Silberband 050 - Gruelfin
Untergrund eingedrückt hatte, bewegte sich die Oberfläche des Tafelberges.
»Wir sinken!« stellte ein Mann fest.
»Ein gigantischer Lift«, ergänzte Manishe.
Eine Felsplatte mit mindestens einhundert Metern Durchmesser senkte sich langsam nach unten. Als sie hundert Meter zurückgelegt hatten, hielt sie an. Von allen Seiten näherten sich gewaltige hydraulische Arme dem Schiff, und dann sprühte aus Tausenden von großen Druckdüsen eine Flüssigkeit auf den Schiffsrumpf. Sie spülte innerhalb von fünf Minuten fast sämtliche radioaktiven Niederschläge weg, dann begann eine Preßluftanlage zu heulen wie ein Sturm und trocknete das Schiff wieder. Der Lift setzte seine Fahrt fort.
Cascal grinste:
»Toller Service, nicht wahr?«
Manishe gab zurück:
»Reiner Selbsterhaltungstrieb der Ganjasen – oder wie diese weißhaarigen Maulwürfe heißen mögen.«
»Beleidigen Sie unsere Gastgeber nicht vor dem ersten Händeschütteln«, sagte Cascal gedankenverloren.
Etwa eintausend Meter tief sank der Lift ab. Es ging durch einen dunklen Stollen, dessen Wände nur an wenigen Stellen beleuchtet waren. Aber diese Beleuchtung ließ erkennen, daß hier gewachsener Fels hervorragend glatt bearbeitet und verkleidet worden war. Nach etwa einer halben Stunde wurde das Schiff leicht erschüttert – sie waren in einer riesigen Hangarhalle.
»Erdgeschoß«, sagte Manishe. »Spielwaren, Kantine, Kreditbüro!«
Ein befreites Lachen ging durch die Zentrale.
Dieser Planet, der unwirtlicher nicht sein konnte, war nach wie vor ein hervorragend getarnter Stützpunkt. Aber war er noch immer das, was Ovaron von ihm in Erinnerung hatte?
Cascal löste die Gurte und sah zu, wie sämtliche Maschinen des Kreuzers abgeschaltet oder in Leerlauf versetzt wurden. Das unbehagliche Gefühl, das während des Anflugs in dieses Systems begonnen hatte, nahm wieder zu.
»Verdammt!« sagte Cascal zu Manishe. »Was erwartet uns hier?«
Das Gesicht des Flottillenkommandanten war nach wie vor sehr ernst und unwillig. Er hatte sich diesen Einsatz anders vorgestellt. Wie, das vermochte er nicht zu sagen. Auf alle Fälle nicht mit einer Gefangenschaft am Ende.
»Sicher viele Überraschungen. Und vorwiegend unangenehme!«
13.
»Hier sind wir nun gelandet, in einem tiefen Berg, als Gäste oder Gefangene?« fragte Penka Manishe. Die Männer in der Zentrale hatten ihre Sessel verlassen. Cascal, Penka und zwei andere Offiziere standen neben dem Pferdemutanten in einer Gruppe zusammen, und Cascal schielte immer wieder unruhig auf den Schirm, auf dem vor einiger Zeit Valtenosch erschienen war wie eine Figur aus alten Sagen.
»Vermutlich eine Mischung mit mehr Betonung auf Gefangenschaft«, schränkte Cascal ein.
Sie brauchten nicht lange zu warten.
Gerade als Claudia Chabrol sich bis zu Oberst Cascal durchgekämpft hatte, füllte sich der Schirm wieder.
»Willkommen an Bord, Valtenosch!« grüßte Cascal und ging langsam auf den Schirm zu. Claudia blieb neben ihm.
»Wir fordern Sie nun auf, auszusteigen«, sagte der Planetarier. »Der Hangar ist strahlungssicher, und die wenigen Reststrahlungen werden abgeschirmt. Wir wollen mit Ihnen sprechen. Alle Besatzungsmitglieder verlassen sofort das Schiff.«
Cascal nickte und hob die Hand bis in Brusthöhe. »Sehen Sie genau her«, forderte er Valtenosch auf. »Ich schalte viermal.«
»Ich sehe. Was bedeutet das?«
»Das«, erläuterte Cascal mit einem breiten Grinsen, das vor Selbstsicherheit zu strotzen schien, »ist die Sicherheitsautomatik, die wir in jedes unserer Schiffchen eingebaut haben. Sie verhindert, daß ein Fremder unser Schiff betreten kann.«
»So?«
»Ja. Falls ein einziger von Ihnen den Versuch unternehmen sollte, dieses Schiff zu betreten, würden sämtliche kernchemisch arbeitenden Aggregate und auch unsere unerhört wirksamen Bomben schlagartig detonieren. Sind Sie sicher, daß Sie das hier unten brauchen können?«
Nachdenklich meinte Valtenosch:
»Sie scheinen ein sehr vorsichtiger Mann zu sein, Kommandant.«
Cascal lächelte verlegen und breitete die Arme aus.
»Was würden Sie an meiner Stelle anderes unternehmen, Valtenosch? Denken Sie nach – habe ich andere Möglichkeiten?«
»Wenige. Bitte kommen Sie jetzt in den Hangar. Sie gehen schnell durch den Korridor, den wir errichtet haben. An dessen Ende erwarte ich Sie.«
Cascal nickte langsam.
»Verstanden. Es dauert einige Sekunden.«
Dann griff er nach dem Mikrophon, schaltete auf Schiffskommunikation um und
Weitere Kostenlose Bücher