Silberband 049 - Welten in Angst
zwischen den Felsen zu. Hinter der Barriere erhoben sich zweihundert Meter große Berge. Über ihren Gipfeln sah ich einen Teil des Saturn.
Die zerklüftete Felswand, vor der wir standen, besaß eine schiefergraue Färbung. Schmutziggelbe Flecken unterbrachen die Eintönigkeit dieses Anblicks. Auf vorspringenden Felszacken leuchteten Eisbrocken.
Ich schaltete meinen Helmscheinwerfer ein, denn im Schatten war fast nichts zu erkennen.
Merkosh zwängte sich in den eineinhalb Meter breiten Riß.
»Hier ist es, Terraner!«
Ich hielt meinen Strahler schußbereit auf ihn gerichtet.
»Wir können das Versteck nicht zusrrrammen ansehen«, fuhr er fort. »Einer von uns mrrruß draußen bleiben.«
Ich hörte den Spott aus seiner Stimme heraus. Er wollte andeuten, daß er mich leicht überrumpeln konnte, wenn ich mit der Untersuchung des Verstecks beschäftigt war.
Es war sein letzter, aber auch eindrucksvollster Versuch, mich von einer Untersuchung der Höhle abzuhalten.
Aber jetzt konnte ich nicht mehr zurück. Ein Rückzug hätte mich in Merkoshs Augen zum Feigling werden lassen.
»Komm heraus!« sagte ich entschlossen. »Ich will mir die Sache ansehen.«
Verblüfft verließ er seinen Platz. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, daß ich auf meinem Vorhaben bestehen würde.
Ich starrte ihn an.
»Ich werde wachsam sein«, warnte ich schließlich. »Solltest du mich angreifen, solange ich dein Versteck durchsuche, werde ich noch Kraft und Zeit haben, um dich zu erledigen.«
»Gaahk-gaahk-gaahk!«
Sein durchdringendes Gelächter tat mir in den Ohren weh. Ich wandte mich abrupt um und ging zu der Felsenspalte hinüber, die offenbar den Eingang zu Merkoshs Versteck bildete. Der Lichtstrahl meines Scheinwerfers wanderte vor mir über den Boden. Obwohl die Klimaanlage meines Schutzanzuges einwandfrei funktionierte, begann ich zu frösteln. Merkosh stand ein paar Dutzend Meter hinter mir, und ich wußte nicht, was er vorhatte.
Ich erreichte den Riß in der Felswand und leuchtete in den dahinter liegenden Hohlraum.
Am Boden lagen ein ausgebranntes Aggregat, ein paar nutzlose Kabelstränge und drei Abdeckungen aus Metall mit den dazugehörigen Verschlüssen. Ich starrte diese armselige Sammlung an und versuchte zu verstehen.
»Bist du jetzt zufrieden?« klang Merkoshs Stimme in meinem Helmlautsprecher auf.
Ich zwängte mich durch den Spalt ins Innere der kleinen Höhle und leuchtete die Wände ab. Es gab keinen Durchgang in eine zweite Höhle. Danach untersuchte ich Merkoshs Habseligkeiten. Wie konnte ein intelligentes Wesen sich der anstrengenden Arbeit unterziehen und solche Gegenstände aus der Station in dieses Versteck schleppen? Lag das wirklich nur an Merkoshs mangelndem Verständnis für die Technik der Station, oder spielten dabei Gründe eine Rolle, von denen ich nichts ahnte?
Vielleicht waren Abdeckungen, Kabel und das ausgebrannte Aggregat nur für mich sinnlos und besaßen für den Gläsernen einen unvorstellbaren Wert.
Ich dachte angestrengt über die Zusammenhänge nach.
»Willst du nrrricht mehr herauskommen?« erkundigte sich der Oproner.
Ich packte ein Kabelbündel und schleuderte es hinaus. Der Mißerfolg hatte mich wütend gemacht. Insgeheim hatte ich gehofft, daß Merkosh Dinge aus der Station entwendet hatte, die auch mir von Nutzen sein konnten. Dabei hatte ich übersehen, daß das Robotgehirn eine solche Aktion bestimmt verhindert hätte.
Als ich die kleine Höhle verließ, stand der Frequenzwandler noch immer neben der Steinplatte.
»Zufrieden?« erkundigte er sich.
Meine Augen verengten sich.
»Was verheimlichst du mir, Gläserner?«
»In der Tat, nrrrichts!«
Zwischen den Felsen sah die dunkle Silhouette seines in einen unförmigen Schutzanzug gehüllten Körpers geradezu grotesk aus. Seine langen Arme pendelten hin und her.
»Wozu hast du den Schrott hierhergebracht, Gläserner?«
»Ich tue das immer, wenn ich krybscher brrrin.«
Plötzlich erkannte ich die Wahrheit. Sie war ein Beweis für die Schläue dieses Wesens.
Merkosh hatte geglaubt, mich überlisten zu können. In allen Überlegungen, die er bisher angestellt hatte, mußte sein Versteck ein wichtiger Faktor sein.
Aber nicht dieses Versteck!
Das hatte er nur angelegt, um es mir zeigen zu können, wenn ich ihn in die Enge treiben sollte. Das war nun geschehen. Merkosh hatte ein paar nutzlose Dinge hierhergebracht.
Die ihm wichtigen Geräte, die er aus der Station gestohlen hatte, bewahrte er an anderer Stelle
Weitere Kostenlose Bücher