Silberband 047 - Die Cappins
antwortete Gevoreny Tatstun.
»Embryo-Blockade?« wiederholte Corello aufgewühlt. Er begann Zusammenhänge von schrecklicher Tragweite zu erahnen.
»Anti-Priester und Ara-Mediziner haben deinen Embryo noch im Mutterleib beeinflußt«, berichtete Gevoreny Tatstun.
Corello sah, daß die Vision weinte. Es war schrecklich für ihn.
Was war damals mit ihm geschehen? Schon vor seiner Geburt war er ein Opfer fremder Mächte geworden.
Die Zusammenhänge wurden immer klarer.
Embryo-Blockade – Offensivprogramm!
Das paßte zusammen. Durch Berechnungen und in wissenschaftlicher Kenntnis der damaligen Ereignisse hatten die Antis und Aras gehandelt. Wahrscheinlich waren die Para-Impulse von Corellos Embryo angemessen worden. Seine Mutter hatte damals hilflos erdulden müssen, daß man ihren Sohn schon vor seiner Geburt präparierte. Nachdem Corello dann zur Welt gekommen war, hatte Gevoreny Tatstun alles getan, um ihren Sohn zu retten. Fast vierhundert Jahre lang hatte sie ihn, den unglaublich langsam Heranwachsenden, vor allen Schwierigkeiten geschützt. Als er dann alt genug war, hatte sie ihm als letzten Schutz noch den Zellaktivator überreicht.
Alle Maßnahmen waren sinnlos gewesen. Die hypnosuggestive Blockade in Corellos Unterbewußtsein hatte standgehalten. Das Offensivprogramm der Antis und Aras war angelaufen. Die mächtigen Ärzte und Priester hatten ihr Opfer jedoch unterschätzt und waren schließlich selbst von ihm versklavt worden.
Wie beabsichtigt, war Ribald Corello zum größten Feind der Menschheit geworden, aber jene, die ihn als Werkzeug zu benutzen gedacht hatten, waren von ihm ausgeschaltet worden. Corello hatte die Antis und Aras besiegt, ohne zu wissen, daß er noch immer in ihrem Sinne arbeitete, wenn er Flottenstützpunkte des Solaren Imperiums angriff oder die Bewohner von Kolonialwelten unterjochte.
Je länger die Stimme seiner Mutter aus dem Unterbewußtsein zu ihm sprach, desto klarer wurden die Zusammenhänge.
»Alles war geplant«, fuhr Gevoreny Tatstun fort. »Du warst wichtigster Bestandteil des teuflischsten Planes, den die Antis und Aras sich jemals ausgedacht hatten.«
Corellos Kopf schwankte hin und her. Er war verzweifelt.
»Ich wollte es nicht«, rief er jammernd. »Du mußt mir verzeihen, Mutter.«
»Wer sollte dir noch verzeihen können?« fragte die Erscheinung. »Es gibt nur eine Möglichkeit für dich: Du mußt versuchen, alles wiedergutzumachen.«
Corello verdrehte die Augen. Die seelische Belastung war so stark, daß er wahnsinnig zu werden drohte.
Dann verschwand die Vision so plötzlich, wie sie gekommen war. Der Anfall war vorüber.
Corello hatte fast alles vergessen, was die Erscheinung gesagt hatte. Geblieben waren Unsicherheit und Furcht.
Ein Blick auf den Bildschirm zeigte ihm, daß Kytoma vom Tanz erschöpft neben der Säule lag. Sie bewegte sich nicht.
Corello schaltete mit einem Psi-Impuls die Alarmanlage aus.
Jetzt, da die inneren Stimmen verstummt waren, konnte er sich wieder der Verteidigung des Tapuriums zuwenden. Er mußte seinen engsten Machtbereich absichern. Niemand durfte bis in den Tempel vordringen.
Die Ermahnungen seiner Mutter waren vergessen.
Corello rief ein paar Roboter zu sich. Er befahl ihnen, den Tempel zu verlassen und das Tapurium nach Fremden abzusuchen.
Corello sah, wie Kytoma sich erhob und mit schlafwandlerischer Sicherheit auf eines der Häuser am Rande des freien Platzes zuging und darin verschwand. Er atmete auf, als er sie nicht mehr sehen konnte. Ihre Bewegungen erinnerten ihn an etwas.
»Durst!« sagte Corello.
Von der Decke senkte sich ein Metallarm herab, der Corello einen Sauger hinstreckte. Corello schob ihn in den Mund und begann zu trinken. Es schmeckte ihm nicht. Er hatte in den letzten Tagen nur wenig Nahrung zu sich genommen, denn seine Magennerven waren überanstrengt. Er spie den Sauger aus. Ein paar Tropfen der goldgelben Flüssigkeit fielen auf sein Gesicht, dann wurde der Sauger zurückgezogen.
Corello beobachtete die Kontrollen. Die Verteidigungsanlagen des Tempels funktionierten einwandfrei.
Seine Gegner sollten nur kommen.
»Bei allen Planeten! Was ist das?«
Ras Tschubai war stehengeblieben und deutete zu dem Hügel hinauf, der rechts neben dem See lag.
Ein Wesen, das auf den ersten Blick wie eine achtbeinige Riesenschildkröte aussah, kam den Hügel herabgestürmt. Es bewegte sich jedoch wesentlich schneller als eine Schildkröte und unterschied sich auch erheblich von einem solchen
Weitere Kostenlose Bücher