Silberband 047 - Die Cappins
Ein Zeitfeld hält es darin fest, pendelnd und immer wechselnd, um jedes Auffinden zu vermeiden.«
»Das kann nichts an unserer Lage ändern«, stimmte Lecufe widerwillig zu. »Aber ich kann nicht zulassen, daß wir einfach abwarten, was weiter geschieht. Wir müssen die Initiative behalten, auch den Terranern gegenüber, wie sich die intelligenten Bewohner dieses Systems nennen. Eigentlich muß ich sie bedauern, denn sie trifft keine Schuld an den Geschehnissen. Unsere Vorfahren richteten diese Station vor langer Zeit ein. Den Grund kennen wir nicht genau, wenn sie sich in unserem speziellen Fall auch als Rettungsstation bewährte. Für die Terraner muß sie jedoch eine Todesstation sein. Sie kann ihre Sonne immer noch in eine Nova verwandeln.«
Er verstummte plötzlich. Auf seinem feingeschnittenen Gesicht erschien ein nachdenklicher Zug. Marays und Carscin sahen ihn gespannt und erwartungsvoll an. Sie wußten sofort, daß Lecufe, dem Unermüdlichen, etwas eingefallen war. Und so war es.
»Ich erwähnte vor wenigen Minuten, daß sich in dieser Station eine Menge kleiner Schiffe und sonstiger Ausrüstungsgegenstände befinden. Unsere Vorfahren haben an alles gedacht, sogar daran, daß jemand hier eingesperrt sein könnte. So hat man auch die Sonden nicht vergessen.«
»Sonden?« fragte Carscin und sah nicht gerade geistreich aus.
»Ja, Sonden. Nachrichtensonden, die mit Spezialsendern versehen sind. Marays, würden Sie so freundlich sein, mir drei Leute des technischen Personals zu holen. Es soll sich um Experten auf dem Gebiet des interstellaren Funkverkehrs handeln. Ja, gehen Sie schon. Wir reden dann weiter.«
Als Marays gegangen war, fragte Carscin:
»Was haben Sie vor, Lecufe? Wie könnte uns so eine Sonde nützen? Wir wissen nicht einmal, wo der nächste Cappin sich aufhält, wir wissen erst recht nicht, wann er sich aufhält. Wie sollte ihn da eine Nachrichtensonde erreichen? Sie würde Jahrtausende benötigen, selbst wenn sie mehrfache Lichtgeschwindigkeit erreichte, ehe man sie durch Zufall entdeckte.«
»Ich dachte nicht daran, die Sonde ins Ungewisse zu schicken«, belehrte ihn Lecufe, offensichtlich unwillig durch die Störung seiner Gedankengänge. »Ich schicke sie zu den Terranern.«
Carscin starrte ihn verständnislos an. Er begriff nicht, was der andere plante. Ehe er abermals eine Frage stellen konnte, betrat Marays mit drei anderen Cappins den Beobachtungsraum. Er kam näher, während die drei Techniker respektvoll neben der Tür stehenblieben.
Lecufe winkte sie näher.
»Sie haben die funktechnischen Geräte überprüft, die in den Räumen vor den Verbotenen Bezirken lagern, die wir inzwischen entdeckt haben?«
»Ja, das haben wir.«
»Gut, dann sagen Sie mir, ob Sie in der Lage sind, den Sender einer dieser Sonden so zu manipulieren, daß er auf der Frequenz der Terraner ausstrahlt.«
»Das dürfte keine Schwierigkeit bedeuten, Lecufe. Wir können die Sender praktisch auf jede Frequenz einstellen. Außerdem befindet sich in jeder Sonde genügend Raum, Datenträger und andere kleine Gegenstände zu lagern.«
»Ausgezeichnet«, lobte Lecufe, sichtlich erleichtert. »Das ist genau das, was wir brauchen. Bereiten Sie eine solche Sonde vor, und sorgen Sie dafür, daß sie in ständiger Folge auf terranischer Frequenz um Aufnahme ersucht. Ein kurzer Hinweis auf eine Botschaft genügt. Die Terraner werden, wenn sie die Sonde einfangen, einen Bild-Ton-Datenträger von uns erhalten. Den Text gebe ich Ihnen noch.«
Die drei Techniker gingen.
Marays setzte sich wieder.
Er und Carscin sahen Lecufe an und warteten.
Lecufe wußte, was sie von ihm wissen wollten, aber er lächelte nur.
»Eine Botschaft, Freunde, werden die Terraner von uns bekommen, richtiger gesagt: ein Ultimatum. Und um unsere Absichten zu unterstreichen, werden wir noch etwas unternehmen. Wir werden den Aufheizungsprozeß der Sonne wieder anlaufen lassen. Ich glaube, das wird genügen, die Terraner zu warnen. Sie müssen sich mit uns verständigen, oder sie müssen sterben. Alle.«
Carscin sagte:
»Wir auch, Lecufe. Wir werden mit ihnen sterben.«
»Ja, sicher werden wir das. Ist Ihnen das denn nicht lieber, als Jahre oder Jahrzehnte zu warten, bis die Terraner es leid sind, uns zu bewachen? Sie sind geduldig, diese Menschen, sehr geduldig. Wenn sie uns nicht angreifen können, werden sie uns eben isolieren. Wir sind zu gefährlich für sie, das sehe ich ein. Sie können uns nicht einfach freilassen. Was würde
Weitere Kostenlose Bücher