Silberband 046 - Der Todessatellit
weiß ich noch nicht.«
»Sie werden es auch niemals wissen, denn es gibt nicht einen einzigen Kommandanten unseres Volkes, der es wagen würde, freiwillig mit Ihnen oder einem anderen Wesen dieses Universums direkte Verbindung aufzunehmen. Es hat schon zu viele Mißverständnisse und Tote gegeben.«
Rhodan schüttelte den Kopf.
»Trotzdem muß es versucht werden, und auch Sie können mich nicht davon abhalten. Es geht um Ihr Leben, und nicht nur das. Es geht um die friedliche Zukunft unserer beiden Völker.« Rhodan sah den Accalaurie plötzlich mit neuem Interesse an. »Zum ersten Mal haben Sie eben indirekt zugegeben, daß Sie nicht aus diesem Universum stammen, Accutron.«
»Habe ich das?«
»Ja, Sie sagten, daß Ihre Leute keinen Kontakt zu den Intelligenzen dieses Universums aufnehmen würden.«
»Das stimmt.«
Rhodan beugte sich ein wenig vor und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
»Ich glaube, wir sollten nun keine Geheimnisse mehr voreinander haben. Sie wissen alles über uns, aber wir wissen nichts über Sie und Ihr Volk. Von wo kommen Sie?«
»Sie würden es doch nicht verstehen, aber ich will trotzdem versuchen, es Ihnen zu erklären. Sie haben recht: Wir sollten Vertrauen haben. Sie haben immer richtig vermutet, daß wir Accalauries aus einer anderen Galaxis oder einem anderen Universum kommen, aus einem in Ihren Augen antimateriellen Universum. Dieses ganze Universum ist aus dieser Ihnen feindlichen Materie aufgebaut. Unsere Forscher fanden einen Weg, die Grenzen zwischen den beiden Universen zu überwinden. So gelangten wir hierher. Das ist alles.«
Rhodan schwieg. Mspoerns Offenheit kam für ihn so überraschend, daß er im Augenblick keiner Antwort fähig war. Ein anderes Universum aus Antimaterie. Aber wenn es dieses andere Universum gab, woraus mußte die Grenze bestehen, die eine direkte Verbindung verhinderte? Denn wenn diese beiden Universen jemals Kontakt erhielten, mußte es das Ende für beide sein. Und damit das Ende des Lebens überhaupt. Eine Explosion von unvorstellbaren Ausmaßen würde alles vernichten, was es je gegeben hatte.
Warum hatten die Accalauries diese gefährliche Grenze überschritten? War es wirklich nur der Drang des Forschens gewesen, die intelligente Neugierde, die Sucht nach Wissen?
Oder steckte eine bestimmte Absicht dahinter, vielleicht die Suche nach etwas, was es in ihrem Universum nicht gab?
Welche Bedeutung würde das überperiodische Ynkelonium für die Accalauries in Zukunft spielen? Konnte es dazu beitragen, die scheinbar unüberwindlichen Gegensätze beider Universen zu überbrücken?
»Ich will Ihnen von meinem Volk berichten«, sagte Accutron in die Stille hinein und unterbrach Rhodans Gedankengänge. »Ursprünglich existierten wir in energetischer Form, bis wir es verstanden, in die Atmosphäre der Planeten einzudringen und autarke Gebilde wurden. Damit wurden wir auch stofflich stabil, behielten jedoch einige der früheren Fähigkeiten, wie zum Beispiel die bewußt gesteuerte Photosynthese. Wir können uns noch immer durch reine Energie ernähren, wenn es sein muß. Was mein Volk angeht, so könnten Sie es als ›Baum‹ bezeichnen.«
»Baum?«
Das Übersetzungsgerät irrte sich nicht.
Der Accalaurie wiederholte:
»Als Baum. Unser Volk ist ein Baum. Betrachten Sie den Begriff bitte nur als Symbolik, doch ich kann mir keine bessere vorstellen. Der Stamm des Baumes – das sind unsere energetischen Vorfahren. Sie sind niemals gestorben, sondern existieren gespeichert weiter, bis zum Ende der Ewigkeit. Ein Kollektivwesen jenseits von Raum und Zeit, ohne jede Körperlichkeit, jedoch mit dem energetischen Bewußtseinsinhalt eines ganzen Volkes versehen. Jeder Stamm gliedert sich in Äste, und als Äste möchte ich jene Accalauries bezeichnen, die körperlich existieren, jedoch niemals das Heimatuniversum verlassen dürfen. Sie sind die wichtigsten Bestandteile des ganzen Baumes .«
Rhodan blieb stumm. Er versuchte noch immer, die symbolhafte Sprache in verständliche Begriffe zu übertragen. Es war nicht einfach.
Accutron fuhr nach einer kurzen Pause fort:
»Wir sind die Blätter, die letzten Instanzen der Familien, die Raumfahrer, die Forscher, die Verzweifelten und Glücklichen. Wir überqueren die Grenzen und sind die Sucher. Wir haben mentalen Kontakt untereinander, auch wenn uns Lichtjahre trennen, aber es gelingt nicht immer, einem anderen Blatt mitzuteilen, in welcher Gefahr man sich befindet. Der Tod eines Blattes aber wird den
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