Silberband 051 - Vasall der Mächtigen
schien in ihrer Umgebung riesige Felsumschichtungen vorzunehmen. Ein Höllenlärm brach aus und fing sich in dem engen Metallrohr, und sie alle dachten, sie wären im Innern einer riesigen Glocke gefangen. Sie hörten das Zischen heißen Dampfes, das Plätschern von Wasser und immer wieder das Fallen von Steinen und Felsstücken. Aber noch immer glitt der Lift nach oben.
Rhodan entschloß sich, die Gefahr zu verkleinern.
»Ras!« schrie er durch den Krach.
»Ja?«
»Suchen Sie Ovaron, berichten Sie, wo wir sind, und lassen Sie sich sagen, was inzwischen geschehen ist. Schnell!«
Der Mutant fragte:
»Sie bleiben weiter hier?«
»Ja, Sie wissen, wo wir sind. Nötigenfalls müssen Sie uns herausholen. Klar?«
»Ich gehe!« sagte Tschubai und war verschwunden, aber das konnte in der Dunkelheit niemand sehen.
Die Fahrt durch das Chaos aus Wasser und Dampf, Lärm und schwankendem Metall ging weiter. Die lange Röhre der Liftanlage begann zu federn, schwang ganz langsam in einem Kreis herum wie ein Gewicht in der Mitte eines bewegten Seiles. Rasselnd und knirschend bewegte sich die Scheibe nach oben, und die Erdstöße wurden nur langsam geringer. Als sich die Gefährten durch eine Zone bewegten, die etwas heller schien, mußten sie merken, daß hier das Metall bereits zu glühen begann.
Der Weg durch die Finsternis ging weiter. Wie lange es dauern würde, war niemandem bekannt. Gucky war noch immer völlig erschöpft – er bewegte sich zwischen langen Perioden des tiefen Schlafes und kurzen Zeiten des Wachseins, in denen er nichts anderes sah als Dunkelheit und darin die Scheinwerferstrahlen des siganesischen Roboters.
Die Minuten schienen sich ins Unerträgliche zu dehnen.
Die Fahrt ging weiter.
Und unaufhörlich bebte die Liftröhre, prasselten ungeheure Massen von Steinen und Felsen nach unten, zitterte der gesamte Berg. Jetzt war das Beben offensichtlich in seine letzte, entscheidende Phase eingetreten. Wieder befand sich die kleine Gruppe in Lebensgefahr, obwohl sie jede Sekunde um einen Meter weiter der Oberfläche entgegenbrachte.
»Verdammt!« flüsterte Rhodan.
Aber in der Dunkelheit und in dem Lärm der tobenden vulkanischen Natur verstand ihn niemand.
Der erste Versuch Ras Tschubais mißlang völlig.
Er hatte sich flüchtig orientiert und kam in einer Halle heraus, die wie eine blitzsauber ausgeräumte Lagerhalle wirkte. Glatte, feinbearbeitete Felswände an allen vier Seiten, darüber eine Dachkonstruktion aus Stahlrohren, von der runde Beleuchtungskörper herunterhingen, nicht weniger als fünfhundert Stück. Jede war in einer anderen Höhe angebracht, ein bizarres Bild.
Der zweite Versuch war dafür um so erfolgreicher. Ras kam, zu seiner eigenen Verblüffung, wieder in der Halle der Vasallen heraus.
»Auch hier … die Beben«, sagte er und begann zu laufen.
Ovaron saß im Zentrum der geräumigen Halle. Die Vasallen hatten ihm eine ausgesprochen luxuriöse und fremdartige Residenz eingerichtet.
»Ovaron!« rief Ras.
Er landete nach einem Kurzsprung gegenüber von Ovaron auf einem Sessel.
»Ras Tschubai!« rief der Ganjo und sprang auf. »Ich bin erleichtert! Ich habe euch alle für verloren gehalten! Wie geht es … Mann, wie sehen Sie aus?«
Ras hob die Hand und sagte schwach:
»Wir leben noch alle. Wir sind in den letzten Stunden …«
»… in den letzten Tagen, Ras!«
Sie sahen sich an. Von fern vernahmen sie beide das Donnern des unterirdischen und unterseeischen Bebens. Auch hier, in diesem Raum, vibrierten alle Gegenstände.
Ovaron deutete auf Ras und sagte:
»Zuerst Sie. Berichten Sie. In der Zwischenzeit lasse ich frische Kleidung kommen, und Sie brauchen dringend ein Bad.«
»Was haben Sie erreicht?« fragte Ras.
Ovaron war aufgesprungen und führte ihn zu einem Wandschirm, der vor einer automatischen Badekabine stand. Kleine, kastenförmige Robots schwebten umher und schienen den Befehlen des Ganjos zu gehorchen.
Ovaron sagte, während Ras sich auszog:
»Ich werde auch etwas zu essen bringen lassen. Ich habe sehr wichtige Nachrichten, Ras!«
»Ich höre! Schnell – die anderen stecken in einem Lift, der mitten im Bebengebiet steht.«
Während Ras Tschubai sich in die Waschkabine stellte, sagte Ovaron:
»Erstens: Ich habe Ihre X-Logik für meine Zwecke weiterentwickelt, ausprobiert und angewendet. Ich gebe also Befehle, die ich keineswegs so befolgt haben will. Also reagieren die verrückten Vasallen entsprechend anders – alles funktioniert, wie ich es
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