Silberband 052 - Exil im Hyperraum
Kopfzertrümmerer. Sie war so alt, daß niemand wußte, wer sie gebaut hatte. In der Vergangenheit war sie oft erneuert worden und hatte sich dadurch zu einem mehrschichtigen Wall mit glatter Oberfläche entwickelt.
Zu beiden Seiten der Straße bleichten Skelette, vertrockneten Pflanzen, deren Samen der Wind in dieses öde Land getragen hatte, und verfielen Transportfahrzeuge, die ihr Ziel nie erreicht hatten.
Die Legende berichtete von einem Kroakster aus dem Geschlecht der Vansons, der angeblich in einem von sechs Turpis gezogenen Wagen von Farthagon nach Palson gefahren war. In der Überlieferung hieß der Kroakster Lecster-Laclop, was oft genug Anlaß für Verwirrung war, denn Lecster-Laclop war ein kreminischer Name. Die Kreminen behaupteten, daß einer der ihren die Straße der Elenden bezwungen hatte. Dabei hatten weder die Kroakster noch die Kreminen Grund, stolz auf den umstrittenen Ahnen zu sein, denn die Legende wollte wissen, daß er ein Mörder und Frauenräuber gewesen war.
Im Land Kroth wurde der Name dieser Sagengestalt niemals erwähnt, denn die Bewohner der siebenundzwanzig Gebäude zu beiden Seiten der Straße hatten andere Sorgen: Sie kämpften um ihr Leben.
Wenn einmal Wagen vorbeikamen, wurden sie in den allermeisten Fällen von Wachen begleitet, so daß ein Überfall sich nicht lohnte. Im Gegenteil: Die Begleitmannschaften fielen oft genug über die Bewohner der wenigen Häuser her und raubten sie aus.
So gab es an keiner Stelle der Straße, deren Geschichte gewiß nicht arm an schrecklichen Ereignissen war, so viel Elend wie im Land Kroth. Kroth lag ungefähr in der Mitte zwischen Farthagon und Palson. Hier lebten die Ausgestoßenen und Alten, die Kranken und Nichtdenker. In siebenundzwanzig Gebäuden und doppelt so vielen Erdhöhlen hausten insgesamt zweihundert Kroakster und Kreminen. Kroth war das einzige Land auf dieser Welt, wo die Angehörigen beider Völker sich nicht bekämpften.
Von Dekade zu Dekade wechselten sich Kroakster und Kreminen in der Führung ab, die Not zwang die jeweiligen Anführer zu vernünftigen Maßnahmen. Neuankömmlinge begriffen schnell, daß in dieser Umgebung kein Platz für Streitigkeiten war.
Eines Tages fiel ein Schatten über das Land Kroth. Ein riesiges Raumschiff verdunkelte die Sonne und sank langsam tiefer. Als es landete, zertrümmerte es den Brunnen vor der Siedlung. Niemand nahm das tragisch, denn dort gab es seit Jahrhunderten kein Wasser mehr.
Es war Mittag, die heißeste Zeit des Tages.
Der ohrenbetäubende Lärm, den die Triebwerke machten, lockte die Kroakster und Kreminen auf die Straße. Das Raumschiff ragte wie ein Berg vor der Siedlung auf. In seiner äußeren Form sah es wie ein überdimensionaler Tropfen aus.
Ein nebelartiger Schleier löste sich aus einer Luke des Schiffes und senkte sich über die Siedlung. Die Bewohner sahen verwundert zu. Sie spürten, daß sie schnell müde wurden, wenn sie den Nebel einatmeten, aber bevor sie fliehen konnten, lagen sie bereits bewegungslos am Boden.
Im Raumschiff öffnete sich eine größere Luke. Eine flache Scheibe von zwanzig Metern Durchmesser glitt heraus. Sie besaß nur wenige Aufbauten. Aus der Unterseite der Scheibe ragten ein paar metallene Greifarme.
Der Flugkörper glitt lautlos über die Straße der Elenden hinweg. Er erreichte die ersten Gebäude und begann langsam zu rotieren. Dann bewegte er sich auf ein verfallenes Haus zu. Die Greifarme legten sich um einen bewußtlosen Kreminen und hoben ihn auf die Oberfläche der Scheibe.
Innerhalb weniger Augenblicke sammelte die Scheibe auf diese Weise fünf Kreminen ein und flog mit ihnen zum Raumschiff zurück. Die Luke schloß sich wieder hinter dem mysteriösen Flugkörper. Das Raumschiff startete, und als die Bewohner der Siedlung wieder zu sich kamen, erinnerten nur noch der zerstörte Brunnen und der von den Strahlen der Triebwerke schwarzgebrannte Boden an den Besuch einer überlegenen Macht.
Die Kroakster und Kreminen stellten schnell fest, daß fünf Kreminen fehlten. Für alle anderen bedeutete das eine Vergrößerung der täglichen Nahrungsration, und sie waren daher eher froh als betrübt.
Gelegentlich erzählten die Bewohner der Siedlung vorbeikommenden Fremden vom Besuch des Raumschiffs. Aber irgendwie war dieses Ereignis zu phantastisch, um sich lange in der Vorstellungswelt der Eingeborenen halten zu können.
Sechzig Jahre später verließ der letzte Bewohner die Siedlung im Land Kroth. Nur ein paar hundert Meter
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