Silberband 046 - Der Todessatellit
Sonnensatelliten finden – und vernichten.«
Damit war der Begriff für die unbekannte Gefahr geprägt: der Sonnen- oder Todessatellit.
Er wandte sich an Captain Chasara. »Steuern Sie die ROLIN so tief in die Sonnenatmosphäre hinein, wie Sie es gerade noch verantworten können, Captain. Dann bringen Sie das Schiff in eine Kreisbahn, die spiralförmig über die gesamte Sonnenoberfläche verläuft.«
Naien Dengol Chasara erbleichte.
»Sir, sind Sie sich klar darüber, daß wir damit den Untergang der ROLIN riskieren?«
»Selbstverständlich. Und ich würde das Risiko nicht eingehen, wenn nicht die Existenz der Menschheit auf dem Spiel stünde. So jedoch bleibt mir keine Wahl.«
Captain Chasara erwiderte nichts und verließ die Schleusenhalle. Perry Rhodan folgte ihm, nachdem er sich bei dem Accalaurie bedankt hatte.
Die Sonne war nicht länger ein gelber Glutball. Sie erschien auf den abgefilterten Panoramaschirmen als eine sich ins Unendliche erstreckende Hölle aus turbulent brodelnden Gasmassen mit jäh emporschießenden Fackeln und gigantischen Glutbogen, unter denen die ROLIN hindurchraste. Auf den Filamenten hätten mehrere Erdkugeln wie winzige Bälle gewirkt; das Forschungsschiff war vergleichsweise ein Staubkorn im Glutwirbel eines natürlichen Hochofens.
Diese Bilder erschlossen sich der menschlichen Wahrnehmung jedoch nur zeitweilig; meist verhinderten die Energieentladungen im HÜ-Schirm die Sicht nach draußen.
Die ROLIN jagte mit einer Geschwindigkeit von mehr als sechshundert Kilometern pro Sekunde durch die oberen Schichten der Chromosphäre, schnell genug, um nicht von der Massenanziehung der Sonne hinabgerissen zu werden, und noch langsam genug, um nicht aus der Kreisbahn auszubrechen. Die Impulstriebwerke arbeiteten mit durchschnittlich sechzig Prozent ihrer Kapazität; es reichte gerade aus, um die Bremswirkung der Chromosphäre zu neutralisieren. Zeitweilig aber mußte Captain Chasara bis auf neunzig Prozent hochschalten, wenn erdgroße oder noch größere Plasmawolken mit mehr als tausend Kilometern pro Sekunde den Kurs des Schiffes kreuzten. Ausweichmanöver wären sinnlos gewesen. Da die Energieortung versagte, erkannte man die emporschießenden Plasmawolken meist erst kurz vor der Kollision.
Naien Dengol Chasara wandte den Kopf, als Perry Rhodan zu ihm trat. Sein Gesicht war von der geistigen Anstrengung verzerrt.
»Wenn die Schutzschirme auch nur für Sekunden zusammenbrechen, wird die Strahlung uns alle töten, Sir.«
Rhodans Gesicht blieb undurchdringlich.
»Wenn wir höher gehen, werden die Schutzschirme ganz sicher zusammenbrechen. Hier unten können wir wenigstens unter den größten Filamenten hindurchfliegen; weiter oben würden wir mit ihnen zusammenstoßen.«
Er zuckte kaum merklich zusammen, als der Erste Offizier, ein vierschrötiger Mann mit hartem Gesicht, plötzlich zu schreien begann und das Feuerleitpult aktivierte.
Perry Rhodan konnte den Mann gerade noch zurückreißen, bevor der auf die Feuerknöpfe drückte. Er schüttelte ihn heftig und rief nach einem Medoroboter.
Doch der Erste Offizier erholte sich, bevor der Roboter da war.
»Entschuldigen Sie bitte!« flüsterte er. Sein Gesicht war totenbleich. »Ich weiß nicht, was mit mir los war. Da war etwas, ein glühendes Ding mit riesigen Tentakeln.« Er erschauerte. »Es griff nach dem Schiff. Natürlich muß es eine Halluzination gewesen sein, aber als ich es sah, hielt ich es für real.«
Rhodan nickte. Dabei musterte er das Gesicht des Mannes genau, vor allem die Augen. Er besaß genügend Lebenserfahrung, um eine latente Schizophrenie erkennen zu können. Doch der Erste Offizier zeigte keine Anzeichen davon.
Er winkte den Medoroboter heran.
»Ein Beruhigungsmittel dürfte genügen«, sagte er.
Der Roboter tat seine Arbeit rasch und geschickt, dann schwebte er wieder davon.
Rhodan lächelte den Ersten Offizier beruhigend an.
»Machen Sie sich keine Gedanken mehr darüber. So etwas kann jedem einmal passieren.«
Der Mann beruhigte sich schnell wieder. Perry Rhodan jedoch war alles andere als beruhigt. Er dachte darüber nach, ob der HÜ-Schirm vielleicht doch eine unbekannte Strahlungsart durchließ, die das menschliche Gehirn angriff.
Er kehrte zum Kartentisch zurück und fragte Professor Waringer danach.
Der Hyperphysiker zuckte die Schultern.
»Wenn es so ist, so läßt sich diese Strahlung jedenfalls nicht mit den vorhandenen Geräten nachweisen.« Er runzelte die Stirn. »Aber wäre es
Weitere Kostenlose Bücher