Silberband 046 - Der Todessatellit
gebe Ihnen also den Rat, den Entschluß des Baumes so schnell wie möglich zu erwirken.«
»Es wird so geschehen. Viel Glück, Perry Rhodan, und noch einmal meinen Dank für alles, was Sie für mich getan haben.«
»Sie stehen längst nicht mehr in meiner Schuld.«
»O doch, Perry Rhodan. Ich werde sie abtragen, wenn wir die Gefahr, die Sie Langzeitwaffe nennen, gemeinsam beseitigen. Machen Sie sich keine Sorgen.«
Die Sendung wurde abrupt abgebrochen.
Das Beiboot kehrte eine Stunde später in sein Mutterschiff zurück, und dann flammte die grelle Energieblase wieder auf, wodurch sich die Entfernung zwischen Terranern und Accalauries scheinbar jäh verringerte.
Stumm sahen Rhodan, die Offiziere und Mutanten zu, wie sich der leuchtende ovale Lichtfleck langsam in Bewegung setzte und ins All hinausstrebte. Auf dem normalen Panoramaschirm war er noch lange zu sehen, wenn er auch immer schneller wurde und damit kleiner.
Und dann, von einer Sekunde zur anderen, war der Accalaurie verschwunden.
Wortlos erhob sich Rhodan und begab sich mit zwei Navigationsoffizieren der KALUP an Bord der PINIMARA. Er stellte sie Major Tang und Captain Brodsal vor.
»Leutnant Rudolph und Fähnrich Ragoona werden Sie heimgeleiten, sobald sich unsere Schiffe getrennt haben. Sie werden der Heimatflotte zugeteilt, und eines Tages wird Ihre ausschließliche Aufgabe vielleicht darin bestehen, Kontakt zu Accalauries aufzunehmen. Alles andere erfahren Sie im Solsystem. Bis dahin, meine Herren, darf ich mich verabschieden.«
Perry Rhodan wußte, daß ein Anfang gemacht worden war. Er wußte jedoch auch, daß der mit soviel Mühe und unter großen Gefahren hergestellte Kontakt zu den Accalauries nur ein Anfang sein konnte. Sie würden wiederkommen, wenn in ihrem antimateriellen Universum eine Entscheidung gefallen war – wie auch immer diese aussehen mochte. Sie würden ihre Geheimnisse offenbaren, und er konnte nur hoffen, daß sie ihm gefielen.
Mit der ARNO KALUP kehrte Rhodan Ende Dezember 3432 ins Solsystem zurück, wo die Zeitbombe im Innern der Sonne unbarmherzig weitertickte.
Daß die anderen Gefahren, die ihm und der Menschheit drohten, inzwischen nichts an ihrer Bedeutung verloren hatten, wurde ihm von Galbraith Deighton sehr schnell klargemacht. Dabei ging es weniger um die Aktivitäten der drei Sternenreiche als um den Supermutanten Ribald Corello. Während die abtrünnigen Imperien sich durch ihre immer noch wachsende Rivalität eher gegenseitig schwächten, wurde Corello mehr und mehr zum Alptraum der halben Galaxis. Wer in seinen Bann geriet, war verloren. Die Bevölkerungen ganzer Planeten wurden zu seinen willenlosen Sklaven, die er zu dem einen Ziel benutzte, das sein Handeln zu bestimmen schien: Perry Rhodan und die verhaßte solare Menschheit zu finden und zu vernichten.
Der Sohn des im Amoklauf der Mutanten, im Jahr 2909 während der Second-Genesis-Krise ums Leben gekommenen Suggestors Kitai Ishibashi und des Anti-Mädchens Gevoreny Tatstun zog weiter seine Fäden und setzte seine ungeheuerlichen Kräfte gnadenlos ein, wo immer sich ihm die Gelegenheit dazu bot.
Und dies, so schien es, war überall …
19.
Januar 3433
Das Monstrum rekelte sich behaglich auf dem daunenweichen, in vielen Farben leuchtenden Polster, während sein kleiner Mund wollüstig an dem fleischfarbenen Sauger lutschte. Die Augen waren geschlossen. Unter der goldfarbenen, atmungsaktiven Kombination hob und senkte sich der schmächtige Leib im Rhythmus des Saugens. Die kleinen Hände waren zu Fäusten geballt.
Es war warm im Innern des Schreins, warm und feucht und mollig und weich – eben so, wie es ein Kind in der Geborgenheit des Mutterleibes braucht. Doch das Monstrum war kein Kind mehr; es hatte bereits vor fünfhundertvierundzwanzig Standardjahren den Mutterschoß verlassen. Ein Beobachter, wenn es einen gegeben hätte, wäre vielleicht von selbst auf die Ursache dieses hohen Alters gestoßen. Etwa in Nabelhöhe nämlich wurde die goldfarbene Kombination eiförmig ausgebeult. Unsichtbare und unhörbare Vibrationen gingen von dem Gegenstand aus, der die Aufwölbung verursachte: die Vibration eines Zellaktivators.
Plötzlich hörten die Saugbewegungen des kindlichen Mundes auf. Das Monstrum war satt. Es spie den Sauger aus, der sich an seiner Zuführungsleitung zurückzog. Die Augen öffneten sich: riesige, acht Zentimeter durchmessende, hellgrün irrlichternde unheimliche und doch menschliche Augen. Sie waren eigentlich viel zu groß
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