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Silberband 046 - Der Todessatellit

Titel: Silberband 046 - Der Todessatellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Ringe. Auf den Bildschirmen der Außenbeobachtung sah er undeutlich, wie die Sohle des Sturms sich nach dem Gleiter ausstreckte. Dann wurde es dunkel. Das Fahrzeug schwankte, wurde emporgehoben, kreiselte und bewegte sich wie ein hilfloses Boot auf den Wogenkämmen eines aufgewühlten Ozeans.
    Plötzlich legten sich Tausende von Tonnen Sand und Staub von oben auf den Gleiter, warfen ihn zurück und auf die Oberfläche Mavericks. Die Erschütterung kam Derbolav so vor, als würden ihm sämtliche Knochen gebrochen.
    In diesem Augenblick war er heilfroh, daß er sich den Luxus größerer Beweglichkeit versagt und die ungefüge HU-Panzerrüstung im Fahrzeug anbehalten hatte. Ohne deren Servoautomatik wäre es ihm nicht möglich gewesen, den Arm zu heben und die Schwerkraftneutralisatoren wieder hochzuschalten.
    Langsam wich der lastende Druck. Die Lungen konnten wieder normal atmen und bedurften nicht mehr der Unterstützung durch den Kompressor. Auch die Augen erholten sich wieder.
    Der Patriarch blickte in die Richtung, in die der Sandsturm gezogen war. Aber es war nur mehr eine wenige Meter hohe, schwach bewegte Masse zu sehen, die sich zusehends verdichtete, während Schwerkraft und Luftdruck sie endgültig besiegten. Möglicherweise verdichtete sich diese Masse zu stahlhartem Fels. Auf Jupiter-Riesen mit Hochdruckatmosphäre geschahen Dinge, die sich der menschliche Geist nur schwer vorzustellen vermochte.
    Derbolav wandte den Blick von der zuckenden Masse ab. Er wölbte verwundert die Brauen, als er den zweiten Gleiter wenige Meter neben sich sah.
    »Hallo, Erlenmar!« rief er in den Hyperkom.
    Erlenmars Gesicht tauchte auf dem Bildschirm auf. Die Strapazen hatten es bereits gezeichnet.
    »Hallo, Chef!«
    »Alles klar bei euch?« fragte Derbolav besorgt.
    »Es geht. Zwei Mann sind bewußtlos. Offenbar sind wir noch einmal davongekommen.«
    »Nun ja«, gab Derbolav de Grazia zu, »es war ein wenig hart, wie zu erwarten. Nur nicht aufgeben, Erlenmar. Wir schaffen es schon. Ich rufe jetzt die ROSSA OBERA.«
    Er stellte den Hypersender auf den Empfänger im Schiff ein. Die Signale rasten durch den Hyperraum, ohne von den atmosphärischen Störungen behindert zu werden.
    Aber die ROSSA OBERA meldete sich nicht.
    Derbolav runzelte die Stirn.
    Sollte etwas mit dem Schiff geschehen sein?
    Doch das war praktisch unmöglich. Selbst wenn die meisten Reaktoren und Triebwerke ausgefallen waren – das Schiff befand sich in einem stabilen Orbit; es brauchte keine Triebwerke, denn die Wirkung der Naturgesetze selbst hielt es dort oben fest.
    Unverhofft erhellte sich der Bildschirm. Juan Mellone-Grazia hatte noch kein Wort gesagt, da wußte Derbolav bereits, daß etwas geschehen war, mit dem niemand gerechnet hatte.
    »Accalauries …!« rief Juan schließlich.

4.
    Derbolav de Grazia fühlte, wie auch die anderen zehn Männer in seinem Gleiter vor Schreck erstarrten.
    Accalauries …!
    Intelligente Lebewesen aus organischer Antimaterie!
    Die Gedanken vollführten einen ungeordneten Wirbel in Derbolavs Gehirn.
    Seit einiger Zeit schon beunruhigten seltsame Erscheinungen die galaktischen Zivilisationen: vier- bis fünftausend Meter durchmessende, blauweiß strahlende Kugeln, die einzeln oder in ganzen Verbänden überall auftauchten. Manchmal stießen sie in planetare Atmosphären vor; dabei kam es immer wieder zu grauenhaften Explosionen. Die Oberflächen ganzer Kontinente verbrannten, Ozeane kochten, Planetenkrusten barsten.
    Es hatte längere Zeit gedauert, bis man herausgefunden hatte, daß diese strahlenden Kugeln Raumschiffe vernunftbegabter Lebewesen waren und daß diese Lebewesen mit an Gewißheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus Antimaterie bestanden.
    Der Patriarch suchte in seinem Wissensschatz.
    Trafen Materie und Antimaterie zusammen, vernichteten sie sich gegenseitig, d.h. ihre Gesamtmasse verwandelte sich in Energie, wenn auch nicht hundertprozentig, wie früher oft angenommen wurde. Immerhin mag der Vergleich zwischen der Wirkung einer Transformbombe und einer Antimateriebombe der gleichen Masse Deuterium aufschlußreich genug sein: Gegen die Wirkung der Antimateriebombe war die der Transformbombe nur das Verpuffen eines halben Kilos feuchten Schwarzpulvers.
    Allerdings bestand kein Anlaß, den Accalauries – wer ihnen den Namen gegeben hatte, wußte Derbolav nicht – Bösartigkeit zu unterstellen. Die Explosionen waren keine Aggressionsakte, sondern Unfälle, wenn auch mit katastrophalen Wirkungen.

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