Silberband 046 - Der Todessatellit
der Agenten. Im nächsten Moment wurde der Mann von einem Quintadimfeld eingehüllt, in den fünfdimensionalen Überraum abgestrahlt und damit vernichtet.
Die anderen Antis schrien vor Überraschung und Entsetzen und rissen ihre Waffen aus den Gürtelfutteralen. Bevor sie den Schrein sehen konnten, verschwand jedoch bereits der nächste von ihnen.
Nur der letzte Anti vermochte einen Schuß abzugeben, bevor er starb. Die Impulsbahn streifte den HÜ-Schirm jedoch nur und wurde mühelos abgelenkt.
Corello umkreiste den Platz noch einmal in geringer Höhe. Als er keinen weiteren Anti sah, steuerte er den Schrein zur Kristallpyramide des Hohenpriesters. Auf dem halbkreisförmigen Platz davor landete er. Der letzte Ansturm hypnosuggestiver Impulse ließ Linsner-Kiess endgültig zusammenbrechen. Er konnte keinen Widerstand mehr leisten, und von Sekunde zu Sekunde wuchs seine Ergebenheit zu Ribald Corello, dem Tapur.
Der Supermutant ging dennoch keinerlei Risiken ein. Während er die Reste des zersplitterten Widerstands beseitigte, beorderte er seine vier Raumschiffe in die Tempelstadt. Über dem Vorplatz des Haupttempels ließ er sie mit Hilfe von Antigravfeldern in der Luft verankern. Fünfzehn geschulte Kämpfer schwebten zusätzlich herab und stellten sich links und rechts des Schreins auf.
Corello wartete auf die Ergebenheitsbezeigung der Báalol-Priester.
Doch bevor es soweit kam, ereignete sich ein Zwischenfall. Dort, wo der Startplatz lag, wölbte sich plötzlich blauweiß blendende Energie über die Tempelpyramiden. Ribald Corello schloß mit einem Schmerzensschrei die Augen. Auf einer Säule wabernder Glut schoß ein eiförmiges Etwas in den Himmel, richtete den Bug gegen die Sterne und beschleunigte mit Höchstwerten. Brüllend warf sich die Brandung entfesselter Kernenergien zwischen die Pyramiden und tobte sich innerhalb von Garsinath aus. Die vier Kugelschiffe in ihren Antigravfeldern gerieten kurzfristig ins Wanken.
Der erste Gedanke des Monstrums hieß: Rache!
Doch Corellos Geist arbeitete viel zu logisch, um sich mit bloßer Rache zufrieden zu geben. Er schaltete augenblicklich und stellte – zum erstenmal – eine Telekomverbindung zu Balto Linsner-Kiess her. Allerdings schaltete er seine Bildaufnahme noch nicht ein.
»Ribald Corello an den Hohenpriester Linsner-Kiess!« rief er mit schriller Stimme, die jedoch nichts mit seiner Gemütsverfassung zu tun hatte. Kindliche Stimmbänder und ein schwach entwickelter Kehlkopf vermochten eben keine männlich klingenden Laute hervorzubringen.
Das bleiche, schweißbedeckte Gesicht von Balto Linsner-Kiess erschien auf dem Telekomschirm. Die Augen waren glanzlos, stumpf und zeugten von gebrochenem Willen. Der Kopf neigte sich in Richtung der Bilderfassung.
»Tapur …!« sagte eine tonlose Stimme. »Ihr alleruntertänigster Diener wartet auf Ihre Befehle.«
Ribald Corello lächelte triumphierend – und verächtlich.
»Ein Raumboot hat sich unerlaubt entfernt. Welcher Frevler befindet sich darin?«
»Ich werde es sofort feststellen lassen, Tapur. Übrigens wurden die Wachkreuzer bereits alarmiert. Sie werden den Frevler vernichten.«
»Sie sollen noch warten!« befahl Corello.
Wenige Sekunden später nannte ihm der Hohepriester den Namen des Entflohenen: Harkh Tonos.
Die Augen des Monstrums funkelten. Es hatte seinen Plan bereits fertig – ohne daß jemand es ahnte, setzte es ihn mit einem Teil seines Bewußtseins in die Tat um.
»Harkh Tonos ist nur zum Schein zu verfolgen. Die Wachkreuzer haben vor allem die Aufgabe, alle Funksprüche des Entflohenen aufzufangen und ihren Text an mich zu übermitteln.«
»Es wird so geschehen, wie Sie befehlen, Tapur«, bestätigte Balto Linsner-Kiess. Er zögerte eine Weile, dann fragte er leise: »Ich habe mich gegen die Gnade gewehrt, Ihnen dienen zu dürfen. Welche Strafe erwartet mich?«
Ribald Corello lachte leise. Er hatte diese Frage erwartet. Alle stellten sie, die versucht hatten, sich seinem Willen zu widersetzen. Und alle erhielten die gleiche Antwort – wenn sie für nützlich befunden wurden.
»Sie bleiben weiterhin Hoherpriester auf Galaner, Linsner-Kiess«, antwortete das Monstrum. »Sie und Ihre Priester erhalten von mir die Regierungsgewalt über den Planeten zurück. Von nun an sind Sie nur noch mir oder meinen Beauftragten gegenüber verantwortlich für alles, was auf Galaner geschieht.«
»Sie sind sehr großzügig, Tapur«, antwortete der Hohepriester dankbar. »Wir werden Ihnen stets
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