Silberband 048 - Ovaron
der Kapitän wandte sich an die anderen Gäste dieses Tisches. Der schlanke Mann mit den hängenden Schultern und dem auffallenden Anzug betrachtete Cascal einige Sekunden lang, ehe er sagte:
»Ohne unseren Gast zu verärgern, kann ich sagen, daß Prospektor Cascal ein etwas eigentümlicher Mann ist.«
Cascal knurrte: »Nicht ohne Grund.«
»Wahrscheinlich. Cascal hat eine Passage gebucht und sich bis heute in seiner Kabine aufgehalten. Er bat mich, seine Anwesenheit an Bord möglichst zu verschweigen. Kann ich Sie fragen, warum Sie … nun, etwas menschenscheu sind, Prospektor Cascal?«
Cascal zerteilte das Steak mit der Perfektion eines Chirurgierobots und hob den Kopf. Er sagte in vollendeter Ruhe:
»Die Menschen haben mich enttäuscht. Ich hasse größere Menschenansammlungen. Für mich sind schon zwei Menschen eine Belastung, einer ist mir lieber.«
Eine etwa dreißigjährige Frau in einem bordeauxroten Hosenanzug bemerkte kühl:
»Sie scheinen genau der richtige Prototyp für einen ausgezeichneten Ehemann zu sein, Patriarch.«
Cascal wartete, bis der Steward sein Glas gefüllt hatte, hob es hoch und sagte zu der Frau:
»Was ich bezweifle, Gnädigste. Sind Sie verheiratet?«
»Nein«, erwiderte sie und sah ihn über den Rand des Glases an. »Journalistin.«
Cascal brauchte sich nicht zu zwingen, in das Gelächter einzustimmen. Durch seine scharfen und verwegenen Äußerungen trug er dazu bei, daß seine Ankunft auf Olymp einwandfrei festgestellt werden konnte – es war für den Fortgang der weiteren Aktionen sehr wichtig.
»Woher kommen Sie, Prospektor?« fragte ein anderer Gast am Tisch, seinem Aussehen nach mindestens ein Exportkaufmann von Trade City.
»Von einem kleinen, unbedeutenden Planeten«, sagte Cascal und träufelte etwas Soße auf den Rest seines Steaks. »Ich bin Geologe, und die Planetare Verwaltung bat mich, einen schnellen Rundblick auf den Planeten zu werfen. Ich entdeckte bereits ohne tief ergehende Untersuchungen, welche Möglichkeiten der Planet bot. Große Erzlager, sehr viel Uranblende und Bauxit. Sehr vielversprechend.«
Der Kaufmann wiederholte beharrlich seine Frage:
»Welcher Planet, bitte?«
Cascal bedachte ihn mit einem überlegenen Lächeln.
»Ich bin durch ein Versprechen gebunden – Sie werden es sicher verstehen. Keine Namen, keine Daten, keine Koordinaten. Das hieße der Spekulation Tür und Tor, Schott und Schleusen zu öffnen. Sie verstehen, mein Herr?«
Der andere lächelte.
Zusammen mit den Äußerungen des Kapitäns verstand es Cascal, den Charakter des geheimnisvollen Auftauchens zu wahren. Die Gerüchte und die Bemerkungen würden ein übriges tun. Cascal war Gast dieses Schiffes gewesen und landete zusammen mit allen anderen in wenigen Stunden auf Olymp.
Cascal fragte, nachdem er sorgfältig seinen Kaffee mit Cognac umgerührt hatte, den grauhaarigen Kapitän:
»Wann werden wir landen, Kapitän Gordholm?«
»In genau vier Stunden«, sagte Gordholm. »Sie haben es eilig?«
Cascal nickte.
»Ich werde auf Olymp in mein eigenes Schiff umsteigen und die Forschungen auf dem bewußten Planeten vorantreiben.«
»Sofort nach der Landung?«
»So ist es«, erwiderte Cascal. »Wo findet der Abschlußball statt?«
Gordholm lächelte auf eigentümliche Weise.
»Wir haben lediglich drei der kleinen Bars geöffnet, Cascal. Die Abschlußbälle haben in den letzten Jahrhunderten stark an Beliebtheit verloren. Inzwischen sind Reisen durch das All etwas Alltägliches geworden.«
Cascal seufzte.
»Leider. Die schweigende Majestät der Sterne, die Unendlichkeit des Alls, die Gefahren, die auf Menschen und Schiffe lauern … das alles ist zu einer Alltagsaffäre abgesunken. Ich betone: leider. Jetzt kennen Sie auch einen weiteren Grund, weswegen ich einen Flug in meiner Kabine vorziehe – Massenbetrieb!«
Das letzte Wort sprach er voller Verachtung aus, einige Gäste zogen indigniert die Brauen hoch.
Cascals leicht überhebliche, sarkastische Art würde jeden täuschen. Er kam aus den Tiefen des Alls zurück, und kurz darauf startete er wieder in Richtung auf den kleinen, unbedeutenden Planeten voller Bodenschätze. Zusammen mit seiner Mannschaft und seinem Schiff, der OVERLUCK.
Zweifellos würden Spione der Machtzentren seine Ankunft registrieren und weitermelden, genau wie unzählige andere Daten über ähnliche Personen. Jeder, der nur den Anschein hatte, wichtig zu sein, wurde beobachtet. Auch Cascal. Und je selbstverständlicher die Tarnung wirkte,
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