Silberband 048 - Ovaron
»Zurück vom Blumenpflücken?«
»Halten Sie die Luft an«, gab Rhodan zurück. »Sie brauchen Ihre Weiterbildung meinetwegen nicht zu unterbrechen.«
Cascal warf das Buch auf die Kontrollen und lehnte sich zurück.
»Ich kann es schon auswendig. Was tun wir jetzt?«
Die letzte Frage bezog sich auf das Naturereignis, das vor einer knappen halben Stunde begonnen hatte.
Rhodan ließ sich neben Cascal nieder und schaltete die Ortungsanlage ein. Der Bildschirm blieb leer. Lediglich der Massetaster schlug aus. Er registrierte den dreihundert Kilometer entfernt im Baugerüst ruhenden Sonnensatelliten.
»Es sieht so aus, als wolle sich Zeut eigens für uns verändern«, sagte Cascal. »Der Planet legt sein schönstes Kleid an.«
»Und vielleicht sein gefährlichstes.«
Cascal verstand, was Rhodan meinte, und nickte nachdenklich.
»Vielleicht werden die Cappins abgelenkt, so daß wir leichter an den Satelliten herankommen«, meinte Rhodan hoffnungsvoll.
Sie hörten ein hämmerndes Geräusch. Cascal stand auf und blickte aus der Kuppel.
»Unser vierbeiniger Freund ist draußen vorbeigaloppiert. Er schien es eilig zu haben.«
»Takvorian? Sie sollten ihn nicht so mißtrauisch beobachten. Er ist zuverlässig und wird zu uns halten, solange Ovaron und Merceile bei uns sind.«
Cascal schloß einen Moment verzückt die Augen.
»Merceile!« seufzte er hingerissen. »Was für eine Frau.«
»Cascal, Sie sind unverbesserlich!«
Cascal verließ die Kontrollen und bewegte sich zum Ausstieg.
»Was haben Sie vor, Oberst?« erkundigte sich Rhodan.
»Blumen pflücken – für Merceile!«
Cascal lachte spitzbübisch und sprang hinaus.
Rhodan war froh, daß sie wenigstens den Shift gerettet hatten. Dieses Fahrzeug, das sich zu Lande, zu Wasser und in der Luft bewegen konnte, bedeutete eine unschätzbare Verstärkung für die kleine Gruppe. Zur Rückkehr nach Terra konnten sie es allerdings nicht benutzen. Dazu mußten sie sich ein Raumschiff der Cappins beschaffen. Das war der zweite Teil ihrer Aufgabe auf diesem Planeten. Die Beschaffung eines raumtüchtigen Flugzeugs würde nicht weniger schwierig sein als der Einbau der Sextadimbombe in den Sonnensatelliten.
Rhodans Gedanken wurden unterbrochen, als Ras Tschubai hereinkam.
»Die Pflanzen wachsen sehr schnell«, berichtete der Teleporter. »Wenn es so weitergeht, werden sie in wenigen Stunden ein paar Meter hoch sein.«
»Ich bin sicher, daß der Wachstumsprozeß ebenso schnell aufhört, wie er begonnen hat«, erwiderte Rhodan.
»Gucky und Lloyd haben die Schlucht verlassen«, sagte Tschubai. »Sie wollen feststellen, ob es auch Anzeichen für animalisches Leben auf Zeut gibt.«
Rhodan nickte.
»Wann werden wir wieder nach Havaler gehen?« fragte Tschubai.
Rhodan antwortete nicht. Er wußte selbst nicht, weshalb er mit einem Vorstoß nach Havaler zögerte. Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihm, daß es besser war, noch zu warten. Wenigstens noch einen Tag.
Merceile wußte nicht genau, warum sie die Schlucht heimlich und allein verließ. Sie schlich sich aus dem Versteck, obwohl sie keinen Grund dazu hatte. Ab und zu blickte sie sich um, aber es folgte ihr niemand. Über ihr Ziel war sie sich nicht im klaren. Wie eine Vision sah sie das Bild der jetzt von Pflanzen überwucherten Ebene vor sich.
Sie kletterte über ein paar Felsbrocken hinweg. Sie wäre von niemandem aufgehalten worden, wenn sie ihr Vorhaben zuvor angekündigt hätte. Trotzdem hatte sie mit niemand darüber gesprochen.
Erst als sie mit dem Rücken gegen einen Felsen lehnte und angestrengt atmete, merkte sie, daß sie die Schlucht in überstürzter Hast verlassen hatte. Sie war den Steilhang fast hinauf gerannt.
Sie dachte angestrengt nach. Hatte ihr Verhalten etwas mit ihrem kurzen Zusammenstoß mit Perry Rhodan zu tun? Sie bezweifelte es. Von Anfang an hatten zwischen ihr und dem Terraner gewisse unerklärliche Spannungen bestanden, aber diese hatten bei ihr nie heftige Reaktionen ausgelöst.
Sie stieg weiter nach oben, bis sie eine Stelle erreicht hatte, von wo aus sie in die Ebene blicken konnte. In wenigen Stunden würde sich die Nacht über diesen Kontinent senken und das Tal ins Dunkel tauchen.
In der gesamten Ebene schien es keinen Platz mehr zu geben, der nicht von den verschiedenartigsten Pflanzen bewachsen war. Merceile wußte, daß dies mit dem Blickwinkel zusammenhing, unter dem sie das Land beobachtete. Trotzdem war der Anblick beeindruckend.
Die Biotransfer-Korrektorin holte tief
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