebewesen regulierend wirkt.«
Er zog seine Minikamera aus der Brusttasche und fotografierte die nähere Umgebung so, daß später ein lückenloser Überblick zusammengefügt werden konnte.
»Damit werden wir ausrechnen können, wieviel Prozent der Eier etwa zur Reife gelangen. Wir wissen ungefähr, wie viele auf einen Quadratmeter gelegt werden.«
»Ist das so wichtig?« fragte Gucky.
Der Freihändler begann damit, den Graben wieder zuzuschaufeln.
»Alles ist wichtig, was wir über die Eier der Baramos erfahren können – vielleicht sogar lebenswichtig für die gesamte Menschheit. Und nun bringe einige der abgestorbenen Eier und den von mir gesammelten Sand zu Beriot und Bysiphere. In zehn Minuten kannst du mich holen kommen.«
Vier Stunden später …
Die beiden Hyperphysiker
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