Silberband 047 - Die Cappins
Gewicht seiner Kinder, hatte die Auseinandersetzungen nicht siegreich beenden können und war in die Flucht geschlagen worden. Jetzt jagte er kleineres Wild. Es stillte zwar nicht so gut den Hunger, aber es war dafür ungefährlicher zu erlegen.
Der Prilla schob sich schwerfällig auf seinen acht Beinen voran. Sie waren zu beiden Seiten seines tonnenförmigen Körpers angeordnet. Einen Kopf im üblichen Sinne besaß der Prilla nicht. An der Vorderseite seines Körpers gab es eine sichelförmige Erhöhung, in der zwei starre Augen und ein rundes Riechorgan saßen. Unterhalb der Sichel trug der Prilla einen gezahnten Schnabel von fast einem Meter Breite. Dieser und der schwere Panzer waren die beiden stärksten Waffen des Prilla.
Das Raubtier hatte einen Hügel erstiegen und beobachtete aus dem Schutz eines Gebüschs seine Umgebung. Die nicht greifbare Veränderung war ihm deutlich bewußt. Sie und das Schreien der hungrigen Kinder machten ihn zu einer zornigen und unberechenbaren Bestie.
Der Prilla lebte am Rand jener leuchtenden Barriere, die sich nicht durchdringen ließ. Seitdem er jagte, war er Alleinherrscher auf dem gesamten Gebiet rund um den See. Das herausfordernde Gebrüll anderer großer Tiere bestärkte den Prilla jedoch in seiner Sorge, daß seine Kinder gefährdet waren. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die ersten vom Hunger getriebenen Gegner in sein Gebiet wagten.
Unten im Tal sah der Prilla den See liegen, an dessen Ufer er gelebt hatte, solange er sich erinnern konnte. Er sehnte sich nach der Ruhe vergangener Tage zurück, ahnte jedoch, daß sie für immer verloren waren.
Der Prilla schob sich langsam herum, um die Gegend besser beobachten zu können. Seine mächtigen, krallenbewehrten Füße hinterließen tiefe Spuren im Boden.
Der Prilla öffnete probeweise den Schnabel und ließ ihn wieder zuschnappen. Das metallisch klingende Geräusch versetzte seine Jungen einen Augenblick in Aufregung, denn für sie war es ein Signal zur Nahrungsaufnahme.
Mühelos schob der Prilla seinen acht Tonnen schweren Körper einen Meter den Hügel hinab.
Dann erstarrte er.
Unten im Tal erkannte er eine Bewegung. Im ersten Augenblick dachte er, die glänzenden Flugwesen, die ihn früher mit Nahrung versorgt hatten, wären zurückgekehrt. Seine Drüsen reagierten auf den Anblick sich bewegender Wesen. Unter seinem Panzer quoll Schaum hervor.
Der Prilla richtete sich auf und nahm Witterung auf.
Dort unten am See bewegten sich fünf Gestalten. Nur eine davon war so groß, daß sie dem Prilla Widerstand leisten konnte. Alle anderen betrachtete das Raubtier als leichte Opfer.
Eines erstaunte den Prilla: Wieso fiel das große Wesen nicht über die vier anderen her und fraß sie auf? Unter den gegebenen Umständen wäre das vernünftig gewesen.
Der Prilla schnaubte und stürmte den Hügel zum See hinab. Die Jungen schienen zu ahnen, daß ihr Vater auf die Jagd ging, denn sie kämpften wie wild gegen die Umklammerung der Hautnäpfe an und versuchten, aus ihnen zu entkommen.
Die gepolsterten Ausleger tauchten behutsam in das Becken und schoben die Antigravplatte unter Ribald Corello. Der Mutant schwebte auf dem Rücken in der milchigen Flüssigkeit und versuchte sich zu entspannen. Bisher hatte ihn ein Merkalbad immer erfrischt, doch diesmal war der Erfolg ausgeblieben.
Ein Gedankenimpuls Corellos ließ die Kraftfelder des Projektors wirksam werden. Corellos tropf nasser Körper glitt aus dem Becken. Warmluft umwehte ihn. Behutsam rotierende Massagearme tasteten sich über seine Haut.
»Aufhören!« befahl er.
Hinter ihm ertönte ein gurgelndes Geräusch. Die Merkalflüssigkeit wurde aus dem Becken gesaugt. Scheinbar hilflos wirbelten die Greifarme des Auslegers durch die Luft.
Schwerelos schwebte Corello zu seinem Ruhelager hinüber. Nach jedem Bad pflegte er dort ein paar Stunden zu schlafen. Diesmal, so ahnte er, würde sich der ersehnte Schlaf nicht einstellen.
Der häßliche Mutant stöhnte leise. Er war so erschöpft und niedergeschlagen, daß er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Er wußte, daß er die Kontrolle über die Stützpunktanlagen innerhalb der Lasztman-Ballung verloren hatte, weil er nicht mehr in der Lage war, klare Befehle zu geben.
Immer wieder erschienen vor seinen geistigen Augen sein Vater und seine Mutter und redeten eindringlich auf ihn ein.
Corello sank langsam auf das Lager hinab, das sich sofort seinem mißgestalteten Körper anpaßte. Er lag da und starrte
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