Silberband 047 - Die Cappins
zur Decke hinauf.
Dunkel!
Sein Gedankenbefehl ließ die Beleuchtung des Raumes erlöschen.
Plötzlich wurde sich der Mutant seiner unendlichen Einsamkeit bewußt. Nur von Robotern umgeben, lebte er innerhalb eines Tempels, der den Mittelpunkt des Tapuriums bildete.
Ich bin lebendig begraben, dachte er.
Er hörte sich schluchzen. In der Dunkelheit klang es noch unheimlicher. Er schaltete die Beleuchtung wieder ein. Seine Blicke fielen auf das inzwischen geleerte Becken. Zum erstenmal dachte er daran, seinem Leben ein Ende zu machen. Es wäre so einfach gewesen. Hineingleiten ins Merkalbad, ein kurzer Todeskampf – vorbei.
Er befahl zwei Roboter zu sich. Sie hoben ihn auf und flogen mit ihm zu dem Raum hinüber, wo sein Schrein stand.
»Zeigt mir meine Mutter!« befahl Corello.
Zwei andere Roboter sanken zu dem Schrein hinab und öffneten den Sarg, der auf dem Dach stand.
Corello starrte hinab.
Im Sarg lag seine Mutter. Konservierungsstoffe hatten sie erhalten. Manchmal hatte Corello den Eindruck, es bedürfe nur eines Anstoßes, um sie zum Verlassen des Sarges zu bewegen. Aber sie war tot und hatte ihn endgültig verlassen.
»Mutter!« rief Corello. »Was soll ich nur tun?«
Aber die Gestalt dort unten im Sarg hatte nichts mit den Visionen zutun, unter denen der Mutant in letzter Zeit litt. Er mußte sich immer wieder klarmachen, daß es die Stimme seines Unterbewußtseins war, wenn ihm sein Vater und seine Mutter erschienen.
Hatte ihn der Anblick seiner toten Mutter früher beruhigt, so wühlte er ihn jetzt innerlich auf.
»Zumachen!« schrie er von Panik ergriffen. »Vorwärts, ihr Tölpel. Verschließt den Sarg!«
Der Sarg schloß sich. Corello atmete schwer. Er ließ sich von den Robotern in einen Schaltraum bringen und nahm dort an den Kontrollen Platz. Auch hier saß er in einem speziell für ihn konstruierten Sessel, dessen Nackenstütze den übermäßig großen und schweren Kopf des Mutanten festhielt.
Corello blickte auf die Bildschirme. Er war hergekommen, um sich abzulenken. Vielleicht gelang es ihm doch noch, klare Entscheidungen zu treffen und die frühere Situation wiederherzustellen. Corello spürte, wie zerrissen er innerlich war. Ein Teil seines Verstandes sehnte sich nach geordneten Verhältnissen, die ihm gestatten würden, alle anderen Lebewesen zu beherrschen. Andererseits wünschte er, daß die einmal begonnene Veränderung schnell vorbeigehen würde, damit er eine Antwort auf alle Fragen erhielt, die ihn bedrängten.
Offensivprogramm! Da war das Wort wieder. Es stempelte ihn, den Mächtigen, zu einem Sklaven einer Machtgruppe!
Offensivprogramm!
Corello erschauerte, wenn er daran dachte. Für die Antis und Aras war Corello nur ein Werkzeug gewesen.
Offensivprogramm!
Er quälte sich mit der Frage ab, wie sie an ihn herangekommen waren. Was hatten sie getan, um ihm die Erinnerung zu nehmen? Zweifellos war er nach einiger Zeit der Kontrolle dieser Machtgruppe entglitten, wenn er auch noch in ihrem Sinne weitergearbeitet hatte.
Corello betrachtete nachdenklich die Bildschirme der Kontrollanlage. Die Informationen, die ihm sein Unterbewußtsein lieferte, brauchten nicht zu stimmen. Es konnten die Phantasien eines Kranken sein.
Über die Bildschirme schwebte eine schattenhafte Gestalt. Große Augen blickten auf Corello hinab.
»Deine Mutter lügt nicht, Ribald!«
Corello wischte sich mit einem Händchen über die Augen. Die Gestalt löste sich auf.
Seltsam! dachte Corello. Die Vision meines Vaters konnte er viel leichter vertreiben als die seiner Mutter. Das konnte nur an dem besonderen Verhältnis liegen, daß er zu seiner Mutter hatte.
Corello strahlte einen Psi-Impuls ab.
Einer der Bildschirme zeigte eine Straße in Tapura. Die Stadt machte einen verlassenen Eindruck.
Kein Wunder! dachte Corello. Meine Sklaven, die dort leben, warten auf Befehle. Sie wissen nicht, was los ist. Die Situation auf Gevonia war überall die gleiche. Menschen, die daran gewöhnt waren, daß man ihnen alle Handlungen vorschrieb, lebten jetzt ziellos und führungslos dahin.
Das Bild wechselte.
Corello sah den freien Platz mit der Säule. Irgendwie stand sie im Zusammenhang mit dem Wort Offensivprogramm. Aber sie hatte auch noch eine andere Bedeutung, die Corello noch nicht einmal zu erahnen vermochte.
Ein Gedankenimpuls Corellos genügte, um eine Vergrößerung auf den Bildschirm zu bringen.
Am Rande des freien Platzes stand das blinde Mädchen!
»Kytoma!« rief Corello erregt.
Er hatte
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