Silberband 047 - Die Cappins
Wir treffen uns im Zivilflughafen. Eine Maschine ist schon bereitgestellt. Bis dann.«
Er wartete, bis Deighton und Tifflor das Büro verlassen hatten, ehe er seine wichtigsten Mitarbeiter verständigte. Sie alle mußten wissen, wo sie ihn in den nächsten Stunden erreichen konnten, falls sich neue Zwischenfälle ereigneten. Dann nahm er in aller Ruhe eine reichliche Zwischenmahlzeit zu sich, auf die er in keiner Situation verzichtet hätte. So beruhigt und gestärkt sicherte er das Büro ab und begab sich zum Gleiterstand auf dem Dach des riesigen Verwaltungsgebäudes. Wenige Minuten später kam der Zivilflughafen in Sicht.
Die Maschine stand bereit, ein schlanker Stratoliner. Während Tifflor schon ungeduldig wartete, war von Deighton weit und breit noch nichts zu sehen.
Bully zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche, zog es mehrmals zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her und schob es schließlich wieder zurück.
»Das Ultimatum, Julian, das Ultimatum der Cappins. Ich habe mir den abgeschriebenen Text noch einmal durchgelesen. Wenn die Translatoren nicht übertreiben, ist der Tonfall recht selbstbewußt und siegessicher. Sie haben uns in der Hand, und das wissen sie genau. So leid es mir auch tut, aber ich würde an ihrer Stelle genauso handeln. Das ist der Grund, warum wir höchstwahrscheinlich das tun müssen, was sie von uns verlangen.«
»Ein verdammtes Risiko, wie Galbraith sagen würde.«
»Ist es auch, aber das bleibt sich wohl gleich – ah, da kommt er ja schon. Hallo, Galbraith. Alles erledigt, was so zu erledigen ist?«
Deighton kletterte aus dem Gleiter und kam zum Stratoliner.
»Ihr steht so herum, als hätten wir noch ein paar Wochen Zeit.«
Bully schüttelte verwundert den Kopf, nickte dem wartenden Piloten zu und stieg durch die Luke ins Innere der Maschine. Die beiden anderen Männer folgten ihm. Da sie allein flogen, hatten sie genügend Platz, sich in der großen Kabine nach Belieben zu verteilen. Sie setzten sich aber doch zusammen, um ihre Unterhaltung fortsetzen zu können.
Hoch über den Wolken jagte die Maschine nach Osten und bog dann nach Südosten ab. Ab und zu war der Blick nach unten für Sekunden frei. Aber die Männer hatten keinen Blick dafür.
Bully hielt es für an der Zeit, die letzte Neuigkeit endlich bekanntzugeben.
»Wir haben die Cappins angefunkt«, sagte er. »Wir haben ihnen mitgeteilt, daß wir die Sonde mit dem Ultimatum eingefangen haben. Da uns die Zeit zu knapp erscheint, baten wir um Verlängerung der Frist.«
»Und die Cappins haben geantwortet?« Deighton kam aus seinem Sessel hoch. »Haben sie?«
»Ja. Leider gehen sie nicht auf unsere Bitte ein. Die lakonische Antwort lautet: noch zwanzig Stunden, dann läuft die Frist ab. Sie werden dann den Sonnenmotor – so wenigstens übersetzte der Translator den fremden Begriff – auf höchste Touren schalten.«
»Das bedeutet?«
Bully zuckte die Schultern.
»Keine Ahnung, wie lange es dann noch dauert. Tage, vielleicht Wochen. Jedenfalls wird dadurch ein Prozeß eingeleitet, der sich später nicht mehr steuern läßt. Die Sonne wird zur Nova. Achttausend Cappins haben Milliarden Menschen besiegt.«
»Und wir verlieren wertvolle Zeit, indem wir zu den Fidschi-Inseln fliegen!« Julian Tifflor klopfte nervös mit den Knöcheln auf die Rückenlehne von Deightons Sessel. »Rhodan kehrt ohne uns genauso wenig gerade heute zurück, wie mit uns.«
»Ich erwarte ihn nicht«, gab Bully zu. »Aber ich will wissen, ob der Nullzeit-Deformator nicht in ein Loch fällt, falls er materialisiert.«
Sie schwiegen eine Weile, und dann setzte die Maschine auch schon zur Landung an.
Das weite Hochtal sah annähernd so aus wie früher. Zwar fehlte die Vegetation, die es einmal gegeben hatte, aber die ursprüngliche Formation des Enadatals war wiederhergestellt worden.
Bully erinnerte sich gut daran, wie es vor knapp zehn Wochen beim Verschwinden des Nullzeit-Deformators durch die Entwicklung des merkwürdigen Energiefeldes gewaltige Zerstörungen gegeben hatte. Die Anlagen waren vernichtet worden, und ein nachfolgendes Beben hatte das ganze Tal in sich zusammenstürzen lassen. Die Aufräumungsarbeiten hatten lange gedauert, und Bully war sich nicht absolut sicher, ob die Rückkehr Rhodans gerade durch diese Katastrophe vielleicht verzögert oder gar völlig verhindert worden war.
Er hoffte es nicht.
Der Gleiter landete. Er hatte sie vom Flughafen der Insel hinauf zum Gipfel des Mount Lemur
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