Silberband 050 - Gruelfin
gefüllt, und mit Atlans Hilfe streifte er ihn ab.
Der Arkonide untersuchte die Rückenwunde und atmete auf. Die scharfe Bruchkante des Schutzschirmaggregats hatte etwa einen Zentimeter tief ins Fleisch eingeschnitten, und die etwa fünfzehn Zentimeter lange Wunde war von blauen Druckstellen umgeben.
Atlan sprühte Heilplasma in den klaffenden Riß und klebte einen schmalen Streifen selbstklammernde Bioplastikfolie darüber. Sie würde die Wunde zusammenziehen und das Zusammenwachsen der Wundränder beschleunigen.
»Sie brauchen einen Tag Bettruhe«, bemerkte er ironisch dazu. »Dann dürfen Sie wieder leichte Arbeiten verrichten.«
»Oh, den rechten Arm kann ich immer noch abheben, Sir. Wie wäre es mit einem kleinen Abstecher in die Bar …?«
»Ich fürchte …«, antwortete der Arkonide mit einer an ihm ungewohnten Mutlosigkeit in der Stimme, »… wir werden niemals mehr eine Bar aufsuchen.«
Er hielt den Kombistrahler ruhig in der Hand und sah der Kolonne takerischer Kampfroboter gefaßt entgegen.
Mit diesem Augenblick hatte er seit Jahrtausenden rechnen müssen. Auch ein Unsterblicher war nicht gefeit gegen den gewaltsamen Tod.
Es waren ungefähr dreißig schwere Maschinen, die in lockerer Formation die Wüste durchkämmten.
Zwei Männer gegen dreißig Roboter.
Gleichzeitig hoben Mentro Kosum und er die Waffen – doch keiner von ihnen schoß.
Zwischen den Robotern glühte plötzlich ein grellweißer Energieball auf.
Atlan und Kosum schlossen die Augen.
Als sie sie wieder öffneten, brodelte dort, wo eben noch rund dreißig Kampfroboter gestanden hatten, ein See aus geschmolzenem Wüstensand und Metallplastik.
»Das war Guckys Geschoß!« zirpte eine schrille Stimme aus dem Helmempfänger.
Atlan war einen Herzschlag lang wie versteinert. Dann wandte er langsam den Kopf und sah zu der kleinen, annähernd birnenförmigen Silhouette hinüber, die sich dunkel gegen den Glutball der MARCO POLO-Schutzschirme abhob.
»Was tust du hier?« fragte Atlan völlig verwirrt.
Gucky kicherte leise.
»Ich rette Unsterbliche vor dem Tode. Aber kein Mensch kann umsonst arbeiten. Komm her, Lordadmiral, ich habe einen Job für dich.«
Atlan seufzte, doch er ging zu Gucky hinüber. Unterwegs holte ihn Mentro Kosum ein. Der Emotionaut schwebte, offensichtlich beförderte der Ilt ihn telekinetisch.
Atlans Fuß stockte, als er den Krater erreichte, an dessen Rand Gucky stand. Gleichzeitig erblickte er Roi Danton und Major Lokoshan.
»Also, was habe ich zu tun, Kleiner?« fragte er. »Du hast mir das Leben gerettet, folglich stehe ich in deiner Schuld.«
Der Mausbiber stieß einen schrillen Pfiff aus.
»Sonst wärst du auch viel zu stolz, um von mir so etwas wie einen Job anzunehmen, Ex-Imperator. Ich möchte, daß du dich und Mentro von mir in Sicherheit bringen läßt. In die MARCO POLO können wir augenblicklich nicht, aber dort, wo Tolot und der Paladin gewütet haben, seid ihr ebenso sicher.«
»Und ihr …?« fragte Atlan mit einem Seitenblick auf Danton und Lokoshan.
»Meine Begleiter und ich sind zu wertvoll, als daß man sie kaltstellen dürfte«, entgegnete Gucky spitz.
Da waren sie …!
Vier stumpfgraue schwere Kampfroboter stampften den Gang entlang. Ihre Augenzellen glühten rötlich, und in den Händen hielten sie gefährlich aussehende Waffen.
Sie sahen Ingwar Bredel – beziehungsweise den Körper des Rächers – nicht später, als Bredel sie sah. Und sie schossen beinahe sofort.
Doch der nach einem Plan von rund zweihunderttausend Gemordeten konstruierte Rächer konnte noch schneller reagieren.
Und er besaß Fähigkeiten, die sich Roboter im allgemeinen und takerische Roboter im besonderen nicht einmal vorzustellen vermochten. Bredels Geist änderte die Projektionskoordinaten jener verschiedenartigen energetischen Ladungen, aus denen sich die Atome des Rächers zusammensetzten wie alles Existente. Praktisch im gleichen Augenblick stand der Rächer hinter den Kampfrobotern.
Blitzschnell öffnete er die Rückenklappen der Roboter und entfernte die Aktivierungsstifte. Danach hob er zwei der schweren Handwaffen auf, die den Robotern entfallen waren, und kehrte zu Ovaron zurück.
Der Ganjo wog einen der Strahler in der Hand und betrachtete ihn argwöhnisch.
»Diese Art Energiewaffen ist mir unbekannt«, flüsterte er. »Es muß sich um eine takerische Neuentwicklung handeln.« Er tastete die Mündung ab. »Ich fühle keine Öffnung.«
»Entschuldigung!« sagte Ingwar Bredel. »Ich
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