Silberband 049 - Welten in Angst
ab dem Zeitpunkt, an dem die Roboter aufgrund der Sicherheitsschaltung eingegriffen hatten.
Ovaron griff in die Tasche und hielt dann die ausgestreckte Hand, mit der Handfläche nach oben, in das Licht des Tiefstrahlers.
»Das ist …«, begann der Arkonide.
Ovaron nickte bedeutsam.
»Das ist ein zwei Quadratzentimeter großer Baustein unserer Bombe. Die dunkle Halbkugel in der Mitte war ein Gramm Sextagonium.«
Cascal fragte, sich vorbeugend: »War?«
»Ja, war Howalgonium, dann Sextagonium, schließlich in einer Art Halbwertszeit zerfallen. Vielleicht kann man damit Stahlteile putzen, aber als Bestandteil einer Zeitbombe ist es ziemlich unbrauchbar.«
Rhodan und Atlan wechselten einen langen Blick.
»Das war also der Grund.«
Merceile nickte und fügte hinzu:
»Das war der Grund, weswegen die Bombe nicht detonierte und weswegen auch der Satellit unverändert gefährlich ist.«
Cascal fragte:
»Wie weit sind die Roboteinrichtungen mit den Reparaturen?«
Ovaron hob die Schultern und fuhr sich mit der gespreizten Hand durch das Haar.
»Wir haben nirgends Reparaturarbeiten gesehen«, sagte er halblaut. »Offensichtlich sind alle Schäden schon ausgebessert worden.«
»Das ist fatal«, meinte Rhodan.
Er betrachtete das Schaltelement von allen Seiten, natürlich war nichts zu erkennen. Der Sextakompakt-Modifikator war ausgefallen.
»Ihre Mikroatombombe?«
Atlan richtete die Frage an Merceile.
»Sie hat aus einem merkwürdigen Grund versagt.«
Während die INTERSOLAR durch die Lufthülle der Erde fiel und abbremste, berichteten Ovaron und Merceile, wie die Positronik des Satelliten ein Kraftfeld oder mehrere Felder aufgebaut hatte, die sämtliche energetischen Anlagen der Eindringlinge hatten ausfallen lassen.
Cascal sah auf die Uhr.
»Es ist ein Uhr und wenige Minuten. Gerade jetzt wird der Vollalarm, Stufe eins von Plan IKARUS, zurückgenommen. Bis auf weiteres haben wir im Sonnensystem wieder normale Verhältnisse. Oder die Verhältnisse, die wir als normal ansehen.«
Auf seinen Antigravfeldern und mit ausgefahrenen Landestützen senkte sich der Stahlkoloß nach unten und berührte den Beton der Landeplatte. Fauchend federten die Landestützen ein. Dann wurden die Maschinen abgeschaltet. Wieder ertönten Kommandos, wieder verwandelte sich ein lebendiger technischer Mechanismus in ein stationäres Aggregat.
»Gelandet.«
Lordadmiral Atlan nickte und lehnte sich zurück.
»Haben Sie einen Plan, Ovaron und Merceile, wie wir diesem Satelliten jetzt noch zu Leibe rücken können?« fragte er unschlüssig.
Ovaron erwiderte:
»Noch nicht.«
Rhodan stand auf.
»Ich bin dafür«, sagte er müde, »daß wir alle jetzt bis morgen früh um neun Uhr versuchen, sämtliche Probleme zu vergessen. Schlaf eignet sich dazu am besten. Treffen wir uns um neun in der Administration? In meinem Büro?«
Atlan erhob sich ebenfalls.
»Einverstanden«, stimmte er zu. »Und … morgen werden wir dem Problem sicher ohne emotionelle Störungen gegenübertreten können.«
Zuerst hatte wegen des einfliegenden Riesenraumschiffes die Erde den vorübergehend errichteten Paratronschutzschirm abgeschaltet, der den Planeten umgeben hatte.
Nacheinander folgten die anderen Planeten.
Das Signal war der Anfang für eine Massenbewegung, die der entsprach, die vom Alarm ausgelöst worden war, als es um die Zündung des Sonnensatelliten ging. Jetzt lief sie rückwärts ab. Die Menschen gingen zurück in ihre Wohnungen; soweit erforderlich, an ihre Arbeitsstätten.
Häuser füllten sich wieder, die Lichter der Straßen und in den Fenstern brannten. Die Stadt in der Gobi wurde wieder zu einem Mehrfachkreis voller Licht, Farben und Bewegungen.
Auch die anderen Planeten kehrten in die normale Situation des Lebens zurück.
Fünfundzwanzig Milliarden Menschen bewegten sich wieder.
Aber die Angst vor dem Verhängnis, das der Sonnensatellit auslösen konnte, war geblieben.
»Und ich sage Ihnen allen, daß dies ein Umstand war, den keiner von uns ahnen konnte«, sagte Waringer. Es war der siebte Juni, morgens neun Uhr vierzig.
Joaquin Manuel Cascal, der eine schlafarme Nacht hinter sich hatte und unausgeschlafen stets etwas mürrisch war, hob die Hand.
»Ja?« fragte Waringer ihn.
»Verzeihen Sie, Professor Waringer«, sagte Cascal halblaut und konzentriert, »ich habe weder vor, Sie zu beleidigen, noch Ihren Ruf anzuzweifeln. Aber man kennt heutzutage doch die Zerfallszeiten sämtlicher Elemente, auch der Transurane. Ist
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