Silberband 048 - Ovaron
ausweichend. »Dort wachsen kaum Pflanzen, so daß es für Prest und Merceile weniger gefährlich ist.«
Cascal ahnte, daß Rhodan alle in der Schlucht anwesenden Pflanzen vernichten lassen würde, wenn er von der verhängnisvollen Ausstrahlungskraft erfuhr.
»Glauben Sie, daß es auch in Havaler solche Pflanzen gibt?« fragte er Ras Tschubai.
»Woher soll ich das wissen?« entgegnete der Mutant.
»Es wäre interessant zu erfahren, was die Erbauer des Sonnensatelliten tun, wenn sie plötzlich dem Einfluß solcher Pflanzen unterliegen«, überlegte Cascal laut.
Tschubai antwortete nicht. Er trug Merceile zu Prest hinüber und entmaterialisierte mit den beiden Beeinflußten.
Cascal wandte sich ab und machte sich an den Aufstieg.
Cascal hatte noch den Geruch verbrannter Pflanzen in der Nase, als er nach Anbruch der Dunkelheit mit Rhodan auf das Hochplateau hinaufstieg. In der Schlucht waren alle Pflanzen niedergebrannt worden. Um eine zusätzliche Sicherheit zu erreichen, hatten die beiden Teleporter auch die rings um die Schlucht wachsenden Blumen vernichtet. Es war ein reiner Akt der Notwehr gewesen.
Merceile hatte sich inzwischen erholt. Weder sie noch Ovaron zeigten Reaktionen, die befürchten ließen, daß es zu neuen Zwischenfällen kommen würde. Das konnte sich jedoch ändern, wenn die Gruppe aufbrach, um nach Havaler zu gelangen.
Rhodan und Cascal erreichten ihr Ziel.
Von den Pflanzen in der Ebene ging ein schwaches Leuchten aus.
»Wenn man eine Zeitlang hinabsieht, könnte man glauben, daß auch ein mentalstabilisiertes Hirn gefährdet ist«, bemerkte Cascal nach einiger Zeit.
»Ja, die Blumen üben eine seltsame Anziehungskraft aus«, erwiderte Rhodan. »Das hängt wahrscheinlich mit ihrem Lebensrhythmus zusammen.«
Cascal schaute sich unbehaglich um.
»Ist es nicht seltsam, daß wir uns auf einer Welt befinden, die in Wirklichkeit nicht mehr existiert?«
Rhodan lachte.
»Immer noch versucht, in unseren Zeitbegriffen zu denken, der gute Joak Cascal, was?«
»Man kommt ein bißchen durcheinander«, bestätigte Cascal. »Wenn wir in unsere Zeit zurückkehren, werde ich immer skeptisch sein, wenn ich Uhren oder Kalender sehe.«
»Wir werden …« Rhodan unterbrach sich und hob lauschend den Kopf. »Hören Sie das?«
Cascal konzentrierte sich. Zunächst vernahm er nur das Rauschen des Windes, der sich in den Felsen verfing. In der Schlucht blieb es vollkommen still. Die meisten Mitglieder der Einsatzgruppe hatten sich hingelegt, um ein paar Stunden zu schlafen. Gucky und Tolot hatten die erste Wache übernommen. Da hörte er ein Scharren.
»Woher kommt das?« erkundigte er sich.
»Von allen Seiten«, antwortete Rhodan.
»Ob es von den Blumen herrührt?«
»Das bezweifle ich«, entgegnete Rhodan. »Schließlich haben wir in der näheren Umgebung alle Pflanzen vernichtet.«
»Es könnten neue gewachsen sein.«
Rhodan leuchtete mit seinem Scheinwerfer die Umgebung ab. Das Licht traf auf nackte Felsen und verkohlte Pflanzenreste. Selbst in Bodenrissen waren keine Anzeichen für einen neuen Pflanzenwuchs zu erkennen. Nur unten in der Ebene strahlten die Blumen.
Das Scharren wurde lauter. Es ließ Cascal erschauern. Es hörte sich an, als sei der gesamte Boden in Bewegung geraten.
»Wir gehen jetzt besser in die Schlucht zurück«, entschied Rhodan. »Ich möchte hier nicht von etwas überrascht werden, was wir nicht kennen.«
Sie stiegen das Hochplateau hinab. Das Licht ihrer Scheinwerfer tanzte vor ihnen über den dunklen Boden.
Plötzlich verschwand vor ihnen eine Felswand. Sie sank in sich zusammen wie erhitztes Fett. Die Überreste versickerten im Sand oder erstarrten zu Klumpen.
Rhodan und Cascal waren überrascht stehengeblieben.
»Haben Sie das gesehen?« erkundigte sich Cascal ungläubig.
Er blickte zur Seite und sah Rhodan nicken. Der Großadministrator hatte seinen Strahler gezogen. Cascal zog es vor, dem Beispiel seines Begleiters zu folgen.
Die auf so geheimnisvolle Weise verschwundene Wand hatte eine Höhle freigelegt, deren Größe schwer zu schätzen war. Die Scheinwerfer konnten nur den verlassenen Vorraum erhellen.
Rhodan schaltete sein Armbandfunkgerät ein und rief Gucky:
»Wecke die anderen und schicke uns Tolot und den Paladin hierher!« befahl er dem Mausbiber. »Wir haben hier eine weitere mysteriöse Entdeckung gemacht.«
»Braucht ihr mich auch?« fragte Gucky.
»Du bleibst besser im Lager, um nötigenfalls von dort aus eingreifen zu können. Ich habe ein
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